Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 14. Januar 2013, 20:38
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Das lange Schweigen

von  AlmaMarieSchneider


In ihrem Buch „Kindermund“ wirft Pola Kinski ihrem Vater, dem Schauspieler Klaus Kinski vor, sie von ihrem 5 Lebensjahr an bis zu ihrem 19 Lebensjahr sexuell missbraucht zu haben. Eine schreckliche Vorstellung. Kinski war ja bekannt durch seine jähzornige und verletzend aufbrausende Art. Welche Angst muss solch ein Kind ausstehen.
Unwillkürlich fragt man sich warum niemand in dieser Familie davon etwas bemerkt haben will und warum ein derartiges Martyrium immer und überall geschehen kann ohne dass es Hilfe gibt.
Laut offizieller Kriminalstatistik werden in Deutschland jährlich 14 000 Kinder missbraucht. Die Dunkelziffer liegt bei geschätzt ca. 300 000 Kindern unter 14 Jahren. 98 % der Täter sind Männer und drei viertel der Opfer Mädchen. Tatort ist die eigene Familie, der Vater, der eigentlich für Schutz und Sicherheit steht.
Aber warum verschließt die restliche Familie die Augen. Es gibt etliche Fälle, da verschließen die Menschen ganzer Dörfer ihre Augen, wie im Fall Josef Fritzl.
Der konnte sogar ungehindert Kinder mit seiner Tochter zeugen ohne dass es nur eine einzige Person zur Kenntnis nahm. Wohl am Wenigsten die Mutter.
Fritzl und Kinski, beide narzisstische von extremen Gefühlsausbrüchen getriebene Persönlichkeiten. Menschen, vor denen man Angst hat, weil sie unberechenbar sind. Menschen, die sich nehmen was sie wollen und nur Schmerz und Leid hinterlassen.
Die meisten Opfer schweigen ihr Leben lang über den Verlust ihrer Seele. Sie schämen sich für die Taten ihrer Väter, fühlen sich selbst schuldig.
Pola Kinski hat lange geschwiegen. Zu lange. Eine späte aber sehr mutige Abrechnung mit einem Kinderschänder.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (15.01.13)
Hossa, Du hast das Buch schon gelesen? Respekt, ist es doch gerade erst vor Tagen erschienen... Oder hattest Du ein Vorab-Presseexemplar?

 EkkehartMittelberg (15.01.13)
Anders als hier wird zu selten auf die verwiesen, die sich durch Wegschauen mitschuldig machen.

 AlmaMarieSchneider (15.01.13)
Dieter_Rotmund
Sei nicht so neugierig.

Ekki
Das Wegschauen ist für mich die noch schlimmere Tat. Der Täter folgt seinem Trieb und ist zweifelsohne der Leidverursacher.

Jack, laut polizeilicher Kriminalstatistik dominieren die Männer mit 96,1%. Bessere Zahlen habe ich leider nicht anzubieten. Das sind die amtlich erfassten Werte.
Die 98% stammen aus einer anderen Statistik und beziehen wohl die Dunkelziffer mit ein.

Allen ein erfolgreiches Restjahr

Alma Marie

 AlmaMarieSchneider (15.01.13)
http://forum.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=1348

Den Link habe ich vergessen. Hier kann auch noch manches nachgelesen werden (auch der Rückgang, weil immer mehr Opfer es anzeigen)

 Matthias_B (15.01.13)
Was ist dann mit der Dunkelziffer bei den Täterinnen? Diese Diskussion bezüglich der quantitativen Verteilung hatten wir hier schon einmal.
In der angegebenen Quelle wird es wie folgt - nicht fragwürdig? - dargestellt:
Bei den Tatverdächtigen dominieren [...] die Männer zu 96,1%.

Nastassja Kinski erhebt nun ebenso Vorwürfe gegen ihren Vater:
"Nein, das hat er mit mir nicht gemacht[...]. Er hat mich auf die Wange geküsst, doch es fühlte sich nicht gut an,[...].[K. Kinski] war kein Vater. 99 Prozent der Zeit hatte ich fürchterliche Angst vor ihm.[...]." Er habe wegen jeder Kleinigkeit getobt. "Er war ein Tyrann". Geschlagen habe er sie nie, "aber niederträchtig beschimpft". beschimpft [.]Ich bin froh, dass er nicht mehr lebt."
http://www.spiegel.de/panorama/leute/auch-nastassja-kinski-erhebt-vorwuerfe-gegen-klaus-kinski-a-877226.html

 AlmaMarieSchneider (17.01.13)
Täterinnen: Ihre Schuld ist vorwiegend das Wegsehen und das wiegt mir genauso schwer. Frauen müssen hier mehr Mut zeigen. Wie sonst wären alle diese Mißbrauchsfälle in der Familie möglich.
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