BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Sonntag, 12. Juli 2015, 23:06
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viele Seiten, wenig Saiten

Literatur und Musik. Zwei Bereiche der Kunst, deren Beziehung man guten Gewissens als relativ einseitig bezeichnen kann.

Literarische Werke, gerade der großen Autoren, bilden immer wieder die Vorlage für Songs oder gar ganze Alben, weshalb ich  bereits vor über zwei Jahren schon darüber geschrieben habe. Auch über  den Einfluss von J.R.R. TOLKIEN auf die moderne Musik habe ich bereits ausführlich kolumniert.

Andererseits spielt die Musik in vielen Büchern (zumindest denen, die ich bislang gelesen habe) keine Rolle.

Aber es gibt Ausnahmen, wie mir derzeit bei den "Buddenbrooks" von THOMAS MANN auffällt. Hier wird die Leidenschaft, ja das Verständnis für die Musik, die der kleine HANNO an den Tag legt, dazu genutzt, ihn, der durch sein introvertiertes Wesen schon vorher das Missfallen seines Vaters THOMAS erregte, noch weiter von diesem zu entfremden.
Ich habe das Buch noch nicht durchgelesen (und möchte auch nicht gespoilert werden), aber ich gehe davon aus, dass dieses Missverhältnis zwischen den beiden einen nicht unerheblichen Teil zu dem beisteuern wird, was der Untertitel des Buches bereits vorweg nimmt: "Untergang einer Familie".

Ein weiteres Buch, bei dem dieses Mal zwei Songs eine wichtige Rolle spielen, ist "Das Bild - Rose Madder" von STEPHEN KING (der im Übrigen auch äußerst musikalisch ist).
Die beiden Songtitel "Really Rosie" von CAROLE KING und "Ramblin' Rose" von NAT KING (Überraschung!) COLE spiegeln die jeweilige Sicht von ROSE und ihrem brutalen Ehemann NORMAN auf ROSE und ihre Situation (Flucht nach jahrelanger Misshandlung) wieder.
Insgesamt ist das Buch ein klassischer KING-Roman, der sich unwiderstehlich bis zum dramatischen Höhepunkt steigert.

Bleiben wir noch kurz bei brutalen Männern und widmen uns BRET EASTON ELLIS' "American Psycho".
Der Protagonist PATRICK BATEMAN besitzt zwar durchaus ein Faible für gute Musik, allerdings erklärt das noch lange nicht, wieso das Buch gleich drei Mal unterbrochen wird, um jeweils die Geschichte und Diskographie von GENESIS (nach dem Abgang von PETER GABRIEL, auf 5,5 Seiten), WHITNEY HOUSTON (auf 5 Seiten) und HUEY LEWIS & THE NEWS (auf geschlagenen 10,5 Seiten) durchzugehen. Macht das Buch auch nicht gerade interessanter.
Hier ist zur Abwechslung der Film mal besser als das Buch.
Nicht so wie bei KING-Verfilmungen, die in der Regel weit hinter den Büchern zurück bleiben.
Aber hier hat ja zum Glück jeder eine eigene Meinung.

In diesem Sinne:

Haltet die Augen offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Bücher über Musik-Sparten und -Genres.

Platz 5: "Extremity Retained: Notes from the Death Metal Underground" von JASON NETHERTON

Platz 4: "If the kids are united: Von Punk zu Hardcore und zurück" von MARTIN BÜSSER

Platz 3: "Black Metal: Evolution of the Cult" von DAYAL PATTERSON

Platz 2: "Schillerndes Dunkel: Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene" von ALEXANDER NYM

und

Platz 1: "XXX. Drei Jahrzehnte Hip-Hop." von NELSON GEORGE

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Keine Lust" von RAMMSTEIN

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (05.05.15)
Viele kV-Autoren stellen gerne Mottos vor ihre Texte, die Liedzeilen aus irgendwelchen Musikstücken irgendwelcher Interpreten sind. Ich finde das aus vielerlei Hinsicht problematisch, meist auch einfach unangebracht-pompös.

Mein Lieblingsbuch mit Musikbezug: "Der Untergeher" von Thomas Bernhard.

 Skala (05.05.15)
Nick Hornby gibt Musik, Musikern und Menschen die sich damit beschäftigen gerne mal eine tragende Rolle in seinen Werken... High Fidelity, About a Boy, A Long Way Down... Das fällt mir jetzt spontan ein, und auf meinem Stapel ungelesener Bücher liegt noch Der Solist von Steve Lopez - ist, glaube ich, auch verfilmt worden. Aber ich denke, dass du Recht hast, und es wesentlich mehr Songs gibt, die sich auf literarische Werke beziehen.
Ob jetzt das Zitieren von Songtexten vor literarischen Werken problematisch ist, weiß ich nicht. Manchmal finde ich es ganz nett, wenn das Zitat kenntlich gemacht wird, zu sehen, was den Schreibenden zu seinem Werk inspiriert hab - ich habe selbst schon einmal einen Meat Loaf Song als Titel zu einer Short Story gewählt (nicht mehr online), weil ich selbst einfach keinen besseren Titel dafür hätte finden können, und diese Zeile den ganzen Text treffend zusammenfasste. Was ich nicht mag, ist, wenn das Zitat nicht im Geringsten zu dem Text zu passen scheint und offenbar nur der Selbstdarstellung und der Aufwertung des eigenen Textes dienen soll - was leider auch vorkommt. Aber gut verarbeitet und mit deutlichem Textbezug - warum nicht? Andernfalls dürfte man auch keine anderen literarischen Werke zitieren und seinen Texten voranstellen, und das ist schließlich eine sehr übliche Praxis.
Gerne gelesen, deine Kolumne.

 Skala (05.05.15)
*inspiriert hat
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