In der Stille

Geschichte zum Thema Beziehung

von  Sonnenaufgang

 
Es war ein schwüler Sommertag im August. Sie ritt mit ihrem Pferd aus.
Schneller wurde der Galopp. Sie fühlte sich getragen, eins mit den Bewegungen ihres Pferdes, unabhängig und frei. Es war ein langer Ritt an diesem Tag und immer wieder 
schweiften ihre Gedanken in die Vergangenheit, die so düster war.
Düster und traurig war ihre Beziehung, wo jede Liebe und Anerkennung fehlte, keine Beachtung vorhanden war.
So faßte sie den Entschluß nach ihrer gescheiterten Beziehung alleine mit ihrem Pferd zu leben. Sie wählte absichtlich diesen abgelegenen Ort und wohnte in einem kleinen Haus am Rande des Waldes. Auch ein Stück Garten stand ihr zur Verfügung, indem sie ihr Gemüse anpflanzte und davon lebte.
So genoß sie die Ruhe, erfreute sich an der Natur, ritt täglich mit ihrem Pferd aus, welches ihr ständiger Begleiter war.
Der wind spielte in ihren Haaren als sie so dahin ritt. Wieviel Zeit mochte wohl vergangen sein ? Sie achtete nicht darauf, so sehr war sie in ihren Gedanken versunken.
Wieder in ihrem kleinen Reich angekommen, las sie in einem Buch, schlief dabei ein, vernahm nicht wie ein Gewitter heran zog
von einem lauten Knall fuhr sie erschrocken zusammen und setzte sich auf, lauschte mit angehaltenem Atem. Der Regen prasselte nur so hernieder. Doch es war der Regen, den die Natur
so dringend brauchte.
Wieder ein greller Blitz, danach ein ohrenbetäubender Knall.
Voller Sorge  lief sie hinaus. Ein schrecklicher Anblick bot sich ihr.
Sie schaute auf einem Baum, der vom Blitz getroffen war, abgerissene Äste am Boden liegend.

Weiter entfernt, nahm sie noch etwas wahr.
Eine männliche Gestalt,  welche näher kam. Völlig durchnäßt vom Regen, so kam er schnellen Schrittes auf sie zu, froh hier in der Einsamkeit eine Menschenseele zu erblicken.
” Hallo ”, so hörte sie ihn sagen,” ich bin bei meinem Spaziergang von diesem Wetter überrascht worden, oh sie wohnen hier ? Dürfte ich mich bei ihnen unterstellen ? ”
” Ja,” sagte sie trocken. Dieser Mann war ihr nicht geheuer. Dazu war sie den Umgang mit Menschen schon gar nicht mehr gewohnt.
Beide gingen ins Haus. Er stellte sich vor den Kamin und trocknete seine Kleidung, während sie Früchtetee und Käsebrote bereitete.
” Das war ein heftiges Gewitter, nicht wahr?,” sagte er zu ihr.
” Hauptsache,” so dachte er,”diese Stille zu entspannen. ”
Dankbar aß er von den Broten und trank Tee.
Langsam, ganz langsam wurden seine Sachen trocken. Da es draußen dunkel wurde, beschloß die Frau ihn übernachten zu lassen, bereitete das Sofa als Nachtlager für ihn vor.
Als sie sich schließlich schlafen legte, hörte sie das monotone Prasseln des Regens an der Fensterscheibe und schlief endlich ein.
Am nächsten Morgen, als beide frühstückten, stellte er lauter Fragen. Warum sie hier so allein lebte.
Sie fühlte sich von ihrer Vergangenheit eingeholt. Lange hatte sie diese Gedanken verdrängt.
” Nun,” sagte sie,” betrachten sie es so. Mein Leben früher ist so, als ob ich ein Buch zugemacht habe.
Und seit ich hier allein lebe, ein neues aufgeschlagen. Ich fühle mich wohl.
Früher habe ich viele Wege ausprobiert, bin umhergeirrt. Mein Weg führte mich schließlich hierher.”
” Verstehe ”, sagte er nachdenklich. Lächelte sie an, schaute aus dem Fenster und meinte :” Na, der Tag heute sieht doch verlockend aus. Wenn sie nichts dagegen haben, helfe ich ihnen, die vom Blitz getroffenen Äste wegzuräumen.”
Gemeinsam gingen sie hinaus, räumten die herabgefallenen Äste weg ,dann gab er ihr die Hand, bedankte sich für ihre Gastfreundschaft und sah ihr dabei in die Augen.
Auch sie blickte ihn dankbar an, doch dann scheiften ihre Gedanken  ab.
Sie spürte einen Konflikt in sich, fühlte sich einerseits von ihrer Selbständigkeit überrumpelt, andererseits fand sie ihn auch sehr nett.
Sie war sich ihrer aufsteigenden Gefühle bewußt, die sie schon seit langem für keinen Menschen mehr gespürt hatte.
Ob das Liebe war? Diese Eindrücke verunsicherte sie, denn sie war trotz allem entschlossen, ihr Glück, dass sie in der Stille gefunden hatte, nicht für ihn aufzugeben. Menschen sind nicht dauerhaft.
Doch als sie sich im festen Ton von ihm verabschieden wollte, sah sie in seinen Augen mehr als Zuneigung, es schien tiefer zu sein.
Zögernd lies sie sich in seine ausgestreckten Arme gleiten.
Tief im Herzen wußte sie, diese Begegnung würde sie glücklich machen, sie bereichern.
Und die Liebe begann ihr beider Leben zu erfüllen. 
 
 

felicitas

sonnenaufgang9@aol.com

Illustration zum Text
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Kommentare zu diesem Text

ub136 (41)
(25.08.05)
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 Sonnenaufgang meinte dazu am 03.11.07:
ich muß mich bei dir sehr entschuldigen, heute nach 2 jahren sehe ich deinen kommentar. er muß mir irgendwie durch die lappen gegangen sein.

diese geschichte, es ist nur eine geschichte, entstand als mich dazu ein bild inspirierte.
dieses bild habe ich nicht mehr.
man sah darauf: landschaft, einen baum, vom blitz zerstört.
ein pferd stand dort und man sah auf dem bild einen see.
es schien so, als ob das wasser echt sei, sich bewegte. kennst du solche bilder?

nun, ich schickte dieses bild einen telefreund. wir schrieben unabhängig voneinander eine geschichte dazu.
es war sehr unterschiedlich, was dabei heraus kam. kannst du dir ja denken.

diese frau in der geschichte hat die stille sehr genossen.
das ende lies ich auf.
obwohl, man kann sich denken, dass die beiden zusammenkommen.

herzlichst
felicitas
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