BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 14. Mai 2018, 19:57
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kleine Menschen, große Stimmen

Wenn ich "Nennt mir ein paar große Stimmen." sage, an wen denkt ihr dann?
Wahrscheinlich erst einmal an die großen Tenöre wie LUCIANO PAVEROTTI, PLACIDO DOMINGO, JOSÉ CARRERAS oder ANDREA BOCELLI. Vielleicht auch an MONTSERRAT CABALLÉ.
Wenn ich euch dann bitten würde, an die Unterhaltungsmusik zu denken, würde wahrscheinlich Namen wie FREDDIE MERCURY, TINA TURNER oder WHITNEY HOUSTON fallen. Alles große Stimmen, keine Frage.

Ich will mich heute vier anderen großen Stimmen annehmen. Allesamt Stimmen von Menschen, die kleiner als 1,65 m sind bzw. waren.
Und beginnen möchte ich mit dem (für mich) größten Rock- und Metalsänger aller Zeiten. Wobei das nicht auf seine Körpergröße von 1,63 m bezogen ist, sondern auf die Lieder und Alben die er u.a. mit den Bands RAINBOW, BLACK SABBATH und HEAVEN & HELL eingesungen hat. Die Rede ist natürlich von RONNIE JAMES DIO, der mit bürgerlichem Namen RONALD JAMES PADAVONA hieß und am 16. Mai 2010 viel zu früh an seiner Magenkrebserkrankung verstarb.
Seine Karriere begann bereits 1957 mit der Schulband THE VEGAS KINGS. Auch nach der Schulzeit blieb diese Band zusammen und spielte, unter verschiedenen Namen (RONNIE & THE RUMBLERS, RONNIE AND THE RED CAPS, RONNIE DIO AND THE PROPHETS) bis 1967 hauptsächlich Coverversionen von bekannten Songs der 50er und 60er Jahre.
Nach einigen Besetzungswechseln änderte sich der Name der Band zunächst in THE ELECTRIC ELVES, was später zu THE ELVES abgekürzt wurde.
Anfang der 70er Jahre wurden ROGER GLOVER und IAN PAICE, ihres Zeichens Bassist und Schlagzeuger von DEEP PURPLE auf die Gruppe aufmerksam und boten ihnen an, ihr erstes Album zu produzieren. Dafür wurde der Bandname erneut geändert, dieses Mal zu ELF. Unter diesem Namen tourten sie auch als Vorgruppe von DEEP PURPLE durch die USA.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte DIO neben dem Gesang auch das Bassspiel beigesteuert, was er aber fortan aufgab. Auf den beiden folgenden ELF-Alben aus den Jahren 1974 und 1975 war er dann nur noch als Sänger zu hören.
Ebenfalls 1975 stieg Gitarrist RITCHIE BLACKMORE bei DEEP PURPLE aus und machte ELF zu seiner neuen Band, die sich nun RITCHIE BLACKMORE'S RAINBOW (ab 1977 nur noch RAINBOW) nannte.
Das 1976 erschienene Album "Rising" gilt als einer der Meilensteine der Rockgeschichte, nicht zuletzt aufgrund von DIOs Gesangsleistung.
Diese war es auch, die ihm, nach seinem Ausstieg 1978, den Posten als Nachfolger von OZZY OSBOURNE am Mikro von BLACK SABBATH einbrachte. Gleich das erste Album, das SABBATH mit ihrem neuen Sänger aufnahmen ("Heaven & Hell") wurde zu einem weiteren Meilenstei der Rockgeschichte und stellte sicher, dass SABBATH auch ohne OZZY erfolgreich sein konnten.
Aber auch diese Zusammenarbeit endete nach nur wenigen Jahren, so dass DIO beschloss, seine eigenen musikalischen Visionen in einer eigenen Band zu verfolgen. Diese nannte er kurzerhand DIO und gleich das Debütalbum "Holy Diver" (1983) wurde (ihr ahnt es) ein weiterer Meilenstein der Rockgeschichte. Somit ist RONNIE JAMES DIO der einzige Sänger, dem es gelang mit drei verschiedenen Bands ein Album aufzunehmen, dass als Meilenstein angesehen wird. (Soll ich zu dem Thema "Album-Meilensteine der Musikgeschichte" vielleicht mal eine separate Kolumne schreiben?) Bis zu seinem Tod nahm DIO mit "seiner" Band weitere Alben auf, kehrte zwischenzeitlich (1991 - 1993) zu BLACK SABBATH zurück (Album "Dehumanizer" 1992) und schloss sich 2007 wieder mit jenen Musikern zusammen, mit denen er 1981 das BLACK SABBATH-Album "Mob Rules" aufgenommen hatte. Gemeinsam mit Gitarrist TONY IOMMI, Bassist GEEZER BUTLER und Schlagzeuger VINNIE APPICE nahm er unter dem Namen HEAVEN & HELL das Album "The Devil you know" auf, welches gleichzeitig das letzte Studioalbum sein sollte, auf dem er als Hauptsänger zu hören ist. Die letzten Aufnahmen, auf denen er zu hören ist sind die Songs "The Code" von der Band THE RODS und "Metal will never die" von seinem Cousin DAVID "ROCK" FEINSTEIN, der gleichzeitig Sänger von THE RODS ist.

Kommen wir von einem kleinen Sänger mit großer Stimme zu einer kleinen Sängerin, deren Stimme ihr ebenfalls eine große Karriere beschert hat: KYLIE MINOGUE.
Bereits als Kind spielte KYLIE (geb. 28.05.1968) in australischen Fernsehserien mit, doch erst mit der Serie "Neighbors" gelang ihr 1986 der große Durchbruch. Nachdem sie bei einem Fußballbenefizspiel den Song "The Loco-Motion" (im Original von LITTLE EVE) gesungen hatte, bekam sie einen Plattenvertrag und nahm diesen Song (unter dem Namen "Locomotion") als ihre erste Single auf. Er erreichte Platz 1 der australischen Charts, wo er sich ganze sieben Wochen halten konnte und verkaufte sich so gut, dass er die erfolgreichste Single der gesamten 80er in Australien werden sollte.
Aufgrund dieses Erfolges wurde sie vom britischen Produzententeam SAW (STOCK, AITKEN, WATERMAN) unter Vertrag genommen, die sich selbst auch gern als "Hit Factory" bezeichneten. Nicht zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. Die Singles "I should be so lucky", "Got to be certain", "Je ne sais pas pourquoi" und das neu abgemischte "The Loco-Motion" platzierten sich allesamt hoch in den britischen Charts. Gleiches gilt für KYLIEs erstes Album "Kylie", das sich weltweit über sieben Millionen Mal verkaufte und in Großbritannien zum erfolgreichsten Album des Jahres 1988 avancierte.
Während sie von den Musikkritikern als "singender Wellensittich" abgetan wurde, war sie gerade bei den Jugendlichen weltweit sehr beliebt. Aufgrund ihres wachsenden Erfolgs in der Musikbranche verließ sie 1988 die Serie "Neighbors", startete jedoch bereits 1989 eine (wenn auch nicht gerade erfolgreiche) Karriere als Filmschauspielerin.
Die frühen 90er Jahre zeigten KYLIE von einer anderen Seite als bisher. Sie streifte zunehmend ihr "braves Mädchen von nebenan"-Image ab und zeigte sich auf der Bühne und in Musikvideos freizügiger. Auch schrieb sie nun zunehmend eigene Songs, was zu einer Veränderung ihres Sounds vom Pop in Richtung Dancemusic führte. So wurden ihre Songs in den angesagtesten Danceclubs in Großbrittanien gespielt und auch in der Schwulen-Szene fand ihre Musik großen Anklang.
Während ihre Alben in den frühen 90er zunehmend vielschichtiger wurden und einen Selbstfindungsprozess darstellten, gingen die Plattenverkäufe zurück. Und das, obwohl KYLIE nun erstmals sogar von angesehen Musikmagazinen gute Kritiken erhielt.
1992 trennte sich KYLIE von der "Hit Factory" und unterschrieb bei einem Indie-Label. In dieser Phase ihrer Karriere entwickelte sie sich musikalisch enorm weiter und ging auch eher ungewöhnliche Kollaborationen ein. Die erfolgreichste war sicherlich die Single "Where the wild Roses grow", dass sie im Duett mit NICK CAVE aufnahm und zu ihrem größten Erfolg in den 90ern werden sollte.
Insgesamt verlief ihre Karriere in den 90ern sehr ungleichmäßig. Ihr Album "Impossible Princess" (1998) war z.B. in ihrer Heimat Australien ein großer Erfolg, während es in Europa zunächst umbenannt werden musste (wegen dem Tod von LADY DI fand man den Titel unpassend) und auch sonst nur mäßig erfolgreich war.
Das neue Jahrtausend begann dagegen umso erfolgreicher. Nachdem KYLIE bereits im Jahr 2000 auf Platz 1 (mit "Spinning around") und 2 (mit "On a Night like this" und "Kids", einem Duett mit ROBBIE WILLIAMS) der britischen Charts landete, gelang ihr 2001 mit "Can’t get you out of my Head" das ganz große weltweite Comeback, inklusive der ersten Top 10-Platzierung in den USA (Platz 7) seit 1987 (mit "The Loco-Motion"). Sie und MADONNA sind somit die einzigen Solokünstlerinnen, die sowohl in den 80er, als auch in den 90ern und 2000ern jeweils mindestens einen Nr. 1 Hit hatten.
Erwähnenswert sind in dieser Phase ihrer Karriere ihre Auftritte bei der Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele, sowie der Eröffnungsfeier der Sommer-Paralympics in Sydney im Jahre 2000 und ihr Auftritt bei "Wetten, dass..." 2001. Im selben Jahr spielte sie auch zum ersten Mal Konzerte in Deutschland.
Während KYLIE sich in diesen Jahre noch stark als Sexsymbol inszenierte, distanzierte sie sich in den beiden darauf folgenden Jahren deutlich davon. Auch ihre Musik veränderte sich wieder. Weg von den Dance-Elementen, hin zu R&B und Soul. Während Kritiker diese erwachsenere und gereifte Seite von KYLIE lobten, zeigten die Fans sich weniger begeistert und die Plattenverkäufe gingen, besonders in den USA (auf die man eigentlich abgezielt hatte) deutlich zurück. Immerhin konnte sie sich dort aber in der Clubszene als feste Größe etablieren. Außerdem wurde sie dort von 2003 bis 2005 jährlich für einen "Grammy" nominiert, den sie 2004 für die Single "Come into My World" auch gewinnen konnte.
Doch nur ein Jahr später gab es den herbsten Rückschlag ihrer Karriere, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert wurde. Diese Diagnose sorgte dafür, dass die Zahl der Frauen, die sich in Australien für eine Mammografie anmeldeten um fast 40% anstieg.
MINOGUE selbst wurde 2005 erfolgreich operiert und unterzog sich anschließend einer sechsmonatigen Chemotherapie. Zu Weihnachten des gleichen Jahres erschien ihre Cover-Version des Songs "Somewhere over the Rainbow" (im Original von JULY GARLAND aus dem Film "Der Zauberer von Oz"), die ausschließlich als Download verfügbar war.
Nachdem KYLIE MINOGUE von ihrer Krebserkrankung wieder vollständig genesen war, setze sie ihre Karriere nicht nur fort, sondern erschloss auch neue Geschäftsfelder für sich. So brachte sie 2006 ihr erstes Parfüm "Darling" auf den Markt, dem bis heute sieben weitere Düfte folgten. Außerdem trat sie (nach 1998) zum zweiten Mal als Model für die schwedische Modekette "H&M" auf und brachte 2008 eine eigene Kollektion von Heimtextilien unter dem Namen "Kylie at Home" heraus. Bereits seit 2001 kreiert und vertreibt sie zudem eine eigene Damenunterwäschemarke namens "Love Kylie".
2010 orientierte sie sich musikalisch wieder mehr an der modernen Dancemusik, was auch ihre Plattenverkäufe wieder ankurbelte. Zu ihrem 25jährigen Bühnenjubiläum überraschte sie die Fans in ihrer Heimat Australien mit der sog. "Anti-Tour". Auf dieser Tour spielte sie in kleineren Hallen und verzichtete komplett auf jede Extravaganz (etwas, wodurch sich ihre vorige Touren in erster Linie auszeichneten). Außerdem sang sie nur Songs, die zwar weniger bekannt waren, von denen sie aber wusste, dass diese bei den Fans besonders beliebt sind.
2013 war KYLIE als Jurorin bei den australischen und britischen Ablegern der Castingshow "The Voice" zu sehen.
KYLIE MINOGUE ist weltweit nicht nur als Sängerin und Entertainerin, sondern auch als Stil-Ikone angesehen. So wurde ihr 2007 als erster Frau überhaupt der "Music Industry Trust Award" verliehen, mit der Begründung, dass sie eine der größten Entertainerinnen aller Zeiten sei, außerdem eine Ikone des Pop und Stils die Millionen mit ihrer Anmut, Würde und Menschlichkeit begeistere.
2008 wurde sie von QUEEN ELIZABETH II. in den "Order of the British Empire (OBE)" aufgenommen. Im selben Jahr bekam sie auch den französischen Kulturorden "Ordre des Arts et des Lettres" verliehen.

Von dieser hochdekorierten Dame zu einem wahren Prinzen, der trotz seiner 1,60 m Körpergröße zu den ganz Großen im Pop-Geschäft zählt. Die Rede ist natürlich von PRINCE, der mit bürgerlichem Namen PRINCE ROGERS NELSON hieß.
Ähnlich wie auch DIO begann die Karriere von PRINCE in einer kleinen lokalen Band, die sich mehrfach umbenannte und hauptsächlich Coverversionen spielten. In diesem Fall u.a. von GRAND FUNK RAILROAD.
1976 zerbrach die Band, obwohl sie bereits in einem Studio aufnehmen durften. PRINCE blieb allerdings diesem Studio treu und lernte von dem Betreiber viel über Ton- und Aufnahmetechnik. Außerdem legte er seinen Nachnamen ab und trat fortan nur noch unter dem Namen PRINCE auf. Noch im selben Jahr vermittelte der Studiobesitzer PRINCE an einen befreundeten Agenten, der das große Potential des damals 18-jährigen erkannte. Nicht nur der Gesang, sondern auch die Tatsache, dass PRINCE ein Multiinstrumentalist war, der seine Songs nahezu im Alleingang einspielte, waren ausschlaggebend dafür, dass PRINCE im Jahr 1977 seinen ersten Plattenvertrag mit "Warner Bros. Records" schloss, der bis zum 31.12.1999 datiert war. Dass es ein Fehler war, einen solch langfristigen Vertrag abzuschließen, konnte er damals noch nicht ahnen.
Seine ersten beiden Alben waren nur mäßig erfolgreich und stark an STEVIE WONDER und andere Soulsänger angelehnt. Da PRINCE aber lieber etwas Eigenes schaffen wollte, folgte 1980 mit seinem dritten Album die erste von diversen Rebellionen, die er gegen die Gesetze der Musikindustrie startete. Er ersetzte seine Afrofrisur durch einen Kurzhaarschnitt und trat in gewagten Outfits, z.B. einer Kombination aus Tanga, Trenchcoat, Kniestrümpfen und High Heels in der Öffentlichkeit auf. Auch öffnete er sich musikalisch und begann verschiedenste Stile und Musikrichtungen in seinem Sound zu kombinieren und vereinen. All dies, in Verbindung mit seiner angeborenen Scheu vor Menschen trug dazu bei, um ihn ein Mysterium aufzubauen und ihn sowohl als Ex-, als auch als Egozentriker darzustellen. Er selbst trug auch nichts dazu bei, dieses Mysterium in irgendeiner Form lüften zu wollen, weshalb er im Zeitraum von 1982 - 1990 lediglich fünf Interviews gab.
Richtig in Schwung kam seine Karriere 1982 mit dem Doppelalbum "1999" und der Hilfe des Musiksenders MTV, der das Video zur Single "1999" ins Programm aufnahm. Die Nachfolger-Singles "Little Red Corvette" und "Delirious" wurden im Jahr 1983 seine ersten beiden Top-Ten-Hits in den USA.
Aber das absolute Überjahr in der Karriere von PRINCE sollte 1984 werden. Das Album "Purple Rain" stand 24 Wochen am Stück an der Spitze der US-Album Charts, die gleichnamige Single wurde weltweit ebenfalls ein Nr. 1-Hit. Das Album verkaufte sich über 25 Millionen mal und brachte ihm zwei "Grammys" ein. Der dazugehörige Film "Purple Rain" brachte PRINCE zusätzlich noch einen "Oscar" für die "Beste Filmmusik" ein.
Aber mit dem Erfolg wuchs auch sein Ego, was sich 1985 zeigen sollte. Ursprünglich war er für das Projekt USA FOR AFRICA und deren Song "We are the World" vorgesehen, in dem er, neben vielen anderen Musikstars jener Zeit, u.a. MICHAEL JACKSON, eine Zeile einsingen sollte. Allerdings blieb er ohne Angabe von Gründen der Aufnahme fern und steuerte stattdessen einen eigenen Song zu dem Album bei.
Aber auch mit seiner Plattenfirma lief es nicht mehr wirklich rund. Diese wollte, dass PRINCE im Jahr 1987 eine US-Tour macht, um sein aktuelles Album "Sign O the Times" zu promoten, was er aber schlichtweg ablehnte. Stattdessen nutzte er das Jahr, um sein eigenes "Paisley Park Studio" einzurichten. Dieses Studio ist heute ein Museum, genau wie es sich PRINCE zu Lebzeiten gewünscht hatte.
Im Dezember 1987 sollte eigentlich sein "Black Album" erscheinen, was jedoch eine Woche vor Auslieferung von PRINCE persönlich gestoppt wurde. Dennoch gelangten ca. 250000 Exemplare als sog. Bootlegs (also nicht offizielle Alben) auf den Markt. Erst 1994 wurde das Album dann offiziell von "Warner Bros." veröffentlicht.
Einen weiteren Schub bekam die Karriere von PRINCE im Jahr 1989 mit dem Album "Batman", welches gleichzeitig den offiziellen Soundtrack zum Film mit MICHAEL KEATON und JACK NICHOLSON darstellte.
Zu Beginn der 90er Jahre begann das Verhältnis von PRINCE und "Warner Bros." zunehmend zu leiden. Während PRINCE der Plattenfirma vorwarf, seine Alben nicht vernünftig zu promoten, forderte diese ihn auf, seinen Veröffentlichungszyklus zu reduzieren, da sie eine Übersättigung des Marktes mit jährlichen PRINCE-Alben befürchteten. Zur Eskalation kam es, als "Warner Bros." eine Schaffenspause von ihrem Künstler forderte und eine "Best-of" Compilation auf den Markt bringen wollte. PRINCE fühlte sich daraufhin in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt und ging einen in der Musikgeschichte einmaligen Schritt der Rebellion.
Im Jahr 1993 verkündete er, dass er fortan nicht mehr als "PRINCE" auftreten werde. Stattdessen wurde ein unaussprechliche Symbol, von ihm selbst "Love Symbol 2" genannt, sein neuer Künstlername. Da die Musikjournalisten trotzdem einen Namen für das Individuum brauchten, nannten sie ihn "THE ARTIST FORMERLY KNOWN AS PRINCE", was oftmals TAFKAP abgekürzt wurde. Später setzte sich dann das Pseudonym "THE ARTIST" durch.
Desweiteren distanzierte er sich zunehmend von seinem Vertrag, machte selber keine Werbung für Alben, die "Warner Bros." von ihm herausbrachte und lieferte auch nur altes und qualitativ eher minderwertiges Songmaterial ab.
Gleichzeitig schloss er, unter dem Namen des unausprechlichen Symbols, kurzzeitige Verträge mit anderen Plattenfirmen, bei denen er seine neuen Alben veröffentlichte. Diese bewarb er auch sehr intensiv, u.a. mit Auftritten bei OPRAH WINFREY und HARALD SCHMIDT.
1998 begann "TAFKAP" damit, sich völlig von der Musikindustrie unabhängig zu machen. Sein Album "Crystal Ball" konnte man ausschließlich über seine damalige Homepage bestellen.
Nachdem der Langzeitvertrag mit "Warner Bros. Records" am 31.12.1999 ausgelaufen war, gab PRINCE im Jahr 2000 bekannt, von nun an wieder unter seinem "richtigen" Künstlernamen auftreten zu wollen.
In den folgenden Jahren vertrieb er seine Musik fast ausschließlich über das Internet. Um dennoch auf dem Albummarkt nicht vollkommen unbedeutend zu werden, schloss er immer wieder Verträge mit Indie-Labels, die seine Platten auch in die Läden bringen sollten.
Erst 2004 unterschrieb PRINCE wieder einen Vertrag bei einem Major-Label ("Columbia Records") und veröffentlichte dort das Album "Musicology", das ihm zwei weitere "Grammys" einbrachte und in den USA Doppelplatinstatus erreichte.
Trotz des neuerlichen Erfolges wurde PRINCE immer kreativer, wenn es darum ging, die Mechanismen der Musikindustrie zu umgehen und so den Major-Labels, bei denen er immer wieder kurzfristige Verträge unterschrieb, ein Schnippchen zu schlagen. So schloss er z.B. 2007 einen Vertrag mit der britischen Sonntagszeitung "The Mail on Sunday"ab, welche sein Album "Planet Earth" in einer Ausgabe als Gratisbeilage enthielt. Zwei Wochen vor dem eigentlichen Erscheinungstermin.
Ähnlich verfuhr er 2010 mit seinem Album "20Ten", hier allerdings sogar europaweit in diversen Zeitungen und Magazinen. Zur selben Zeit äußerte er auch die Meinung, dass die Zeit des Internets vorbei sei und er neue Wege, seine Musik zu vermarkten, finden würde.
2015 erschien sein letztes Album zu Lebzeiten, 2017 kam mit "Purple Rain Deluxe" noch ein weiteres postum hinzu, so dass sich die Gesamtzahl der von ihm unter verschiedenen Namen veröffentlichten Studioalben auf 40 beläuft.

So viele Soloalben hat die letzte Dame im Bunde zwar nicht zu bieten (genau genommen gerade einmal 10% davon), aber trotzdem ist sie es wert, dass man sich auch ihre Karriere genauer anschaut. Schließlich ist LIL' KIM, trotz ihrer 1,50 m Körpergröße, eine der größten Stimmen des HipHop.
Das genaue Geburtsjahr von KIMBERLY DENISE JONES, wie sie mit bürgerlichem Namen heisst, ist nicht genau bekannt. Laut unterschiedlichen Quellen entweder 1974, 1975 oder 1976. Was man aber sicher weiß ist, dass sie 1994 Teil der Gruppe JUNIOR M.A.F.I.A. war, deren Texte zum Großteil von THE NOTORIOUS B.I.G. geschrieben wurden, einem Schulfreund und Liebhaber von JONES, die sich nun LIL' KIM nannte. Die Gruppe veröffentlichte zwar nur ein Album ("Conspiracy"), die drei Singleauskopplungen "Player's Anthem", "I need you tonight" und "Get Money" wurden allerdings allesamt Hits in der Szene.
Beflügelt von diesen ersten Erfolgen verließ KIM die Gruppe, um an ihrem Solodebütalbum "Hard Core" zu arbeiten, welches 1996 auf den Markt kam und auf Platz 11 in die US-Charts einstieg. Nach wenigen Monaten hatte das Album bereits Doppelplatinstaus in den USA.
1997 ging LIL' KIM als Support Act gemeinsam mit ihrem Produzenten und Mentor P. DIDDY auf dessen " No Way out"-Tour, welche zu einer der erfolgreichsten HipHop-Touren aller Zeiten werden sollte und über 16 Millionen Dollar einbrachte.
1998 gründete KIM ihr eigenes Label "Queen Bee Entertainment" und nahm Modeljobs für diverse Marken, u.a. "Versace" an.
Im Jahr 2000 erschien ihr zweites Album "The Notorious K.I.M.", welches sich ebenfalls sehr gut verkaufte. Ein Jahr darauf erlangte sie durch ihre Zusammenarbeit mit CHRISTINA AGUILERA, P!NK und MYA auch internationale Bekanntheit, als sie mit den drei Sängerinnen den LABELLE-Klassiker "Lady Marmelade" für den Soundtrack zum Film "Moulin Rouge!" neu aufnahm. Der Song wurde in über 50 Ländern weltweit ein Nr. 1-Hit und bescherte den vier Damen auch einen "Grammy".
Die zweite Single aus dem "The Notorious K.I.M."-Album ("Kimnotyze", eine Hommage an den THE NOTORIOUS B.I.G.-Hit "Hypnotize") wurde ausschließlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz veröffentlicht. Der Song wurde von dem deutschen DJ TOMEKK produziert, auf dessen Album "Beat of Life, vol. 1" er sich ebenfalls befindet. Neben KIM, die auch eine Zeile auf deutsch rappt, ist der afrodeutsche Künstler TROOPER DA DON als zweiter Rapper zu hören. Da Kollaborationen von deutschen und US-Rappern in den USA nicht gut ankommen und dort im Radio bestenfalls die Parts der US-Rapper gespielt werden, entschied man sich, die Single ausschließlich auf dem deutschsprachigen Markt zu veröffentlichen, wo sie auch ziemlich erfolgreich war.
Auch ihr drittes Album "La Bella Mafia" (2003) bescherte ihr wieder einige Top-Platzierungen in den Charts, sowie diverse Musikpreise. Damit etablierte sie sich entgültig als eine der erfolg- und einflussreichsten Rapperinnen aller Zeiten.
Aber wie es sich für einen echten Rapper gehört, muss auch eine Gefängnisstrafe im Lebenslauf stehen. Im Falle von LIL' KIM allerdings nicht wegen Waffen, Gewalt oder Drogen, sondern wegen Meineid. Sie behauptete 2005 vor Gericht nichts darüber gewusst zu haben, dass ihr Manager und ihr Bodyguard in eine Schießerei verwickelt waren. Allerdings hatte eine Überwachungskamera die fragliche Szene gefilmt und LIL' KIM war ebenfalls dort zu sehen gewesen. Sie wurde zu 12 Monaten Haft, die sie auch vollständig verbüßte, 30 Tagen Hausarrest nach der Entlassung und weiteren drei Jahren auf Bewährung verurteilt. In den Tagen, bevor sie ihre Haft antrat, wurde KIM von einem Kamerateam begleitet. Die mehrteilige Dokumentation mit dem Titel "LIL' KIM: Countdown to Lockdown" hatte im Schnitt 1,9 Millionen Zuschauer.
Während sie ihre Haftstrafe verbüßte, erschien 2006 ihr viertes Studioalbum "The Naked Truth", das allerdings aufgrund mangelnder Promotion (welche aus offensichtlichen Gründen nicht erfolgen konnte) nicht an den Erfolg der Vorgängeralben anschließen konnte.
Ihren ersten öffentlichen Auftritt nach der Entlassung hatte sie am 31. august 2006 bei den "MTV Video Music Awards", wo sie den Preis für "Best Male Video" überreichte.
In den darauffolgenden Jahren veröffentlichte LIL' KIM mehrere Mixtapes und trat bei verschiedenen Formaten im US-Fernsehen auf, u.a. bei "Dancing with the Stars", wo sie den 5. Platz belegte. Des weiteren war sie auch in einigen Filmen (u.a. "Zoolander") zu sehen und lieh sich selbst als spielbare Figur in dem Beat'em Up-Spiel "Def Jam: Fight for NY" ihre Stimme.
Ein Vertrag mit dem Produzententeam TRACKMASTERS aus dem Jahr 2009 verbot KIM neue Alben aufzunehmen, weshalb es eine langwierigen Rechtsstreit gab, der anscheinend erst vor kurzem beigelegt wurde. Auf jeden Fall ist noch für dieses Jahr das fünfte reguläre Studioalbum angekündigt worden.
Man darf also gespannt sein, wie es weiter gehen wird.

Hier geht es für heute nicht mehr weiter. Außer mit dem Üblichen. Ich hoffe, ich konnte anhand dieser vier Menschen aufzeigen, dass es nicht auf die Körpergröße ankommt, um eine große Karriere hinzulegen.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der "LIL'" Rapper.

Platz 5: LIL' UGLY MANE
Platz 4: LIL' PHAT
Platz 3: LIL' WAYNE
Platz 2: LIL' FLIP

und

Platz 1: LIL' JON

Danke fürs Reinhören.


euer


LIL' BLACKIE


Song der Woche: "The Rip'n'Tear" von OVER KILL

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 TrekanBelluvitsh (17.04.18)
Es gibt ja Untersuchungen, die belegen, dass auch in der "normalen" Arbeitswelt, große Menschen bevorzugt werden. Warum sollte das in der Musikbranche anders sein? Und da man in diesem Bereich schon als "normaler" Künstler in der Lage sein muss, austeilen zu können, ist es nur logisch, dass kleine MusikerInnen evt. den Ruf haben, extravagant zu sein. Auf der anderen Seite: Rampensau bleibt Rampensau, in jedem Format.
;)

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 17.04.18:
Rampensau bleibt Rampensau, in jedem Format.

Das sehe ich genauso und eingentlich keinen Zusammenhang von Körpergröße und künstlerischen Erfolg.

Wobei ich nicht ausschließen möchte, dass einige Männer unter 1,70m in der Jugend einen gewissen Minderwertigkeitskomplex pflegten, den sie dann erwachsen mit großem beruflichen Ehrgeiz zu kompensieren versuchen. Aber das sind nur wenige, oder?
Graeculus (69)
(17.04.18)
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Graeculus (69) antwortete darauf am 17.04.18:
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 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 18.04.18:
Helene Fischer ist 1,58m groß.
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