Verlorene Sterne

Prosagedicht zum Thema Verlorenheit

von  Georg Maria Wilke

Mir sind die Sterne fremd,
Punkte auf einem Kreis:
Kugelleuchtestrahlen,
verteilt wie alte Geschichten:
Götter, Helden, ausgestreut
in die Unendlichkeit -
leblose Taten vergangener Zeit,
die nur in meinem Mondspiegel
sich verjüngen, Gegenwart
endlichen Leidens, gebannt
auf nächliches Blau, schwarzes Blau,
durch das fremde Welten huschen,
goldene Schatten von Zeit,
sie haben Namen diese Sterne!
sie sind Hülle geworden,
die unerkannt durch Türen
und Häuser wandern, wandeln.....
sie wandeln sich, treten in Beziehung
zueinander mit mathematischen
Gebärden: die Quadratur teilt
den Kreis, die Fläche wird
in Sextile geschnitten,
mache sagen: sie klingen, diese Sterne,
wie Noten auf der Tonleiter,
Himmelsleiter, die klingt,
wie süße Melodie, Harmonien,
Resonanzen, Dissonanzen,
sie fliegen, sie tanzen
auf ausgestreuter Weltenbühne -
und ich schaue hinauf,
sehe Punkte, Striche, Linien,
die sich biegen und brechen,
ich kann sie (mathematisch) berechnen,
doch ich fühle nur Leere,
höre keinen Gesang,
der durch die himmlische Welt erklingt,
ich fühle mich betrogen,
weil ich keine Sprache fand,
um mit der Sternenwelt zu sprechen,
sie ist ganz still, ganz leise,
diese Sternenreise
und kalt und leer -
es sprach der Sternenkreis
wohl einst zum Menschen,
ich bin sprachlos, wortlos, tonlos stumm
und finde nicht das Wort,
um mit Sternen zu sprechen.

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