Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 20. Januar 2014, 23:50
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Die edlen Waidmänner

von  SchorschD


Bekanntlich ist Sprache verräterisch, wie bei einer näheren Beschäftigung mit "Sprachgebräuchen" jeweiliger Gruppen schnell klar wird. So können juristische Begriffe Nichtjuristen leicht in die Irre führen. Warum bedeutet: "Grundsätzlich ist etwas so oder so.", bei Juristen meistens: " Es ist selten so"? Sollen Bürgerinnen und Bürger dazu gebracht werden, immer und sofort juristischen Beistand in Anspruch zu nehmen? Endlos ließen sich die Beispiele fortsetzen. So lohnt es sich auch, die Insidersprache der edlen Waidmänner etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Adelig, edel war die Jagd über Jahrhunderte, weil die Fürsten und ihre Unterfürsten den Bauern verboten hatten, sich vor überzähligem Wild zu schützen. Den Schaden hatten die Bauern, den Spaß am Jagen, am Töten von wehrlosen Wild die Oberen. Sie waren ja schließlich adelig/edel und somit zum grausamen Spiel, zu dem man viel Wild benötigte, berechtigt. Dass Tiere Geschöpfe Gottes sind mit Gefühl, mit Freude und Trauer, hatte sich noch nicht herumgesprochen. Auch heute noch ist dies vielen Leuten unbekannt und die Waidmänner - viel Geld für den Jagdpächter Voraussetzung - bemänteln das mit der Behauptung, sie würden auch hegen. Die Waidmänner verstehen darunter, das zum Schuss freigegebene Wild zu mästen, damit sie in der erlaubten Zeiten kapitale Rehe und Hirsche schießen könnten. Waidmannsheil heißt ihr Gruß, wenn sie das Gegenteil von heilen meinen. Töten wollen sie nämlich und "Gut Schuss" wäre besser angebracht. Dieser Glückwunsch aber kränkt die sensiblen Seelen der Waidmänner. Sie bevorzugen eine empfindsamere Sprache. "Schweißen" heißt es und nicht "bluten/verbluten", wenn ein Tier nicht richtig getroffen wurde und oft einen langen Todeskampf vor sich hat. Waidgerecht ist es auch, als Umrahmung pseudoreligöse Zeremonien aufzuführen. Dazu benutzen sie Jagdhörner und stoßen unter anderem das Triumphsignal "Sau tot" aus. Fackeln müssen sein, wenn die zur "Strecke" gebrachten ( welch ein Ausdruck! ) Tiere aufgereiht werden, um das Machtgefühl zu demonstrieren. Dass ein Hase nicht Ohren, sondern Löffel zum Hören benutzt, ist dabei eine sympathische Variante. Damit unnötiges, überflüssiges Nachdenken nicht aufkommt, werden Zielwässerchen in hochprozentiger Zusammensetzung genutzt.
Die Adeligen, die Edlen durften jagen und somit ihren Killerinstinkt befriedigen. Die geschädigten Bauern mussten dies hinnehmen. Geblieben ist, dass die durch viel Geld geadelten Reichen eine Jagd pachten können und jeder Eigentümer einer landwirtschaftlich genutzten Fläche dem Waidmann den Zutritt zu seinem Grundstück nicht verwehren kann. Diese Bestimmung ist jetzt löchrig geworden, denn der europäische Gerichtshof hat diese deutsche Bestimmung für unzulässig erklärt. Vielleicht kommts doch noch,dass die Hege des Wildes Bestimmung wird und die Jagd unzulässig. Wie das zu machen sein könnte, sollte man durch Erkundigungen in anderen Länder, z.B. in der Schweiz erfahren. So wie die Schande der Massentierhaltung solange zu bekämpfen ist, bis sie abgeschfft wird, so muss auch die Jagd wegfallen. Die Nutzung des Wildes für die Nahrung der Menschen ist besser zu lösen. Das Zusammenleben von Wald und Wild benötigt nicht die Ausübung des sogenannten edlen Waidwerks. Es muss eine Schande werden, Wildschweine in Gatter zusammenzutreiben und zum Abschuss freizugeben. Begriffe ehrlich und in ihrer Bedeutung zu verwenden muss auf allen Gebieten des Lebens für edel gehalten werden.

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