Schürzenjäger

Kurzgeschichte zum Thema Vergewaltigung

von  RainerMScholz

Wieder einmal war er aus der Kneipe hinausgeflogen. Er hatte es wieder einmal geschafft, und wie immer wegen einer Frau. Wegen so einem Miststück. Blond, hochgewachsen, lange Beine. Und super Titten. Und als er diesen Eindruck verifizieren wollte – naja, da war es eben wieder so weit. Es war immer dieselbe Leier. Diese Weiber brachten ihn unentwegt in Schwierigkeiten. Er schaffte es einfach nicht die Contenance zu wahren.
Woran lag das nur. Er war weder hässlich noch verkrüppelt, und blöde war er auch nicht. Seine Freunde und Kumpel sagten, er sei zu offen, einfach zu ehrlich, sie sagten wirklich, er sei extrovertiert. Aber was half ihm das Geschwätz schon, und was bedeutete es. Wenn der Abend voll war, dann war es eben so weit. Was sollte da schon alle Schönrednerei.
Er stand schwankend auf der vom Regen feuchtglänzenden Straße, und er fragte sich, weshalb immer ihm diese Missgeschicke passierten. Und wo er jetzt verdammtnochmal etwas zu trinken herbekommen solle. Vorsichtigen Schrittes patrouillierte er noch die ein oder andere Trinkhalle ab, diesen oder jenen Kiosk, um dann seine ewige Suche nach der großen Romanze und dem ultimativen Durstlöscher für heute zu beenden. Er fuhr mit der letzten Bahn nach Hause.
Dort angelangt warf er die Tür hinter sich ins Schloss, ging zum Kühlschrank, um sich ein Dosenbier zu nehmen und betrat dann das dunkle Schlafzimmer. Er betrachtete sie, wie sie da lag im Schein des Flurlichts, halb aufgedeckt, das rechte Bein über der Decke, ihr Arm unter dem Kopf angewinkelt. Die fette Sau, dachte er, schnarcht vor sich hin. Und hält es nicht einmal für nötig aufzuwachen, wenn er von einem langen Tag harter Arbeit heimkehrt zu ihr. Er riss ihr die Decke weg. Sie wachte auf und sah ihn erschreckt und schlaftrunken an. Sie knipste das Nachtlicht an und machte eine abwehrende Bewegung. Er versetzte ihr wortlos einen Tritt. Dann noch einen. Sie wimmerte nur leise. Dir zeig ich`s, du dumme Sau, schrie er sie an. Dir werde ich es zeigen. Er nahm das Kissen und drückte es in ihr Gesicht, damit die Nachbarn die Schreie nicht hörten. Das Weinen und  ihr atemloses Keuchen machten ihn scharf. Er würde es doch noch bringen heute Nacht. Wie in den Nächten zuvor. Und denen, die noch folgten. Immer würde er es noch einmal bringen können.



© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text


 princess (01.02.13)
Die Welt ist voller Helden und die Story mag ich nicht. Aber wie sie erzählt ist, das mag ich schon.

Liebe Grüße, princess

 RainerMScholz meinte dazu am 01.02.13:
Ich mag sie auch nicht.
Dank und Gruß,
R.
parkfüralteprofs (57)
(01.02.13)
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 RainerMScholz antwortete darauf am 02.02.13:
Klingt für mich eher wie eine mögliche Allerweltsgeschichte.
Gruß und Dank,
R.
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