Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Dienstag, 20. März 2012, 00:32
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Zugegen

von  Matthias_B


(achte Liedtextkolumne)
Der Sänger (und Komponist) Dorsey Burnette veröffentlichte über Jahrzehnte hinweg viele Werke, von denen nur "Tall oak tree" ein Hit wurde. Manche guten wurden übersehen bzw. nicht angemessen gewürdigt, wie "Hey, little one", das er mit Barry de Vorzon schrieb*.

Das vermutlich männliche Sprecher- Ich wendet sich einem wahrscheinlich weiblichen Ausreißer zu, welcher nicht nur "so far from home", sondern ebenso "all alone" in der Orientierungslosigkeit verweilt. In der zweiten Strophe versucht es, die Gemeinsamkeiten in puncto Wesensart und Einsamkeit ( die Vokabel "lonely" ist mitunter schwieriger zu übersetzen) zu betonen. Was dann in der Bridge über die Bedingungen bezüglich der Länge des Lebenspfades ausgesagt wird, erscheint heutzutage schon eher als Platitüde ohne Wert, denn gerade in unserer (post-)postmodernen Epigonalepoche der egozentrisch angetriebenen wahllosen Selbst- Verschleuderung auf Probe wird die Vereinsamung, auf die es letztendlich hinausläuft, wie à la mode kultiviert [...]. Wie beruhigend anders fällt die artikulierte Erleichterung des Sprecher- Ich aus: " [ T]hen I found you - and I found a love". Eine beliebige unter vielen, wobei wir wieder beim obig erwähnten Verhalten der Ziel- und Standpunktlosigkeit wären? Nein, "a love I've never known". Da schwelt sie, diese bitterblaue Ahnung, ja, Idee von der "Richtigen", der man(n) sich vollends anvertrauen möchte. Aufgrund der Gewissheit, diese Eine gefunden zu haben, bittet das S-Ich jene im letzten Abschnitt, "[ nicht]" mehr "[ von ihm zu gehen]". Besonders anhand des wiederholt nahezu flehentlich vorgetragenen Ansinnens "tell me, you stay" wird gesangstechnisch ersichtlich, dass Burnette eigentlich aus der "Country- Ecke" stammte. Dieses Lied wirkt jedoch mit seiner sehr, sehr melancholischen Art anders.

Zitiert aus: Dorsey Burnette - Hey, little one (1960)
http://www.youtube.com/watch?v=M8tbjT3vl40

* Bei de Vorzon denkt man sofort an den Riesenhit "Dreamin'". Er komponierte diesen Song eigentlich für Dorsey, aber dessen Bruder Johnny, der mehr Erfolg hatte ( z.B. auch mit "You' re sixteen"), war beim Besuch einer Probe im Studio dermaßen davon begeistert, dass er den Produzenten bat, es für Liberty aufnehmen zu dürfen.

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