KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 11:07
(bisher 2.622x aufgerufen)

O felix culpa!

279. Kolumne

Von loslosch angeregt:

O glückliche Schuld! Das volle Zitat (aus der Osternacht-Messe): O certe necessarium Adamae peccatum, quod Christi morte deletum est! O felix culpa, quae talum ac tantum meruit habere Redemptorem! - O wahrlich notwendige Schuld Adams, die durch Christi Tod getilgt worden ist! O glückliche Schuld, die verdient hat, einen solchen, ja so großen Erlöser zu haben!

Hinter dem Gedanken steckt (auch) der Brückenschlag AT > NT bis hin zu dem Bezug zum Paradies: Unbewusstes Glück ist gott-loses Glück. Indem sich Gott offenbart, erhalten Adam und Eva ebenbildliche Freiheit zu handeln, zu wählen zwischen Gut und Böse: Moral. Das Böse (Luther: der Teufel) konstituiert im dualen Mit- und Gegeneinander moralisches Handeln, das gottgemäß sein soll (Gott gibt die Moral vor, aber welche in concreto?)...

Die Sünden- oder Schuldfähigkeit des Menschen steht unzweifelhaft fest; sie wird hier elegant eingebunden in ein theologisch in sich stimmiges Denkgebäude. Den Begriff der Erbsünde, der sich philosophisch und frei von allen Gedanken an das Weltgericht formulieren ließe, lasse ich hier beiseite.

Im Verlauf der Geschichte wurde aus dem jüdischen Monotheismus im Christentum zunächst Vater und Sohn, der sich (im NT) opfert (vgl. AT: Abraham und Isaac), dann kommt der heilige Geist dazu, später Maria (vielleicht die beste Erscheinung auf dem Weg zum christlichen Polytheismus), und die vielen Heiligen und Päpste, bis hinunter zum Pfarrer und Ministranten.
Der Text der Messe bedient eine theologische Konstruktion. Die Naivität, mit der insbesondere fromme Katholiken eine solche Theologie glauben können, steht in einem faszinierenden Widerspruch zu der kanonischen Kirchenwirklichkeit in Sachen Glaube und seine Umsetzung in moralische Realität.
So kritisch ich diese Theologie sehe (die teilweise ihre Entsprechungen in den protestantischen Kirchen hat), so sehr schätze ich sie als prämoderne Mythologie, die bis auf den heutigen Tag ästhetisch wirkt (z. B. der Malerpriester Herbert Falken).

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 loslosch (02.12.11)
eine zusammenfassung von kommentarfolgen.

... dann kommt der heilige Geist dazu, später Maria (vielleicht die beste Erscheinung auf dem Weg zum christlichen Polytheismus), und die vielen Heiligen und Päpste, bis hinunter zum Pfarrer und Ministranten ...

das ist gewaltig und gewagt. christlicher polytheismus, ja.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram