Langzeiteffekte

Kommentar

von  Fridolin

In "deutsche-wirtschafts-nachrichten.de" konnte man vorgestern folgenden Auszug aus einer Rede von J. Biden an der Kennedy School of Government an der Universität Harvard lesen:


„Wir haben Putin vor die einfache Wahl gestellt: Respektieren Sie die Souveränität der Ukraine oder Sie werden sich steigender Konsequenzen gegenübersehen. Dadurch waren wir in der Lage, die größeren der entwickelten Staaten dazu zu bringen, dass Russland zahlen werde müssen.

Es ist wahr, dass sie das nicht tun wollten. Aber wiederum war es die Führungsrolle Amerikas und die Tatsache, dass der Präsident der Vereinigten Staaten darauf bestanden hat – ja Europa des Öfteren fast sagen musste, dass ihre Haltung eine Schande sei – sich zu erheben und wirtschaftliche Nachteile einzustecken, um dafür zu sorgen, dass die Russen dafür bezahlen müssen. Und die Folgen waren eine massive Kapitalflucht aus Russland, ein regelrechtes Einfrieren von ausländischen Direktinvestitionen, der Rubel auf einem historischen Tiefststand gegenüber dem Dollar, und die russische Wirtschaft an der Kippe zu einer Rezession.“


Erstaunlich ist, dass diese Rede nicht gestern, sondern vor beinahe acht Jahren gehalten wurde. Im Kommentar dazu (ebenso alt) heißt es, es sei "neu, dass Washington kein Geheimnis mehr daraus macht, dass der Präsident darauf „bestehen“ kann, dass die EU-Staaten in ihrer Außenpolitik tun, was er befiehlt. Dass er die EU offenbar mehrmals beschimpft habe, ihre Feigheit vor dem Feind der USA sei „beschämend“ (embarrass) zeigt: Die Amerikaner schrecken auch vor einer glatten Erpressung ihrer „Verbündeten“ nicht zurück."


Welche Freude muss es für Biden heute sein, die Nachrichten aus Europa zu verfolgen. Was uns betrifft, ist seine Saat prächtig aufgegangen. Was Russland betrifft, nun ja, das liest sich heute, zumindest was das wirtschaftliche betrifft, nicht viel anders als damals. Und es bleibt wohl nicht dabei, dass Russland zahlen muss. Auch Europa scheint mir kräftig zahlen zu müssen, wie auch sein eigenes Land. Ob die Profite der Rüstungsindustrie, beim Frackinggas das aufwiegen? Ist die Stellung Amerikas in der Welt nicht eher geschwächt? Die warnenden Stimmen werden lauter, selbst Altmeister H. Kissinger ... ach ja, lassen wir das.





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Kommentare zu diesem Text

Adrian (47)
(28.05.22, 04:32)
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 Fridolin meinte dazu am 28.05.22 um 05:01:
Sie zahlen einen hohen Preis dafür, siehe die Zahl der Gefängnisinsassen, siehe die Zahl der Amokläufe. Ich weiß nicht, was sie davon abbringen könnte, an die Macht der Waffen zu glauben.
Agnete (66) antwortete darauf am 28.05.22 um 09:54:
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 Regina (28.05.22, 10:15)
In der Tat kommen einige deutsche Politiker entsprechend rüber. Statements, die gestern noch galten, werden zurückgenommen und man verhält sich so, wie die Supermacht USA es wünscht.

 Dieter_Rotmund (28.05.22, 19:18)
Im Originalartikel sind Stellen fettgedruckt, die NICHT mit deinen Unterstreichungen übereinstimmen. Dies nur zur allgemeinen Info.
Adrian (47) schrieb daraufhin am 28.05.22 um 20:48:
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 Terminator (05.06.22, 01:21)
Putin vor 15 Jahren, sinngemäß: Wir haben keine territorialen Ansprüche gegenüber anderen Ländern. Wo soll diese imperiale Nostalgie hinführen? Sollen wir etwa die Krim zurückholen? Das ist verrückt!

Putin vor 10 Jahren: Der Zerfall der UdSSR war die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts.

Putin vor 3 Monaten: Soldaten der Ukraine, nehmt die Macht in eure Hände! Mit euch werden wir eher einig als mit der Bande aus Nazis und Narkomanen (=Drogensüchtigen), die in Kiew die Macht übernommen hat!

Kommentar geändert am 05.06.2022 um 01:21 Uhr

 Fridolin äußerte darauf am 05.06.22 um 04:19:
Für mich sehr kryptisch, dieser Kommentar.
Worauf willst Du hinaus? Soll das eine Rechtfertigung für Biden sein?

 Terminator ergänzte dazu am 05.06.22 um 04:24:
Hat Putin zu dem Zeitpunkt der Rede noch die Souveränität der Ukraine akzeptiert oder bereits die Krim annektiert?

 Fridolin meinte dazu am 05.06.22 um 06:03:
Nachdem ich mich ein wenig mit der Geschichte der Krim beschäftigt habe, fällt es mir schwer, von einer Annexion zu sprechen. Und nach den Vorgängen in der Ukraine in den Jahren 2013/14 neige ich zu der Annahme, dass die Souveränität der Ukraine eher durch die USA gefährdet wurde.

Aber selbst wenn ich mit meinen Einschätzungen falsch liegen sollte, Biden also sozusagen eine "Rechtsgrundlage" gehabt hätte, geht man so mit Freunden um? Und welche Effekte hatten denn seine gepriesenen Sanktionen, abgesehen von der Verhinderung von diplomatischen Aktivitäten? Und letzteres war und ist wohl auch ihr eigentlicher Zweck. Der amerikanische Albtraum ist eine europäische Verständigung mit Russland.

Antwort geändert am 05.06.2022 um 06:04 Uhr

 Hoehlenkind meinte dazu am 29.07.22 um 23:34:
Die ganze Welt ist beteiligt am Werden jedes Einzelnen. Das gilt auch für Putin.
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