Pazifismus

Text

von  Fridolin

Dieser Text ist Teil der Serie  Politisches

Bin ich Pazifist? Nein.

Wobei natürlich schon stimmt: Ich mag Pazifisten, Petra Kelly war toll. Überhaupt war das früher schön mit den Grünen. Und die portugiesische Revolution, wo die Nelke im Gewehrlauf steckte. Und die Demos gegen den Vietnamkrieg. Sympathisant könnte man sicher sagen.

Aber nein, ein Pazifist bin ich nicht, ich bin nur ein Feigling. Ich will nicht erschossen werden. Und erschießen will ich auch nicht. Niemanden. Verbrecher zu töten ist in meinen Augen die Vernichtung von Beweismitteln. Niemand kann schlimme Taten besser erklären als der, der sie begangen hat.

"Die Blumen des Bösen" habe ich nie gelesen, aber den Titel finde ich sehr faszinierend. Damit bin ich nicht allein. Wenn ich ins TV-Programm gucke, scheint es nichts interessanteres zu geben als Krimis, die doch nichts anderes sind. Schade, dass das fast immer Fälschungen sind. Sozusagen unfruchtbare Plastikblumen, um im Bild zu bleiben. Aber ich schweife ab. Nicht jede Blume ist schön, aber alle - echten - haben Samenkörner.

Nein, ich muss zugeben: Es ist reiner Egoismus, wenn ich von diesem großen Schmelzkessel träume, in den jeder die Waffen schmeißen kann, die er mit sich herumträgt. Ganz lange her ist es, da hätte man mich "Ohnemichel" genannt. Egal. Das kann ich mir in meinem Alter leisten; nennt mich ruhig so. Ich stehe dazu. Obwohl ich gelegentlich auch denke, erschossen zu werden wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Wenn es gut gemacht wird. Vermutlich schmerzlos, auf jeden Fall aber höchstens ein kurzer Schmerz.

Aber ich werde höflich bleiben, wenn ich jemals Herrn Putin treffe. Oder Herrn Biden oder Herrn Trump. Sonst werden sie mir nie erzählen, warum sie das alles tun oder getan haben.


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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (18.03.22, 09:36)
Hallo Fridolin,

ich denke, wenn dir die genannten Personen, ihre Gründe erzählen, du wirst sie nicht verstehen.

Herzliche Grüße
TT

 Fridolin meinte dazu am 18.03.22 um 21:25:
Oft hilft ja schon eine Annäherung ein entscheidendes Stück weiter. Aber so oder so, ich werde die Chance sicher nicht bekommen. So beschränke ich mich eben auf herzlichen Dank für die Empfehlung.
Taina (39)
(18.03.22, 11:37)
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 Fridolin antwortete darauf am 18.03.22 um 21:10:
Du bist doch immer wieder für ein hilfreiches Stichwort gut. Den Wiederholungszwang kenne ich aus meiner früheren Arbeit in der Tat sehr gut. Er tritt immer dann auf, wenn man sich der Analyse eines Konflikts "erfolgreich" entzogen hat. Deshalb ist es sehr wichtig, "den Mörder nach seiner Motivation zu befragen." Auch die zukünftigen Opfer kann man nur dann vorhersehen.
Taina (39) schrieb daraufhin am 18.03.22 um 22:22:
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 Fridolin äußerte darauf am 19.03.22 um 02:07:
Meinst Du nicht auch, dass Du Dich da in einer Traumwelt bewegst? Wenn es denn, mit vertretbarem Risiko, jemand könnte, dann wäre das doch längst passiert.
Auch ich flüchte mich gern in meine Traumwelt. Meine "verwegene Idee" ist ein gerechter Friedensvertrag für die Ukraine, sicher genauso unrealistisch wie Deine Idee. Aber wenn der Krieg nicht ewig dauern soll, muss es früher oder später zumindest etwas ähnliches geben. Und komm mir jetzt bitte nicht wieder mit Deinen fähigen Leuten, die andauernd reden. Ohne Biden läuft da offensichtlich nichts, jedenfalls solange Europa sich nicht freischwimmt von ihm, und danach sieht es nicht aus. Und Biden nennt seinen Telefon-Gesprächspartner einen Kriegsverbrecher. Ist es verwegen, daraus den Schluss zu ziehen dass er nicht, oder wenigstens noch nicht verhandeln will?
Taina (39) ergänzte dazu am 19.03.22 um 10:16:
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 Fridolin meinte dazu am 19.03.22 um 14:21:
Meine Assoziationen dazu:
"In dürren Blättern säuselt der Wind" - aber da fehlt nur ein Funke, und wir haben den schönsten Waldbrand !
oder
"Dünnes Eis - und sie merkt es nicht, wie dünn ..."
"- O doch, das weiß sie wohl. Sie liebt die Gefahr"
Oder ist es das Pfeifen eines Kindes im dunklen Keller?
Der Ruf nach dem (ver-)strahlenden Held in schimmernder Rüstung?
Vielleicht liebt sie einfach das Hauen und Stechen, und Du, alter Mann, kannst nicht mehr mithalten. Du sehnst Dich nur nach einem baldigen Ende.
Adrian (47)
(18.03.22, 13:16)
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 Fridolin meinte dazu am 18.03.22 um 20:04:
Herzlichen 'Dank für diesen wohltuenden Kommentar. Das mit dem Aphorismus überlege ich mir.
Ich schätze, Massenmörder kann man nur mit Maßen ertragen.
So ist es. Und besonders schwer ist das, wenn man nicht begriffen hat, was dahinter steckte. Ich scheue dieses Thema, weil es so uferlos geworden ist.

Tiere töten Artgenossen höchst selten, und wenn, dann meist im Fortpflanzungszusammenhang. Das Töten von Artgenossen in größerem Stil aus "niedrigen Motiven", sprich Habsucht, ist eindeutig eine menschliche "Errungenschaft". Gleichzeitig soll ich glauben, wir seien "die Krönung der Schöpfung".
Wir haben ein sorgfältig ausgefeiltes "Kriegshandwerk", aber ein geringgeschätztes "Friedenshandwerk", man vergleiche nur NATO und OSZE.
Agnete (66)
(25.03.22, 18:33)
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 Fridolin meinte dazu am 26.03.22 um 01:42:
... und sieht es auch weiterhin nicht, wenn ich Deinen Gedanken weiterspinnen darf.
Die effektivste Art, sich gegen Böses zu wehren, ist die Analyse, wie es dazu kommen konnte und aus dieser Analyse die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Aber offenbar will das keine der handelnden Parteien. Man verschwendet  ganz im Gegenteil Unmengen an Energie darauf, wie man mit Sanktionen den Konflikt weiter verschärfen kann. Alle machen sie das Friedenschließen, so sie denn das Wort überhaupt in den Mund nehmen, abhängig davon, dass sie vorher den Kampf gewonnen haben. Nun ja, das kann dauern ... und wird auch wohl leider noch lange dauern. Was hindert den militärisch und sonst auch drückend überlegenen Westen daran, die Sicherheitsgarantien zu bieten, um die es doch ganz zweifellos geht?
So ist Dein Kommentar also ein warmer Regen auf eine dürstende Seele, danke dafür.
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