BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Mittwoch, 07. März 2012, 22:08
(bisher 1.912x aufgerufen)

Valhalla Marsch!

Karneval
Fasching
Fassenacht

Nennt es wie ihr wollt, ich kann damit trotzdem nichts anfangen.
Warum? Weil ich es als absolut unsinnig erachte, mich zu einer bestimmten Zeit zu bemalen, zu verkleiden oder zu maskieren, nur um mich mal gehen zu lassen, ausgelassen zu sein und mich daneben zu benehmen.
Da brauch ich weder einen bestimmten Zeitrahmen, noch irgendwelche albernen Verkleidungen für. Das mach ich, wann immer ich Bock darauf habe.
Aber in unserer spießbürgerlichen Gesellschaft bilden Menschen wie ich eher die Ausnahme. Ob das gut oder schlecht ist, möge ein jeder selbst entscheiden.

Es gibt allerdings auch Menschen, die mehrmals im Jahr zu Farbe, Schminke und/oder Maske greifen und Stimmung machen. Vornehmlich auf Konzert- und Festivalbühnen. Und um genau die geht es in meiner heutigen Kolumne.

Denkt man an Musiker, die sich bemalen, kommen einem sofort KISS in den Sinn. Und tatsächlich, in ihren Kostümen und der Bemahlung stehen (aktuell) nicht mehr GENE SIMMONS, PAUL STANLEY, TOMMY THAYER und ERIC SINGER auf der Bühne, sondern "The Demon", "The Starchild", "The Spaceman" und "The King of Beasts". Sobald sie ihre Bühnenoutfits tragen, "verwandeln" sie sich in diese "lebenden Comic-Figuren". Eine Marketingmasche, die seit Jahrzehnten erfolgreich läuft.
Außerdem läuteten KISS damit auch einen Wandel in der Gestaltung der Konzerte selbst ein. Stand vorher allein die Musik im Vordergrund, so waren es jetzt die Bühnenaufbauten und Spezialeffekte, die den Reiz einer Show ausmachten. Und natürlich die angemalten Figuren auf der Bühne.

Einen ähnlichen Weg schlugen auch MERCYFUL FATE (und später deren Sänger KING DIAMOND als Solokünstler) und ALICE COOPER ein. Beim KING stand allerdings eher seine charakteristische Gesichtsbemalung im Vordergrund, während der COOP zwar weniger Farbe auftrug, aber dafür umso größere und ausgefallenere Shows inszenierte. Und es immer noch tut.

Die Gesichtsbemalungen von GENE SIMMONS und besonders von KING DIAMOND waren es auch, die die Anfang der 90er Jahre in Norwegen aufkommende Black Metal-Szene zu einem ihrer auffälligsten Merkmale inspirierte: dem Corpse Paint.
Was das ist? Nun, versucht einfach mal, euch mit nur einem Versuch vorm Spiegel wie GENE SIMMONS anzumalen. Natürlich wird es nicht klappen und ihr wischt euch ärgerlich einmal mit den Händen übers Gesicht. Das Ergebnis: Corpse Paint.
So kann man sich das Ganze in etwa vorstellen. Allerdings sollte man das nie zu einem Black Metaler sagen. Diese spezielle Sorte Metaler ist nämlich nicht gerade für ihre Toleranz bekannt.

Sehr tolerant war man stattdessen in den 80ern. Zumindest in L.A. Dort galtest du nur dann als echter Kerl, wenn du aussahst, wie eine Frau und Hair Metal gespielt hast. Was Bands wie MÖTLEY CRÜE, POISON oder TWISTED SISTER auch exzessiv getan haben. Lippenstift, Netzstrümpfe, Rouge, alles war erlaubt. Und sie hatten Erfolg damit. Sowohl in kommerzieller, als auch in kopulierender Hinsicht.
Heutzutage ist zwar sämtliche Androgynität aus dem Erscheinungsbild dieser Bands verschwunden, aber der Musik tut das zum Glück keinerlei Abbruch.

Kommen wir nun von "androgyn" zu "anonym". (Was für eine Überleitung.)
Masken sind zwar in der Musik nicht so weit verbreitet, aber dafür haftet maskentragenden Musikern und Sängern immer etwas geheimnisvolles an. Man denke z.B. an DAS PHANTOM DER OPER.
Wahrscheinlich war es dessen Maske, die CRIMSON GLORY dazu bewogen hat, sich ebenfalls zu maskieren. Als sie sich dann aber nach einigen Jahren doch demaskierten, fiel mit den Masken auch das musikalische Niveau dieser Band.
Eigentlich schade, und leider auch kein Einzelfall.

Ähnliches konnte man nämlich auch bei SLIPKNOT beobachten. Anfangs waren es nur 9 Typen, die Masken trugen und sich von 0 bis 8 durchnummeriert hatten. Keine Namen, keine Gesichter, keine Gnade. Das hielt man 2 Alben lang durch, aber als dann die Namen und die Gesichter bekannt wurden, litt der musikalische Output doch sehr darunter. Sorry, aber von Bands, die mit "SL" anfangen, will man nunmal keine langsamen Songs hören. Punkt!

Auf den Punkt brachten es auch GWAR am Anfang ihrer Karriere: Wir können zwar keine Instumente spielen, aber dafür sind wir als Monster verkleidet und sauen mit literweise Kunstblut auf der Bühne rum. Eine simple Formel, die aber funktioniert. Inzwischen beherrschen sie zwar ihre Instrumente, aber das hält sie nicht davon ab, sich auch weiterhin als Monster zu verkleiden und auf der Bühne mit literweise Kunstblut rum zu sauen.

Und wenn wir schon von Monstern reden, dann kommen wir an LORDI nicht vorbei. Als ausgebildeter Maskenbildner und Präsident der finnischen KISS-Army hat MR. LORDI seine beiden Leidenschaften perfekt vereinen können. Man kann von ihnen ja halten, was man will, aber einer Band, die vor jeder Show 3 Stunden braucht, um in die Kostüme zu kommen (und danach bis zu 5 Stunden, um sie derer wieder zu entledigen) zolle ich meinen allerhöchsten Respekt.

Habe ich bislang ausschließlich Bands behandelt, bei denen sich alle maskieren, so möchte ich jetzt zu Einzelfällen kommen.
Nach meinen bisherigen Beobachtungen, scheint es wenn, dann der Keyboarder einer Band zu sein, der sein Gesicht ganz oder zumindest teilweise verbirgt.
HANS-PETER KATZENBURG, seines Zeichens Keyboarder von GRAVE DIGGER, tritt z.B. immer als Tod verkleidet auf. Wahrscheinlich lag es daran, dass ihn auf der Metal-Kreuzfahrt (vergleiche hierzu  diese Kolumne) außer mir niemand erkannt hat.

Ein weiterer Keyboarder, der nur maskiert auftritt ist DR. PEST von DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Hier liegt es aber eher daran, dass seine SM-Maske Teil seines gesamten Bühnenoutfits ist.

Manch einer wird sich jetzt sicher fragen, warum ich bislang nur über Rock und Metal Bands geschrieben habe.
Das liegt nicht daran, dass das meine bevorzugte Musik ist, sondern schlicht und ergreifend daran, dass in anderen Musikrichtungen keine Masken getragen werden. Zumindest nicht als dauerhafter Teil des Images.
Ich meine, machen wir uns doch nichts vor: In der Pop-Musik geht es nur ums Äußerliche. Da wären Masken absolut fehl am Platze.
Und wenn ein Rapper mal eine Maske trägt, dann nur, wenn er einen Schnapsladen überfällt oder einen anderen nieder schießt.

Eine Ausnahme bildet hier SIDO. Es darf bezweifelt werden, dass er so erfolgreich geworden wäre, wenn er von vorn herein ohne seine Maske aufgetreten wäre.
Obwohl manch einer sich wohl auch wünschen würde, er hätte das Ding nie abgezogen.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der besten Bühnenshows, die ich bislang gesehen habe (unabhängig von Masken o.Ä.):

Platz 5: IRON MAIDEN (Somewhere back in time-Tour auf Wacken 2008)
Platz 4: KISS (Alive 35-Tour in München)
Platz 3: AC/DC (Black Ice-Tour in Düsseldorf)
Platz 2: D.J. BOBO (Fantasy-Tour in Hamburg)

und

Platz 1: ALICE COOPER (Dirty Diamonds-Tour in Wetzlar)

Danke fürs Reinhören.


Euer BLACKHEART

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (22.02.12)
Ja, in der Tat gut beobachtet, wenn man so darüber nachdenkt: Bei den Popmusikern, seien es nun Castingshow-"Gewinner", die ein Liedchen trällern oder "Heavy Metall"-Gitarrenspieler, ist wohl immer Karneval. Bei Justin Bieber Kinderfasching.

 Melodia (22.02.12)
hmm ob du mit "SL" wohl SLAYER gemeint hast?!^^
leider hast du mit SLIPKNOT recht.. nicht das der gute herr taylor nicht singen könnte und nicht, dass die leider nicht schlecht wären, aber dafür hatte er eigentlich immer STONE SOUR... ist halt doch etwas kommerzieller geworden. da lobe ich mir THE BLACK DAHLIA MURDER (bestes konzert auf dem ich je war, knapp vor HEAVEN SHALL BURN). beste show, muss ich zugeben, war RAMMSTEIN, dicht gefolgt von breits erwähnten SLAYER, AMON AMARTH, CANNIBAL CORPSE und KOrN.
aber mit dem hair und glam metal kann ich bis heute nicht sooo viel anfangen. klar KISS und COOPER haben schon gute lieder... aber mittlerweile tot gehört und nicht weniger kommerziell als die neun typen.. ich sag nur saturn-werbung!

m/
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