Teer und Zuckerwatte

Text zum Thema Liebe, lieben

von  Erdbeerkeks

Ich hab Kirmes geliebt, weißt du. Riesenräder und bunte Lichter und besonders Zuckerwatte, aber  jetzt stehe ich neben dir und kann den Geruch nicht mehr ertragen. Hasse deine Art, wie du die Schultern hochziehst, zum Himmel blickst und seufzt oder wie deine Augen glänzen, wenn wir über Dinge sprechen, über die wir uns den Mund mit Zucker verklebten. Ich verabscheue diese Gespräche wie diesen Nebel hinter deinen Pupillen; dieses undurchsichtige, hartnäckige. Du sprichst mit Honig auf der Zunge. Ich grinse ein bisschen blöd herum und sag sowas wie „süß“, kennst das ja. Und bei solchen Worten schmecken meine Lippen nach heißer Bitterkeit, obwohl ich gar nicht rauche. Hab ich nie.
Für solche grauen Dinge bist du blind geworden, und taub. Ich will dich darum beneiden können, alles zu übersehen – will ich echt, aber ich bring das nicht über mich. Du schweigst all das tot, was sich in meinem Kopf festsetzt und an mir nagt. Ich kann nicht verleugnen, wie brüchig deine Sicherheit wurde in meinen Augen und kann nicht den Teer in meinem Kopf ignorieren, der meine Gedanken verklebt oder die Zuckerwatte in deinem. Denn ich schlage fest auf Asphalt, während du in den Wolken hängst. Und da oben, da ist dann Gott, dachte ich mir so; bete manchmal, mit dem Staub in meinem Atem, obwohl ich gar nicht religiös bin. War ich nie.
Diese ganze dämliche Geduld, die kleine Musen für ihre Künstler aufbringen, ist nur eine schwächliche Alternative zu Salz, das ich in deinen Kopf schütten will, sodass ich nicht mehr schreien muss, damit du mich verstehst. Ich bin schon lange heiser und trinke Erdbeertee. Versteh, das ist nicht das was ich will. Wollte ich nie.
Ich wollte Liebe, verdammt. Doch Liebe ist fast noch hinterhältiger als ich, weil sie heimlich mit Selbstzweifeln gemeinsame Sache macht. Sie krabbeln unter deine Bettdecke, während du schläfst. Die eine taut dich an, die anderen lassen dich zerfließen wie geschmolzenes Eis. Sie erinnern mich an uns und die Dinge, die ich nicht erreiche. Tat ich nie.
Wenn ich länger darüber nachdenke, möchte ich dich anschreien, schlagen für das, was du getan hast. Dafür, dass  ich alles nachvollziehen und trotzdem nicht verstehen kann (konnte ich nie) und danach schlafen, neben dir, und all die Nächte nachholen, die du mir raubtest. Die Selbstzweifel von der Bettkante stoßen und leise sein. Aber kleine Mädchen schlafen nie in beständigen Armen, außer in denen ihrer Väter.


Anmerkung von Erdbeerkeks:

Alter Text, neue Überarbeitung. Inspiriert, aber nicht übernommen und irgendwie sowieso ganz anders, als damals.

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Kommentare zu diesem Text

Nemoria (19)
(23.01.11)
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 SunnySchwanbeck (24.01.11)
weil ich nicht an dir, deinem talent und deinen gefühlen zweifel. tat ich nie.
cooori (20)
(05.01.13)
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 Erdbeerkeks meinte dazu am 05.01.13:
Danke Becci.
(: Hast ja recht.
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