Das Ende der Saturnalien

Epos zum Thema Erwachen

von  Terminator

1962 findet der Atomkrieg nicht statt. Stattdessen beginnt die Realitätsflucht, die in Metaverse ihren logischen Schlusspunkt findet. Für eine echte Matrix hat es wohl an Erfindergeist gemangelt. Der feminisierte sich infantlisierende Westen mit dem Endziel Idiocracy spaltet sich in Safe Spaces auf, realitätsfremde Blasen, narzisstische Realitätssimulationen, die mit der Realität selbst nicht interagieren, und nur durch das Wissen um die Existenz anderer Simulationsblasen in Erregung gebracht werden. Fernsehen, Internet und schließlich Social Media ersetzen die Realität.


Neo ist ein russischsprachiger Jude, ein Komiker, der einen Lehrer spielt, welcher auf die Politiker schimpft. In der Inszenierung wird er dazu aufgefordert, sich für das Präsidentenamt zu bewerben und gewinnt tatsächlich die Präsidentschaftswahlen. Nach dem Erfolg in der Simulation bewirbt sich Neo nun in der Realität für das Präsidentenamt um gewinnt wieder die Wahl. Die umgekehrte Bewegung von der Simulation in die Realität gipfelt darin, dass eine gigantische hochgerüstete Simulationsblase das von Neo geführte Land in der Realität überfällt. Jetzt ist Neo in der realsten aller Realitäten angekommen: im Krieg. Die Saturnalien sind zu Ende.


Die Saturnalien, das waren die 60 Jahre der westlichen Ultradekadenz. Das tellurische Russland und der chthonische Westen stritten sich um eine lunare Randzone, deren Selbstständigkeit schon dadurch ein Witz war, dass die Lebensmoral ihrer Bewohner in dem Wunsch bestand, die Teigtaschen sollten ihnen doch selber in den Mund springen. Diese Randzone wird nun zum Land der Helden, das gegen zombierte Blasenbewohner seine Unabhängigkeit verteidigt.


Der altersschwache Westen, der mit Schande einen 20-jährigen Einsatz in Afghanistan beendete, wurde bereits 1999 für die serbische Armee zum Gespött, die NATO-Bodentruppen erwartet hatte, und stattdessen nur feige aus der Luft ausgebombt wurde. Andere Angriffskriege verliefen ähnlich. Bei wirklich schlimmen Genoziden hielt sich der Westen zurück oder spielte eine dubiose Rolle (Ruanda, Darfur). Die Technik und die Söldner retteten die militärische Ehre. Das ressentimentale Russland, das mit Gorbatschow auf Malta sein Versailles erlebte, isolierte sich von der Welt (Russlands Welt ist und bleibt der Westen) und lief schließlich Amok.


Es gab mit Chlodwig und Charlemagne ein Vorfrankreich, es gab auch eine Vorukraine der Kosaken. Die Kapetinger gründeten erst den bis heute bestehenden französischen Nationalstaat, die wahre Geburtstunde der Ukraine ist jetzt. Der Lebenswille echter Menschen beschämt die Zombies aus dem Westen und die Vampire aus dem Osten. Immerhin lockt die Ukraine Walker, Beißer, Untote an, um für ihre Freiheit zu kämpfen, aber auch Russland holt diese kollektiven Protagonisten von The Walking Dead in seine Reihen; Rick und Negan setzten schließlich gleichermaßen Zombies in ihrem Krieg gegeneinander ein. Nazis und Söldner hier und dort als Hilfstruppen, doch die Verteidigung der Ukraine hat einen guten Kern, die Überlebenden. Russlands Saviors sind, wie Negans Gruppe, eine tyrannisch geführte Verbrecherbande.


Die Niederlage des Westens, sein Offenbarungseid, ist seiner durchfeminisierten und sich zunehmend infantilisierenden Bevölkerung noch nicht klar, aber die Zeit des Westens ist vorbei. Russland als Macht der Zukunft im Sinne Spenglers, das wird wohl nicht der Staat der Moskowiter sein. Iwan der Geldsack war sein erster, Wladimir der Oligarch wahrscheinlich sein letzter Herrscher. Moskau war kein drittes Rom, das war London. Moskau war ein Antisystem nach Gumiljow, eine destruktive Macht, deren Zeit abgelaufen ist. Die Welt war bis zum Zerreißen gespannt, und sie riss im Kreml. Die Ukraine ist das erste Land der Zukunft, das Dugins vierte politische Theorie verwirklichen könnte: einen realitätsbasierten Vitalismus jenseits der Ideologien der Moderne (Liberalismus, Kommunismus, Faschismus).


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