Der Abschied ...

Erzählung zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  Strobelix

Lieber Vater,
einen lebenslang aktiven Menschen wie dich, nach einem schweren Schlaganfall im Krankenbett liegen zu sehen, tut natürlich weh. Es ist ein Anblick, der so gar nicht zu deiner langjährigen Lebensphilosophie passt:
Aktiv, selbstbestimmt, mit dem Blick nach vorn, zwischendurch auch mal zweifelnd, aber im Kern deines Denkens doch überwiegend optimistisch.

Deine neue Situation ist ein Signal an uns, dass gerade schwerwiegende Veränderungen beginnen - dass wir alle in eine eine neue Phase unseres Miteinanders eintreten. Dass wir beginnen müssen die Lücke, die du bald hinterlassen wirst, mit Erinnerungen aufzufüllen.
Denn wir wollen nicht lange darüber trauern, dass du uns verlässt, sondern uns vor allem daran erfreuen, was du gemeinsam mit uns geschaffen hast. 

Obwohl du schwer atmest und deine Augen geschlossen hältst, erkenne ich einen friedlichen Gesichtsausdruck - das leicht Zucken deiner Augenlider und die Bewegungen deiner Stirn geben mir den Eindruck, dass du deine Erinnerungen träumst. Du scheinst zufrieden mit dir und deinem ganz persönlichen Rückblick.
In den letzten Tagen hatten wir bei unseren Besuchen Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Auf unsere Ansprache und Berührungen hast du immer wieder reagiert - schwach, aber passend zur Situation. Wir haben gemeinsam einen Weg gefunden, im Rahmen deiner Möglichkeiten diesen Austausch Wirklichkeit werden zu lassen. Dies empfinden wir als große Erleichterung.
Heute haben wir ganz in deinem Sinne beschlossen, dass die Natur jetzt ihren Lauf nehmen soll.

Lieber Vater, ruhe dich aus, träume schöne Erinnerungen, schlafe tief in der Zeit, die dir noch bleibt und schlafe dann friedlich ein ... in unseren Gedanken begleiten wir dich.

Wir wissen nicht, wohin dich dein weiterer Weg führen wird - wir wünschen dir alles Gute und dass du deinen Weg zufrieden und gut gelaunt fortsetzt.

Eine Verbindung zu dir wird für uns immer bestehen bleiben. Die Erinnerung an dich wird uns Halt geben, obwohl sie uns die Vergänglichkeit des Lebens gerade schmerzhaft erleben lässt.

Adieu und gute Reise ...

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