Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 16. November 2015, 12:19
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Pater familias - Mater familias

von  SchorschD


Es ist schon interessant. Da fordern emanzipationsbewusste Menschen immer auch die weibliche Sprachform, auch wenn es komisch und etwas lächerlich wird. Doch ich zumindest hörte noch von keinem, der dazu aufrief, nicht nur den Familienvater, sondern auch die Familienmutter zu bemühen. Der Gebrauch von bestimmten Begriffen zeigt immer eine Geisteshaltung an. Ist die Mutter nicht für die Familie zuständig? Sollte sie sich auf die körperliche und seelische Sauberkeit der Kinder beschränken und ansonsten dem Familienvater in Gehorsam und Demut dienen? Nein, so denken bei uns die meisten Nicht mehr, hoffe ich. Aber ohne dass es den Menschen bewusst ist, verwenden sie ohne nachzudenken, den im „Alten Rom“ rechtsgültigen Begriff des pater familias , Übersetzung des Familienvaters. Der bedeutete , dass der altrömische Familienvater die umfassende Gewalt hatte. Sogar die Todesstrafe konnte er aussprechen. Zur Familie gehörten nicht nur die Personen unserer Kleinfamilie, sondern der gesamte Clan, der eine Großfamilie umschloss. Natürlich denkt niemand mehr an eine solche Machtfülle ( potestas ). Aber verräterisch ist es doch, dass immer noch der Familienvater als Begriff durchaus Anwendung findet und von einer Familienmutter nicht die Rede ist. Eine mater familias gab es im „Alten Rom“ nicht. Merke: In unserer christlichen abendländischen Leitkultur, von der konservativ-reaktionäre Kreise schwadronieren, ist noch das Patriarchat Vorbild. Patriarchen wollen sie sein. Wenn wir in unserer Studentenzeit von einem kulturell etwas zurückgebliebenen Menschen sprachen, nannten wir ihn „Schnarcher“. Klingt doch sehr ähnlich, oder?

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