BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 28. Februar 2012, 23:01
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Fender & Gender vol. 1: Hitlieferantinnen, Hupfdohlen und Heulbojen

In dieser und der kommenden Kolumne werde ich mich unter dem Arbeitstitel "Fender & Gender" mit den Frauen in der Musikwelt befassen und auf die verschiedenen Genres eingehen.
Während sich diese Ausgabe mit Pop, R'n'B, Soul und Hip Hop befassen wird, werde ich nächste Woche die harte Stromgitarren-Ecke ausleuchten.

All die oben genannten Musikrichtungen basieren in irgend einer Form auf dem Blues. Und der Blues war es auch, der bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, die ersten bekannten Sängerinnen hervorbrachte. GERTRUDE "MA" RAINEY wurde damals als die "Mutter des Blues" bezeichnet, BESSIE SMITH gar als "Kaiserin". Sie waren es, die den Grundstein legten, für die großen Soul-Diven, zu denen ich später noch kommen werde.

Waren in dieser Zeit noch all diese Sängerinnen schwarz gewesen, so brachte die Nachkriegszeit auch die ersten weißen Blues- und Jazzsängerinnen hervor. Hier seien z.B. PEGGY LEE, SHIRLEY HORN oder JUNE CHRISTY genannt.

Eine weitere "June" machte in den 50er Jahren ebenfalls von sich reden, nämlich JUNE CARTER, die spätere Frau von JOHNNY CASH. Als Spross der legendären Carter-Familie, war sie es von Kindesbeinen auf gewöhnt, allein auf der Bühne zu stehen und zu singen.
Umso erstaunlicher, dass es gerade der Country and Western-Bereich war, der schon sehr früh Frauen ins Rampenlicht rückte. Gilt diese Musik und deren Anhänger zumindest in den USA doch als äußerst konservativ.

In den 60er Jahren begann dann entgültig die Ära der großen weiblichen Stimmen. Während im Country besonders TAMMY WYNETTE Berühmtheit erlangte und in ihrer Karriere 20 Nr. 1-Hits landete, waren es besonders die Soul-Diven, die diesen Zeitraum beherrschen sollten.

Als Pionierin und erste echte Soul-Diva kann DIONNE WARWICK angesehen werden. Von BURT BACHARACH als Backgroundsängerin bei den DRIFTERS entdeckt, landete sie ab 1963 einen Hit nach dem anderen.
Übertroffen wurde sie in Sachen Erfolg nur von ARETHA FRANKLIN, die 1967 auf der Bildfläche erschien. Songs wie "Respect" oder "Freedom" sind auch heute noch absolute Ohrwürmer, die einfach jeder kennt.

Ebenfalls in die 60er Jahre fällt auch die Gründung und Blütezeit, der Gruppe, die als erste "Girl Group" gilt: THE SUPREMES. Und wie bei allen späteren Girl (und auch Boy) Groups gab es in dieser Band eine, die der absolute Star war: DIANA ROSS.
1970 startete sie ihre Solokarriere, deren Erfolg bis in die 80er ungebrochen war und der Welt Superhits wie "Upside down" oder "Why do fools fall in love" bescherte. Auch als Schauspielerin trat sie immer wieder in Erscheinung.

Ein Weg, den auch die kürzlich verstorbene WHITNEY HOUSTON (eine Cousine von DIONNE WARWICK) in den 80ern einschlug. Schon ihr selbstbetiteltes Debüt-Album verkaufte sich allein in den USA 13 Millionen mal und ist bis heute eines der erfolgreichsten Debüts aller Zeiten.
Ihr 2. Album, schlicht "Whitney" betitelt, schaffte es sogar noch, diesen Erfolg zu übertreffen. WHITNEY HOUSTON wurde damit zur erfolgreichsten Sängerin aller Zeiten.

Ein Titel, den MARIAH CAREY und JANET JACKSON zu jener Zeit wohl auch gern gehabt hätten, schließlich waren die beiden WHITNEYs größten Konkurentinnen. Nichtsdetotrotz verliefen auch die Karrieren dieser beiden überaus erfolgreich.
Gerade in den 90er Jahren waren beide auf dem absoluten Höhepunkt.

In den 80ern liegt auch die Gründung der ersten weiblichen Rap-Formation: SALT'N'PEPA. Neben "Push it" aus dem Jahr 1987 ist es vor allem "Let's talk about Sex" aus dem Jahr 1991, der die Gruppe in den Fokus rückt. Erstmals wurden ganz offen damalige Tabu-Themen wie Sex, Verhütung und AIDS angesprochen.

Ein weiteres sozialkritisches Thema, nämlich Alkoholmissbrauch wird 1995 von der Gruppe TLC in ihrem größten Hit "Waterfalls" aufgegriffen.

Ging es vorher in den Texten der Vertreter des weiblichen Geschlechts hauptsächlich um Emanzipierung, Anerkennung, aber auch Liebe und Herzschmerz, wurde das thematische Spektrum in den 90ern also auch auf sozialkritische Themen erweitert.

Wenn ich bei den SUPREMES angesprochen habe, dass sie die Vorreiter für ein Phänomen waren, dass später nahezu jede erfolgreiche Girl und/oder Boy Group ereilte, nämlich das Herausstechen eines Superstars aus der Gruppe, der solo noch erfolgreicher wurde, als die Gruppe es war, dann kann man DESTINY'S CHILD als das jüngste Beispiel in dieser Liste nennen.
Das als Quartett gestartete Trio hatte seine Erfolge von Ende der 90er bis Mitte der 00er dieses Jahrtausends.
Während nach der Trennung KELLY ROWLAND einige Achtungserfolge als Solokünstlerin verbuchen sollte, war es vor allem BEYONCÈ KNOWLES, die zum absoluten Superstar, der R'n'B-Szene aufstieg.
Wobei ich mich ganz ehrlich frage: Warum?
Sicher, sie hat 'ne tolle Stimme, aber anscheinend nur im Studio, wo künstlich nachgeholfen werden kann. Ich habe schon mehrfach Auftritte von ihr bei diversen Veranstaltungen gesehen, aber ihre "Sangesleistung" wäre minderwertig gewesen, wenn es denn eine gegeben hätte. Nicht nur, dass alles vom Band kam, BJONZE hielt nicht mal für nötig, überhaupt die Lippen zu bewegen. Alles, was von ihr kam war laszives Rumgepose und ein gelegentliches Stöhnen ins Mikro. Und die Leute geben auch noch Geld aus, um so etwas zu sehen? *kopfschüttel*

Leider ist dieses Phänomen heutzutage in der modernen Pop-Musik kein Einzelfall mehr. BRITNEY SPEARS, CHRISTINA UGLY äh, pardon AGUILERA, LADY GAGA, alle setzen sie nur auf Playback und Show, anstatt mit ihrem wahren Kapital, ihrer Stimme die Massen zu begeistern.

Aber machen wir uns doch nichts vor. Alle im vorigen Abschnitt genannten Damen sind doch im Grunde genommen nichts weiter, als billige Kopien von MADONNA. Es gibt nichts, was die machen könnten, was MADONNA nicht schon gemacht hätte.
Allerdings singt diese Frau immer noch live. Wäre schön, wenn sich die Prinzesschinnen da mal was von abgucken würden.

Aber noch mal kurz zurück in die 90er und zu DESTINY'S CHILD.
Zu dieser Zeit kam auch der Begriff "Girl Power" auf, den besonders die SPICE GIRLS prägten, wie kaum eine andere Gruppe. Während man(n) es denen aber wenigstens anhand ihrer Texte abnahm, dass sie auch wirklich dafür standen, haben sich DESTINY'S CHILD in der Hinsicht doch igendwie widersprochen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie in "Independent Women (Part 1)" die Frauen dazu aufrufen, sich von den Männern unabhängig zu machen und sich selbst zu verwirklichen, während sie vorher in "Bills, Bills, Bills" noch darüber klagen, dass sie ihre Rechnungen nicht zahlen können und der Mann das doch gefälligst machen soll. Und nur, weil er es nicht kann (oder will), machen sie (im Song) mit dem Kerl Schluss. Klingt komisch, ist aber so.

Ich könnte an dieser Stelle jetzt noch etwas über Rapperinnen schreiben, aber irgendwie klingen die alle gleich. Einzig MISSY ELLIOTT schaffte es, sich stimmlich und stilistisch von diesem Einheitsbrei abzuheben.

Natürlich hätte ich hier noch viel mehr Sängerinnen aufzählen können, aber das würde den Rahmen sprengen. Ich denke, ich habe mit die Wichtigsten erfasst und konnte anhand der Beispiele einen kleinen Überblick über die Sängerinnen und ihre Entwicklung bieten.

Und wie gesagt: Nächste Woche mehr zu diesem Thema, dann aus der Rock und Metal-Ecke.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Aber nicht für meine FLOP 5 der schlechtesten Sängerinnen, die derzeit im Radio zu hören sind:

Platz 5: LANA DEL REY -> Klingt, als ob sie auf Drogen wäre.
Platz 4: AURA DIONE, oder wie ich sie nenne: DIE OHNE AURA
Platz 3: RIHANNA -> Die klingt wie Steve Urkel. Und ist genau so nervig.
Platz 2: KATY PERRY -> Abgesehen davon, dass sie unfähig ist, einen Ton zu halten, ist sie für mich auch die legitime Nachfolgerin von YOKO ONO in der Kategorie "Vogel, der nicht singen kann".

und

Platz 1: ADELE, auch bekannt als "die holländische Heulboje"

Danke fürs Reinhören.


Euer BLACKHEART

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Melodia (29.02.12)
da sag ich nur: WORD! und auch wenn Madonna vielleicht singen kann... Musik macht die schon lange keine mehr. Nur noch Mainstreamanpassung!

lg

 Matthias_B (20.07.12)
ADELE

Heute habe ich jene (die mit "21" oder?) dreimal vorgespielt bekommen. Altbekannte Dudelmelodien und dazu ein dämliches Glucksgequäke. Mein Fazit: Gehypte AllerweltsXXXXXXX mit pseudo- individuellen Massenwarephotos aus der Kunstschaumfabrik im Booklet.

Bei den Girlgroups der 50er und v.a. der 60er würde ich noch die Chordettes (Lollipop), die Shangri-Las (Give him a great big kiss, Remember), die Shirelles (Will you still love me tomorrow), die Jaynetts (Sally, go round the roses), die Marvelettes (Mr. postman), die Dixie cups (Chapell of love, Soldier boy), die Crystals (He's a rebell, Da doo ron ron), die Angels (My boyfriend's back, I adore him), die Chiffons (He's so fine, One fine day) und die Ronettes (Be my baby) erwähnen. Deren Hits wurden allerdings wie üblich zumeist von Männern geschrieben bzw. komponiert, übrigens u.a. auch das erwähnte "Respect". Aretha Franklin coverte diesen Song von Otis Redding (ihre Interpretation - tut mir leid, liebe Redding- Fans - ist mindestens ebenbürtig (wobei (persönliche Meinung) nichts an die krachende Version der Vagrants heranreicht)).

 BLACKHEART (21.07.12)
Matthias, ich muss ehrlich gestehen, dass ich bislang nicht wusste, dass "Respect" ein Otis Redding-Cover ist. Hab ich also auch noch was gelernt.
Aber eins muss man Aretha trotzdem lassen: Sie hat mit ihrer Interpretation eine der besten Cover-Versionen der Musikgeschichte abgeliefert.
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