Ein weißer Schwan

Text

von  Cathleen

Ein weißer Schwan

Du vermochtest, Uhren anzuhalten,
warst die Mitte meiner Sommerwelt.
Und ich hätte dich so gern behalten,
wie man etwas Schönes gern behält.

Ich vermeinte, Seligkeit zu spüren,
viel versprechend, wie dein Schweigen schien.
Willig ließ mein Herz sich von dir führen.
Nie mehr wollt’ ich wieder nach Berlin.

Ein weißer Schwan,
der auf dem Wasser trieb
im Abendlicht,
ein weißer Schwan
allein vom Sommer blieb
und viel mehr nicht.

Als der letzte Urlaubstag sich neigte,
sahst du immer wieder nach der Zeit,
lächeltest dein Lächeln, wie sich zeigte,
leicht gereizt, zu keinem Kuss bereit.

Niederschmetternd deine letzten Worte:
Muss ich ihn dir wirklich ziehn, den Zahn?
Still schlich ich mich fort aus deinem Orte,
stand schon Stunden vorher an der Bahn.

Ein weißer Schwan,
der auf dem Wasser tieb
im Abendlicht,
ein weißer Schwan
allein vom Sommer blieb
und viel mehr nicht.

Manchmal, wenn ich junge Pärchen sehe,
ahne ich das Ende schon voraus.
Noch genießen sie des Andern Nähe,
aber bald ist’s mit der Liebe aus.

Irgendwie geht immer alles weiter,
oft begegnet uns dann doch das Glück.
Heute blick’ ich ausgesprochen heiter
auf die Sache mit dem Schwan zurück.

Ein weißer Schwan,
der auf dem Wasser trieb
im Abendlicht,
ein weißer Schwan
allein vom Sommer blieb
und viel mehr nicht.


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