Kein Schulterklopfen (Junge)

Satire zum Thema Musik

von  Judas

Auf dem Weg zur Volksbank, wenn man den Schleichpfad nimmt zumindest, kommt man an einem Stromkasten vorbei. Darauf steht Folgendes geschrieben: „Der Punk ist nicht tot, er riecht höchstens etwas streng.“ Klar, aber mittlerweile ist es ja schon so, dass er selbst die Nase rümpft und so richtig lebendig wirkt er auch nicht mehr. Ausgepeitscht von pinken Ledernietengürteln aus dem Orsay, getreten von Chucks mit Absatz und kleinen Glitzereffekten liegt er erschöpft am Boden und keucht ab und zu ein Bröckchen Protestsong aus. Schlimm ist nur, dass er nicht mehr laut genug grölen kann. Zwar hat er sein Brülltalent nicht verloren, doch übertönt so mancher „Schrei“ seinen anarchistischen Hilferuf, wenn präpubertäre Teenager das Kinderkeyboard aus dem Kasten holen. Da streut ein so genannter Marktforscher etwas Dünger und schon bepflanzen gefuchste Manager das schon gehobene Grab, wo die gute Musik beerdigt wird, mit allerlei wuchernden Eintagsgewächsen. Beispielweise mit „Killerpilzen.“ Killerpilze, das ist eine Vereinigung von schulpflichtigen Kindern, die über ihre Lebenserfahrung von 13 Jahren singen. Klar, kann ich auch. Schaukeln im Kindergarten war eben ungemein spannend. Wer aus dem Windelalter heraus ist, bekommt auf dem deutschen Musikmarkt schlagartig Falten. Diese Menschen sind es auch meist, welche die Leiter zum Erfolg noch selbstständig erklimmen und nicht im Fahrstuhl mit Dieter Bohlen als Lifter an ihr vorbeifahren. Vom 1. in den 10. Stock. Vom no name zu no quality. Aber es läuft! Keine Ahnung wieso, aber irgendwelche Deppen hören’s. Schreit sich also der deutsche Superstar XII mittlerweile den Adamsapfel aus dem Hals, verwest Dank ihm nun auch der deutsche Rock. Deutschland sucht eben ständig den Superstar. Oder Popstar. Oder sein Supermodel. Und das immer wieder. Ich frag mich, ob wir nicht langsam mal einen gefunden haben…?
Während die Deutschen in ihrem eigenen Land also weiterhin fleißig ihren musikalischen Helden mit der Eselskappe und der Existenzgarantie von 3 Monaten suchen, denkt sich auch der nahe Osten, dass hier hopp hoppchen ein goldenes Stück Scheiße zu verdienen ist. Ich will nicht über diese Menschen meckern. Dass so vielen von ihnen nachgesagt wird, sie gehören dem Taliban oder sonstigen üblen Bösewichten an, interessiert mich nicht. Denn, so gemein die Terroristen auch sind, sie singen wenigstens nicht. Mit akustischer Körperverletzung rückt uns ein „Sonnenlischt“ auf die Pelle. Musikalische Massenvernichtungswaffen, wie Michael Mittermeier bereits erkannte. Gut – zum Glück halten sie sich nicht lange und man kann sie ignorieren, sofern man die Jamba-Werbung seines Fernsehers auf lautlos stellt.
Nach etlichen Pseudo-nu-Deutschrock-Bands, welche die Namen von Monaten tragen oder das silberne Grinsegesicht am Himmel beheulen, dachte ich ja auch, es kann nicht schlimmer kommen. Bis die Pseudo-nu-Deutschpunk-Bands mit ihrem Durchschnittsalter von 15 ½ auf der quietschrosa Bildfläche der Gehörwelt auftauchten, dicht gefolgt von anderen Vorschulkindern, die nur weniger E-Gitarren einbauen. Da ist für jeden was dabei. Es herrscht Goldgräberstimmung in der Musikindustrie. Ich häng den Punk in den Schrank, vielen Dank.

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Kommentare zu diesem Text

apfelmond (22)
(22.01.07)
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 Judas meinte dazu am 22.01.07:
Ich habe für diesen Text recherchiert! Ich habe mir extra eine BRAVO gekauft.
apfelmond (22) antwortete darauf am 23.01.07:
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MinusMalMinusIstPlus (25)
(22.01.07)
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 Judas schrieb daraufhin am 22.01.07:
Verdammt. Wie Recht du hast!
The_black_Death (31)
(28.01.07)
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 Judas äußerte darauf am 28.01.07:
Vielen Dank :)
Ja, ich frage mich vor allem, warum Leute mit so viel "Ahnung" von Musik in der Jury sitzen.. ich meine, hat jemand schon mal "Modern Talking" Lieder auf musikalischen Reiz untersucht? Nein? Genau deswegen nämlich... weil's keinen gibt (Brechreiz umso mehr).

Es herrscht Goldgräberstimmung in der Musikindustrie... (meine Lieblingsmetapher in dem Text :] )
Max (43) ergänzte dazu am 14.07.09:
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 Judas meinte dazu am 14.07.09:
Das Kompliment nehme ich gerne an (bin nicht bescheiden) und bedanke mich herzlichst dafür.
Wachträumerin (21)
(30.12.10)
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Wachträumerin (21) meinte dazu am 30.12.10:
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 Judas meinte dazu am 02.01.11:
Verwechsel niemals Autor mit dem lyr. Ich ;) Ein lyr. Ich darf radikalie Behauptungen aufstellen, die es nicht rechtfertigen muss. Trotzdem danke für dein Kommentar!
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