Mein 22ster Versuch einen ''gerechten'' Mord zu begehen...

Schundroman zum Thema Abrechnung

von  alter79

Das einzig Positive zur Zeit überhaupt dass L. nicht weiß, dass ich es weiß, - dass er mit ihr und so ... und, dass ich schon seit gestern Nacht hinter ihm her jage, meine Kreise immer enger ziehe, und ihn nun so gut wie an seinem morschen Hintern habe. Und genau aus dieser guten Gewissheit heraus gönne ich mir jede Menge Zeit bis zum finalen Schuss. Ja, ich will die verbleibenden Momente mit Nachdenken nutzen, zu mir kommen, innerlich reflektieren, wie man heute so sagt. Und um bis dahin das Hirn von anderen, eventuell störenden Gedanken frei zu halten, singe ich lauthals die Songs der Bee Gees mit, wimmere, spiele Luftgitarre, gröle, zische, pfeife, ziehe Fratzen, benehme mich fast wie das halb verblödete achtjährige Kind meiner Nachbarin, dass Papa zu mir sagt, und im Keller Angst hat.
Ach was, alles totaler Schwachsinn, - nur Einbildung, genau wie die Angst dieses Kindes, dass ganz sicher nicht mein Kind sein kann, obwohl ich die Nachbarin früher mal geknallt habe. Richtig ist vielmehr, dass ich seit mehr als einem halben Jahrhundert wegen einer Krampfader am Sack nicht mehr zeugungsfähig bin und, dass es zwar etwas wie Angst oder dergleichen in mir gab und gibt, die jedoch eigentlich nicht mehr als eine Ahnung davon ist, wozu ich in einem so besonderem Moment wie dem hier fähig wäre und bin. Aber genau das alles gebe ich nicht zu, nicht jetzt, eigentlich nie -, ich spiele die Nummer einfach nur weiter. Und all diese Überlegungen über das Kind und Angst und so weiter, ist auch nicht damit in Verbindung zu bringen, dass vor wenigen Minuten noch die Sonne schien und nun plötzlich gelb graues Einerlei getarnt als Auspuffdunst des stinkigen Diesels vor mir die abgewirtschafteten Häuserreihen Kreuzbergs optisch auf eng zusammengezogen hat. Nein, verdammt noch Mal, es liegt auch nicht an meinem Tunnelblick, oder so, denn den habe ich bei vermeintlichen Aufregungen öfter, und der ist mir deshalb auch so was von völlig egal geworden, noch besser, ich habe ihn abgearbeitet, ausgeschaltet, weg gesoffen, und dass ich im Dunkeln schlecht sehen kann, dass gleich mit. Doch wenn ich ganz ehrlich sein würde, müsste ich zugeben, dass es genau diese Unsicherheiten und eine extreme Sensibilität in mir gibt -, und dass die mein Leben im Eigentlichen ausmacht -, denn genau der und das ist mir nämlich immer wieder Grund wie ein Irrer auszurasten, denke ich, weiß ich, um volle Pulle überall hindurch und darüber hinweg zu rasen..., wie über Menschen und deren Seelen. Durch Schicksale. Denn es geht bei mir immer um Leben und Tod. Und das immer schneller - und je älter ich werde. Aber davon will ich weg. Von solchem Leben. Diesem elenden Tod der Leute, die mich nichts angehen, wie von meinem eigenen Schicksal auch. Und das alles soll möglichst viel schneller und extremer geschehen als mein andauerndes Denken ans Saufen - und dem vollends in die Hose gegangenen Entzug der letzten sechs Wochen -, diesem idiotischen Therapieversuch. Nein, ich will in mir selber wieder zu Hause sein. Frei von mich terrorisierenden Süchten und Zwängen -, ich will selber bestimmen können! Und ich will leben und sterben, wie ich es verstehe. Und das werde und will ich schaffen. Mit solchen Gedanken im Schädel presche ich vorwärts, rase heran, flitze vorbei, zische mit einem Affenzahn inmitten geometrisch verlaufenden Straßen und schiefen Wohnblocks hindurch, sause zwischen Hölle und Himmelsresten, an Fetzen von Dasein vorüber, - an menschenleeren Dönerbuden, aus denen Dunst zieht, orientalische Musik lärmt, die sich mit dem Gebell eines plötzlich neben mir her rasenden Hundes mischt, der wie irre ist, wütend, geifernd, der versucht, in den Vorderreifen meines Wagens zu beißen; eine selten blöde Töle. Gut, andere würden ganz sicher volle Pulle draufhalten, denke ich, doch ich will den Köter nicht überfahren -, und diese gequirlte Gedankenscheiße allein reicht schon mal wieder um zu versuchen wegzukommen von dem Gesocks, - den Pennern und Hunden, und vor mir selber. Echt, nichts wie raus aus meinem Innenleben, der Stadt, - dem was ich tun will. Und das möglichst schnell, und immer schneller, - immer weiter weg, höher hinaus; ja, - nur weg - weg - weit weg von hier, - weit, weit weg! Halt!, ich glaube nicht, dass ich alleine bin mit solchen Fluchtgedanken und im Verdrängen von Negativgedanken über diese saublöde Gesellschaft in dieser beschissenen Stadt, diesem scheiß Land, das so unvital ist, aber ruppig, und schmutzig dicht, dass mich zwar füttert, aber mehr noch beißt, wie es will. Nein -, und das an sich schon lausige Tagesgeschehen lässt auch Kreuzbergs Nächte und das der Republik längst nicht mehr unberührt, auch wenn es im Schlagern anders klingt und manche es glauben... Und das mit dem Schlager über Kreuzberg ist sowieso schon lange her -, und nicht nur ich bemerke die Irrtümer des Lebens immer wieder aufs Neue, wie so eben den grün schillernden Käfer auf meiner Jacke, der dort sitzt, sich duckt und irgendwie ranzig stinkt -, pfui Deibel -, und der starrköpfig nach was Fressbarem sucht, obwohl nichts dergleichen da ist. Nun, dieser Idiot ist fast wie ich, denn anscheinend haben er und ich einfach kein Gefühl für manches..., spüren nichts, oder halten es bewusst oder unbewusst fern. Und sogar Gott scheint weit weg; warum sollen wir bloß sein Ebenbild sein - oder er so sein wie wir?



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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (17.04.22, 20:51)
Hallo Alter,
es gibt zwei Gründe, weshalb Autoren darauf verzichten, einen Text zu kommentieren. Entweder ist er so schlecht, dass man sich mit einem Kommentar etwas vergeben würde oder er ist so komplex. dass man die Stelle nicht findet, wo man sich einfädeln kann.
Hier scheint mir Letzteres der Fall zu sein.
LG
Ekki

 alter79 meinte dazu am 07.05.22 um 07:25:
nochmals meinen dank
lieber freund
mlgr.
79
:-)
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