BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Freitag, 25. März 2016, 16:18
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Pommesgabel

Nachdem es in der vergangenen Woche einige Verwirrungen um RONNIE JAMES DIO als "Erfinder der Pommesgabel" gab, nehme ich mir heute die Zeit, um ausführlich auf eine der wohl bekanntesten Gesten der gesamten Musiklandschaft und ihre Bedeutungen dafür und darüber hinaus einzugehen.

Die als "Pommesgabel", "Teufelshörner" oder "Mano Cornuta" (italienisch für "gehörnte Hand") bekannte Geste wird gebildet, indem man den Zeige- und kleinen Finger von der geschlossenen Faust abspreizt.
Eine Abwandlung dieser Geste ist der sog. "Schweigefuchs", bei dem die Spitzen von Daumen, Mittel- und Ringfinger unterhalb der abgesprizten anderen Finger vereint werden. So kommt die Ähnlichkeit mit einem Fuchs zustande, der die Schnauze geschlossen hält und die Ohren spitzt.

Aber zurück zur Mano Cornuta. Hier gibt es verschiedene Meinungen darüber, wer diese Geste in die Rock- und Metal-Szene eingebracht hat.
Der KISS-Bassist GENE SIMMONS behauptet zwar, er wäre es gewesen, da er die Geste im Jahre 1977 auf dem Cover des Albums  "Love Gun" zeigte. Beim genauen Hinsehen erkennt man aber, dass er auch den Daumen seitlich abspreitzt, so dass seine Geste eher dem Zeichen für "Ich liebe dich" aus der amerikanischen Gebärdensprache entspricht. Was auch mehr zum Albumtitel passen würde.

Aber bereits in den 60er Jahren sah man diese Geste, z.B. auf dem Cover der  LP "Witchcraft: Destroys Minds & Reaps Souls" der Band COVEN (1969) oder auf dem Cover und den Promofotos des  BEATLES-Klassikers "Yellow Submarine" (1968).
Hier wird die Geste von JOHN LENNON gezeigt und zwar hinter dem Rücken von PAUL McCARTNEY. Dabei könnte es sich gerüchteweise um eine Anspielung handeln, da diese Geste, hinter dem Rücken eines anderen oder direkt auf ihn gerichtet bedeutet, dass er von seinem Partner betrogen wurde, also "gehörnt" ist.
Ursprung dieser Bedeutung ist die griechische Sage vom Minotaurus, der geboren wurde, weil sich Pasiphaë, die Gattin des kretischen Königs Minos, in einen weißen Stier verliebte und mit diesem ihren Mann betrog. Der gehörnte Sohn dieser Liaison, bzw. dessen Hörner, wurde als Symbol des Verrats und der Untreue übernommen.

Als der "wahre" Einführer der Mano Cornuta in die Metal-Szene gilt aber RONNIE JAMES DIO. Er kannte das Zeichen von seiner erzkatholischen und sehr abergläubischen italienischen Großmutter, die diese Geste immer benutzte um "das Böse" abzuwehren (wenn sie z.B. eine schwarze Katze sah) oder um jemandem den "bösen Blick" zu geben (wenn z.B. der Gerichtsvollzieher kam). (Kleiner Scherz am Rande.)
Während seiner Zeit bei BLACK SABBATH (1978 - 1981) benutzte DIO die Geste bei Konzerten immer dann, wenn er vom Teufel oder allgemein "dem Bösen" sang. Die Fans übernahmen diese Geste und zeigten sie bei Konzerten. So trat die"Pommesgabel" ihren Siegeszug in der Szene an.

Auch in anderen Szenen ist diese Geste verbreitet.
In den US-Ghettos der Schwarzen bedeutet die Geste von einem Mann zu einer Frau gezeigt "I'm horny." (Ich bin scharf auf dich.)
Zu einem anderen Mann gezeigt bedeutet es "Ich nehm dich auf die Hörner." und ist als eindeutige und oftmals auch letzte Warnung gemeint.

Bei Spielen der Football-Mannschaft "Texas Longhorns" der University of Texas at Austin wird die Geste von den Fans gemacht ("Hook'em Horns") und soll das texanische Wappentier, das Longhorn-Rind, symbolisieren.

Auch im tibetischen Buddhismus stellt die Mano Cornuta (die hier "Karam" oder "Karana" genannt wird) ein Tier dar, nämlich einen wilden Yak. Analog zum italienischen Aberglaube wird auch hier die Geste zum Bannen und Vertreiben von Dämonen genutzt.

Die oben erwähnte "Schweigefuchs"-Variante wird auch von den Mitgliedern der "Rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung" ("Milliyetçi Hareket Partisi", kurz "MHP"), den sog. "Grauen Wölfen", als Gruß benutzt.

Man sieht, diese Geste hat viele Bedeutungen und man sollte ruhig mal über den musikalischen Tellerrand hinausschauen.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der "horny"-Songs.

Platz 5: "Horny for Blood" von MUNICIPAL WASTE
Platz 4: "Me so horny" von 2 LIFE CREW
Platz 3: "Little Big Horn" von RUNNING WILD
Platz 2: "Horny" von MOUSSE T. vs HOT 'N' JUICY

und

Platz 1: "...when Gjallarhorn will sound" von FALKENBACH

Danke fürs Reinhören.


euer schwarzherziger Schweigefuchs


Song der Woche: "The Last in Line" von DIO

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Melodia (04.06.15)
Gene Simmons... an dem sind die 80er auch nicht ganz spurlos vorbeigezogen^^

DIO m/

 Dieter_Rotmund (07.06.15)
Eine Kulturgeschichte der Handzeichen (abseits der Gehörlosensprache!) würde ich gerne lesen, ist vermutlich aber auch sehr umfangreich. Spontan fällt mir ein:
- Der Hitlergruß
- Der römische Cäsarengruß
- Der einfache Handflächengruß
- Der FDJ-Gruß (so eine Art angedeuteter Hahnenkamm?)
- Der sog. Stinkefinger
- Der Schülerfinger
- Der Schumi-Daumen
- Die Becker-Faust
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