Vereinsamtes Kind kleiner Künstler,
früh schon den Abgrund gefühlt
in offenster Weltsicht der streitenden Eltern.
eingepfercht an dem Tisch der Erwachsenen:
blass und verschüchtert nach innen gezwungen.
Wo viele zerbrachen, da hast du
die Probe des Feuers bestanden.
Robert De Niro, zum Zuhörn gezwungen,
früh schon Fassaden durchschaut
und Fassaden zum Spiel wie zur Rache ersonnen.
Du bist deiner Ohnmacht durchs Schauspiel entkommen.
Und Schule des Auges, der Introversion
prägten dir Tiefe ein – trügerische Ruh’,
aus welcher Vulkane ausbrechen:
als Draufgänger Johnny Boy in Mean Streets,
als hysterisch-narzisstischer King of Comedy
als melancholische Ruh des Bosses in Heat,
als entfremdeter Veteran in The Deer Hunter,
als rachsüchtiger Knacki in Cape Fear
als selbstzerstörender Boxer in Raging Bull,
als tickende Zeitbombe Travis in Taxidriver,
als charmant-eleganter Vito Corleone in The Godfather
– nur bei den Großen wird Wahnsinn geduldet.
Gleich Mystikern bist du gestorben
dutzende Male, Robert De Niro,
und wiedergeboren in anderen Rollen.
Rücksichtslos kommt dir der Mut.
Denn für den Ruhm vor der Kamera
achtet der Held auch sein Leben nicht.
Doch Rettung vom Tragischen findest du
in der Komödie, Robert de Niro
– Rettung von Tränen der Schmerzen
zu Tränen des Lachens über dich selbst.
So wird auch dein Wandel verständlich
vom schweren Meister zum Leichtsinn.
Robert de Niro, du Medium der Größe,
du hast Soziopathen geadelt.
Du ziehst und warnst durch den Flug
in die Höh’ und den tiefen Fall.
Ich seh’ mich zuweilen gesteigert in dir
– du Engel, der fallend gefällt.