BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 12. Februar 2013, 22:24
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Man Mit spricht freundlichen Deutsch Grüßen

Heute werde ich mich mit zwei Alben befassen, deren Interpreten unterschiedlicher nicht sein können. Und doch haben sie mehr gemeinsam, als man denkt.

- Beide tragen ihre Texte ausschließlich in deutscher Sprache vor.
- Beide gehören nicht zu meinen bevorzugten Musikstilen.
- Beide werden in dieser einen Kolumne besprochen, was ich im Vorfeld nie für möglich gehalten hätte.
- Und beide haben kürzlich ein Album veröffentlicht, auf dem sie ausschließlich Songs von anderen deutschsprachigen Künstlern covern.

Die Rede ist vom Volksmusikbarden HEINO und der Fun-Metalcore Band CALLEJON.

Und mit diesen möchte ich auch beginnen.
Ihr Album heisst "Man spricht Deutsch" und beinhaltet Coverversionen folgender deutschen Hits der letzten 20 Jahre:

"Schrei nach Liebe" feat. BELA B. (Original: DIE ÄRZTE)
"Schwule Mädchen" (Original: FETTES BROT)
"Alles neu" (Original: PETER FOX)
"Ich find dich scheiße" feat. K.I.Z. (Original: TIC TAC TOE)
"Durch den Monsun" (Original: TOKIO HOTEL)
"Mein Block" (Original: SIDO)
"Ein Kompliment" (Original: SPORTFREUNDE STILLER)
"Hier kommt Alex" (Original: DIE TOTEN HOSEN)
"Major Tom" (Original: PETER SCHILLING)
"MfG" (Original: DIE FANTASTISCHEN VIER)
"Alles nur geklaut" (Original: DIE PRINZEN)

Auf der limitierten Edition gibt es außerdem noch folgende Bonustracks:

"Chicago" (Original: CLUESO)
"Boomerang" (Original: BLÜMCHEN)

Musikalisch gibt es genre-typisches Geprügel und Gesang, den man eher als Gebrüll bezeichnen kann. Zumal auch noch an Stellen gebrüllt wird, an denen es im Original noch nicht einmal Gesang zu hören gibt.
Trotz alledem machen die Songs größtenteils Spaß, vorrausgesetzt man kann sich für diese eher derberen Versionen erwärmen.
Aus der Reihe fällt lediglich "Mein Block". Auf diesen Song hatte ich mich mit am meisten gefreut, deshalb war meine Enttäuschung nach dem ersten Hördurchgang umso größer. Vielleicht hätte man sich, ähnlich wie bei "Ich find dich scheiße", jemanden für die Rap-Parts holen sollen. CALLEJON-Brüllwürfel BASTIBASTI (der auch die Plattencover der Band, sowie anderer Bands aus dem Genre gestaltet) ist dieser Herausforderung nämlich absolut nicht gewachsen. Zudem ist der Song auch noch komplett zensiert. Nicht mal das Wort "Titten" ist zu hören (analog zum Original).
Wie gesagt: Für Genre-Fans und Menschen, die auf ausgefallene Coverversionen stehen, ist dieses Album auf jeden Fall ein Muss. Alle anderen sollten davon die Finger lassen und sich im Plattenregal anderweitig orientieren.

Zum Beispiel zu HEINO und seinem Album "Mit freundlichen Grüßen".
Kaum ein deutsches Album wurde in den letzten Jahren so kontrovers diskutiert wie dieses. Ein großes Boulevard-Blatt titelte sogar von einem angeblichen "Rocker-Krieg" zwischen HEINO auf der einen und Bands wie RAMMSTEIN oder DIE ÄRZTE auf der anderen Seite. Aber dieses Mal ging der Schuss nach hinten los, weil keine der genannten Bands auf diesen Zug aufspringen wollte.
Auch der Slogan "Das verbotene Album!!!" auf dem Albumcover ist mehr als Werbegag zu verstehen. Da HEINO nämlich alle Songs unverändert wiedergibt, d.h. weder an der Musik noch an den Texten irgendeine Änderung vorgenommen hat, gibt es rechtlich nichts einzuwenden.
Apropos Songs: Um diese deutschen Lieder handelt es sich:

"Junge" (Original: DIE ÄRZTE)
"Haus am See" (Original: PETER FOX)
"Ein Kompliment" (Original: SPORTFREUNDE STILLER)
"Augen auf" (Original: OOMPH!)
"Sonne" (Original: RAMMSTEIN)
"Gewinner" (Original: CLUESO)
"Liebes Lied" (Original: ABSOLUTE BEGINNER)
"Leuchtturm" (Original: NENA)
"Vogel der Nacht" (Original: TRIO)
"MfG" (Original: DIE FANTASTISCHEN VIER)
"Kling Klang" (Original: KEIMZEIT)
"Willenlos" (Original: MARIUS MÜLLER WESTERNHAGEN)

Während CALLEJON auf ihrem Album einfach nur die o.g. Songs in ein Metalcore-Gewand stecken (was man auch deutlich heraushört), hat HEINO sich "seine" Songs intensiv vorgenommen und interpretiert sie so, als ob es eigene Songs wären (was man ebenfalls deutlich heraushört).
Mit dieser Einstellung erinnert er mich sehr an JOHNNY CASH, der auch immer auf diese Art und Weise an Coverversionen heranging.
Und noch eine Gemeinsamkeit konnte ich zwischen beiden Künstlern entdecken: Beide schafften es, mit Coverversionen bekannter Songs im Spätherbst ihrer Karriere noch einmal eine komplett neue Generation von Hörern (deren Großväter sie sein könnten) für ihre Musik zu begeistern.
Besonders HEINOs Versionen von "Haus am See" und "Liebes Lied" haben bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Zwar klingt es etwas komisch, wenn HEINO Begriffe wie "Tracks", "Kick" oder "Beat" benutzt, aber allein die Tatsache dass er es macht, macht seine Versionen sympathisch. Außerdem kommt er mit dem "rappen" um einiges besser klar.
Einen wirklich schwachen Song kann ich auf diesem Album nicht entdecken, wenngleich ich "Gewinner", "Vogel der Nacht" und "Kling Klang" vorher noch nicht kannte. Aber man kann ja auch nicht alles kennen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese beiden Alben einen interessanten und neuen Blick auf die deutsche Musiklandschaft der letzten Jahre bieten und durchaus Lust darauf machen, sich die Originale mal wieder anzuhören.

Apropos anhören: Besucher des diesjährigen Wacken Open Air Festivals werden wahrscheinlich in den Genuss von "Ein Kompliment" und "MfG" performt von CALLEJON (schon bestätigt) und HEINO (Gerücht!) kommen. Warum gerade diese beiden Songs? Schaut euch die Songs von den beiden Alben doch noch einmal an.

Und HEINO auf Wacken? Warum nicht? ROBERTO BLANCO ist 2011 auch schon dort (mit SODOM) aufgetreten.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der besten von ONKEL TOM ANGELRIPPER (Sänger von SODOM) gecoverten Schlager:

Platz 5: "In München steht ein Hofbräuhaus" (Original: FRANZL LANG)
Platz 4: "Kreuzberger Nächte" (Original: GEBRÜDER BLATTSCHUSS)
Platz 3: "Schnaps, das war sein letztes Wort" (Original: WILLY MILLOWITSCH)
Platz 2: "Es gibt kein Bier auf Hawaii" (Original: PAUL KUHN)

und

Platz 1: "Griechischer Wein" (Original: UDO JÜRGENS)

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Es wird schlimmer" von DIE APOKALYPTISCHEN REITER

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 TrekanBelluvitsh (12.02.13)
Heino in Wacken? Na, ich wäre dafür, denn dann gibt es ja die Hoffnung, dass Wacken nicht nur auf ZDF.kultur um 0.25 Uhr läuft.

Aber Heino auf meinem Plattenteller? Eher nicht. Ich bleibe doch lieber bei der umgekehrten Richtung   Therion - Summer Night City (ABBA-Cover) , das ist eher etwas für mich und außerdem erscheint im März ja die neue Scheibe von Amorphis.


Meine heutigen Alltime-faves (album):

Platz 5: Asia - Alpha
Platz 4: Gary Moore - Wild frontier
Platz 3: Hans Zimmer - Gladiator OST
Platz 2: Big Country - The buffalo skinners

Und

Platz 1: Nightwish - Oceanborn

Danke fürs (bei Heino) Reinhören, BLACKHEART

 Dieter_Rotmund (12.02.13)
Ich verstehe den Kolumentitel nicht...

 BLACKHEART (12.02.13)
Der Kolumnentitel ist zusammengesetzt aus den Titeln der beiden besprochenen Alben "Man spricht Deutsch" und "Mit freundlichen Grüßen", wobei sich jeweils ein Wort des einen und des anderen Titels abwechseln.
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