Unter dem Kastanienbaum

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  Georg Maria Wilke

….. die Knospen, weit geöffnet,
(sie wärmen sich am Sonnenlicht,
zarte Blüten wehen in die Weite) ….
rollten die Räder, Schicksalsräder,
rollende Räder der Zeit.
Der Sand tönte wie glasiger Schnee,
noch kämpfte der warme Tag mit kalter Nacht.

Verschlossen war das Augenlicht,
das Auge sah die Sonne nicht,
nach innen lauschte die Seele;
die Haut, sie spiegelte den Frost,
war weiß wie Schnee,
trotz milder, sanfter Frühlingsluft,
ein hart gebrochner Leib, der Hilfe sucht.

Ich schwieg mit dem Kastanienbaum
und sah ein fernes Licht.
Die Stimme, zart wie Blütenblatt,
als sei der Schmerz verhallt,
kein Echo war zu hören,
als sei es still geworden,
der Lebensbaum,
noch gestern reich an  Blüten.

Es schien der späte Herbst,
ins Frühlingsbild die Schatten schon zu malen,
Linien, Konturen von erlebten Körperqualen,
die Haut, so blass wie Nebel,
ein Hauch, der mit der Zeit verblüht,
wie einst gereifte Knospe,
die im Sonnenlicht verglüht.

Es schneidet die Sichel die Lebensfrucht,
die Seele, noch tastend,
das österliche Licht nun sucht - -
behutsam rollen die Räder
in den Schatten zurück,
ins Ruhebett der Zeit,
in eine neue Ewigkeit.


Anmerkung von Georg Maria Wilke:

gewidtmet Iki, es gibt immer ein Nachher

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram