Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 05. Dezember 2012, 21:44
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Volle Pulle

von  Didi.Costaire


Immer mehr Bestseller haben heutzutage ihren Erfolg der Prominenz ihres Autors als Politiker, Schauspieler oder Fernsehschaffender zu verdanken. Auch bekannte Kicker tauchen in diesem Kategorie hin und wieder auf, und in Werken wie „Mein Hobby: Tore schießen“, „Einer wie ich“, „Anpfiff“ oder „Aus der Tiefe des Raumes“ haben Größen des deutschen Fußballsports in den vergangenen Jahrzehnten ihre Memoiren teils besser, teils schlechter publik gemacht.

Nun ist ein neues Buch auf dem Markt. „Volle Pulle – Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker“ heißt es. Axel Raack, Redaktionsmitglied bei „11 Freunde“, hat die von Uli Borowka erzählte Lebensgeschichte aufgeschrieben.

Auf rund dreihundert Seiten mit einigen lebendigen Illustrationen schildert der ehemalige Fußballprofi seinen Werdegang, der in einer Kleinstadt im Sauerland begann und den Sohn eines Sportgaststätten-Betreibers bis hin zum erfolgreichen Fußballprofi führte, der mit Werder Bremen Deutscher Pokalsieger, Deutscher Meister und Europapokalsieger der Pokalsieger sowie bei den eigenen Fans Publikumsliebling wurde, während seine Kollegen aus der Bundesliga ihn in Umfragen des kicker-Sportmagazins regelmäßig zum Bad Boy seiner Zunft wählten. Gleichermaßen beschreibt Uli Borowka seinen Absturz, der in der Trennung von der Familie, immer extremerer Alkoholabhängigkeit und dem Versuch, sich das Leben zu nehmen, mündete.

Interessante und witzige Anekdoten sind enthalten, zum Beispiel, wie er als kleiner Bubi den Fußballplatz mit dem Sandkasten verwechselte und aus roter Asche Türmchen baute, wie er während seiner Lehrzeit in den Mittagspausen im Blaumann kickte, wie seine eigentliche Karriere bei Borussia Mönchengladbach begann, wo er sich anfangs in der Abstellkammer umziehen musste, und wie Wolfgang Kleff, mit dem er das Zimmer teilen durfte, eines der Betten nach dem Duschen total nass machte und es seinem jungen Kollegen daraufhin zuwies, oder wie er Fahrer und Kumpel von Lothar Matthäus wurde, als dieser zeitweise ohne Führerschein war. Blutgrätschen des später auch „Die Axt“ genannten, knallharten Abräumers werden teils selbstkritisch, teils genüsslich geschildert, und Geschichten über Mitstreiter der besonderen Art wie Thorsten Legat oder Mario Basler fehlen ebenso wenig wie die von Borowkas „Fleischmütze“ nach dem Gewinn des Europapokals, und das alles ist in Inhalt und Ausdruck sehr lesenswert beschrieben, ebenso wie der nachfolgende, weitaus weniger komische Absturz, der mit den Begleitumständen der Geburt seines Sohnes und daraus resultierenden Konflikten mit seiner Ehefrau spürbar begann, mehrmals fast tödlich endete und immer noch viele Wunden hinterlässt, auch nach über einem Jahrzehnt als trockener Alkoholiker.

Das im Edel-Verlag erschienene Werk kostet mit EUR 19,95 (inklusive der Möglichkeit, es sich zusätzlich als E-Book herunterzuladen) etwa so viel wie zwei Flaschen Grasovka und ist meiner Meinung nach die sinnvollere Investition. Ich jedenfalls habe das Buch volle Pulle verschlungen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (09.12.12)
Ich bin versucht, mir vom Verlag ein Rezensionsexemplar schicken zu lassen.

 thomas (11.12.12)
Moin!

Sind diese 2 !! Sätze

"Interessante und witzige Anekdoten sind enthalten, zum Beispiel, wie er als kleiner Bubi den Fußballplatz mit dem Sandkasten verwechselte und aus roter Asche Türmchen baute, wie er während seiner Lehrzeit in den Mittagspausen im Blaumann kickte, wie seine eigentliche Karriere bei Borussia Mönchengladbach begann, wo er sich anfangs in der Abstellkammer umziehen musste, und wie Wolfgang Kleff, mit dem er das Zimmer teilen durfte, eines der Betten nach dem Duschen total nass machte und es seinem jungen Kollegen daraufhin zuwies, oder wie er Fahrer und Kumpel von Lothar Matthäus wurde, als dieser zeitweise ohne Führerschein war. Blutgrätschen des später auch „Die Axt“ genannten, knallharten Abräumers werden teils selbstkritisch, teils genüsslich geschildert, und Geschichten über Mitstreiter der besonderen Art wie Thorsten Legat oder Mario Basler fehlen ebenso wenig wie die von Borowkas „Fleischmütze“ nach dem Gewinn des Europapokals, und das alles ist in Inhalt und Ausdruck sehr lesenswert beschrieben, ebenso wie der nachfolgende, weitaus weniger komische Absturz, der mit den Begleitumständen der Geburt seines Sohnes und daraus resultierenden Konflikten mit seiner Ehefrau spürbar begann, mehrmals fast tödlich endete und immer noch viele Wunden hinterlässt, auch nach über einem Jahrzehnt als trockener Alkoholiker."

nicht ein klitzkleinwenig lang gelungen?
Da Wort "Sportgaststätte" versüßt mir den morgendlichen Kaffee.
vg thomas

 Didi.Costaire (11.12.12)
Dieter, falls du das Buch hast, kannst du ja mal berichten.

Thomas, ich hatte auch schon das Gefühl, dass die Kolumne zu großen Teilen stoiberesk angehaucht ist. Danke fürs wackere Kämpfen durch den Wortdschungel und den Kommentar.

Schöne Grüße, Dirk
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