Football ist halt auch nur (irgend)ein Game (Teil 4).

Text

von  theatralisch

Bisher existieren selbstredend drei Teile dieser Textreihe, wobei die Textsorte rückwirkend leider nicht mehr geändert werden konnte. Der Entschluss, das Thema als Serie fortzuführen, entstand nämlich erst nach Teil 1 / bei Teil 2. Also verlinke ich die jeweils anderen Teile in der „Anmerkung“ unter dem Text.


Der Titel der Textreihe ist auf den Abschiedsbrief Hunter S. Thompsons / Dr. Gonzo (Gründer des Gonzo-Journalismus (subjektives Berichten des jeweiligen Journalisten) in den 1960er Jahren; vor allem bekannt für „Fear and Loathing in Las Vegas“) zurückzuführen: „Die Footballsaison ist vorbei. / Football Season is over.“ Vier Tage nach diesem Abschiedsbrief suizidierte er sich. Im Januar fand immer das Finalspiel der Football-Saison statt. Als großer Fan der National Football League (NFL) empfand Thompson den Monat Februar deshalb als grausamsten Monat, schrieb Douglas Brinckley - Thompson Biograf - im Rolling Stone.

Also kam ich darauf, meinen Text, der sich dem Thema „Freitod“ annimmt, derart zu betiteln. Ferner habe ich mich lange mit dem Gonzo-Journalismus / Thompson befasst und in der Schule sogar einmal ein Referat darüber gehalten.

Auch möchte ich, ehe ich mit Teil 4 fortfahre, noch kurz darauf eingehen, worüber ich in den ersten drei Teilen sprach.

Teil 1: In diesem Text schrieb ich über einen Mann namens Hans, der über den Suizid als Freitod disputierte respektive als Befürworter des Begriffs „Freitod“ einsteht - so auch die Autorin des Textes. Diese Überzeugung ist angelehnt an das Buch des österreichischen Schriftstellers Jean Améry / Hans Mayer mit dem Titel „Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod." Der erste Teil dieser Textreihe endet wie folgt: Lebt wohl, Jean, Hunter S. - ihr habt entschieden, eure Langeweile war zu groß: Die Footballsaison endet (immer) irgendwann und mit dem Alter kommt die Erkenntnis - warum noch 17 Jahre warten? Irgendwann endet alles und uns wird bewusst, dass der Überdruss am Leben bereits mit dem ersten Atemzug einsetzt und es demzufolge irrelevant ist, wann wir unseren letzten (Atemzug) machen.

Teil 2: In Teil 2 gebe ich letzte Worte populärer Personen wieder. Der Autor „Hans Halter“ schrieb ein Buch über die Bedeutung der letzten Worte mit dem Titel „Ich habe meine Sache hier getan“ (übrigens Albert Einsteins letzte Worte). Wieder meine letzten Worte im Text: „Was bedeutet das eigentlich alles wirklich? Dass das Leben abseits des auf den Punkt gebrachten (letzten) Satzes ein Irrtum / Schauspiel ist? Ja, genau. Genau das heißt es. Ich würde euch darum bitten, einmal darüber nachzudenken.“

Teil 3: In diesem Teil berichte ich über eine Studie zu überlebenden „Golden-Gate-Bridge-Suizidanten“. Diese hätten den Sprung bereut. Für mich ein Trugschluss im Kontext des Humanen: Der Mensch an sich sei ein Irrtum, all seine Aussagen falsifizierbar. Weiter im Text schreibe ich noch über Mark Fisher - k-Punk-Autor / Kulturwissenschaftler / Pop-Theoretiker. Dieser verlor sein Leben 2017 an die Depression und prägte den Begriff „hedonistische Depression“ - ein Phänomen, das Fisher zufolge zu kultureller Starre, die mit Instant-Befriedigung und vernetzter Einsamkeit „trotz“ Social Media einhergehe, führte. Als besonders wichtig befand ich es, herauszustellen, dass der Autor Depressionen als politisches Problem verstand und nicht mehr länger als privates. Eine wichtige Rolle dabei spiele der krankmachende Kapitalismus. Meine letzten Sätze im Text: „Inwiefern Nutzen und Wert hier zu bewerten sind und also tatsächlich eine Art Bilanzsuizid oder freiwilliger Tod (Jean Améry) in Betracht kommt, kann, so möchte ich an dieser Stelle abschließend behaupten, im Sinne des „Homo ambivalens“ nie vollends feststehen.“

Jetzt also Teil 4: Schon seit ein paar Tagen verspüre ich das Bedürfnis, meine Textreihe fortzusetzen. Überhaupt ist mir sehr viel daran gelegen, ein Thema lückenlos zu erfassen und mich zu fragen, inwiefern Forschung fortgesetzt werden müsste. Also versuche ich mich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven anzunähern. Am Ende könnten diese Texte ggf. einmal zu einer eigenen Forschungsarbeit zusammengeführt werden. So zumindest meine Idee und mein Interesse.

Ich selbst interessiere mich als Christin selbstredend immer zuerst für die christliche Sichtweise zu einem Thema. Wie denkt also die Kirche über Suizid? Lange Zeit - und auch heute noch - etwa auf Social Media eigener Nachforschung nach zu urteilen - herrscht(e) die Meinung vor, Gott allein solle über das Leben verfügen und Leid gelte es auszuhalten: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark" (2. Korinther 12, 10). Diese Sicht führte auch dazu, dass Suizidanten Selbstmörder genannt und bis ins 20. Jahrhundert hinein öffentlich verbrannt wurden.

Letztlich sagt die Bibel jedoch wenig zum Suizid. Also möchte ich mich gar nicht allzu sehr darauf konzentrieren, etwas hineinzuinterpretieren. Jedoch lässt sich anhand aktueller Debatten und Veröffentlichungen durchaus eine Botschaft herausarbeiten. AGUS e.V. – ein Verein für „Angehörige um Suizid“, gab eine Broschürenreihe zum Thema „Kirche - Umgang mit Suizid / Hilfen in der Trauer nach Suizid“ heraus. Viele Suizidtrauernde würden sich in diesem Zusammenhang vor allem mit christlichen Konfessionen auseinandersetzen, da Religion und Glaube Trauernden starken Halt geben oder aber diese sogar den Glauben verlieren können im Falle eines tragischen Ereignisses wie dem Suizid. Also ist es gerade deshalb wichtig, sich die Frage zu stellen, wie die Kirche zum Tod durch Suizid steht. In der Broschüre geht es um verschiedene Fragestellungen - zum Beispiel um die Schuldfrage: Es wird zwischen juristischer und theologischer Sicht von Schuld differenziert: Wie wird jemand, der vom Gericht freigesprochen wird, dennoch mit der Schuld fertig?

Weiter wird die Schuldfrage am Beispiel des biblischen Hiob beschrieben: Die Freunde des frommen Hiob wollen diesem beistehen, als ihn seiner Überzeugung nach unverständliches und unverdientes Leid trifft. Die Freunde schlussfolgern jedoch nach dem Prinzip der Ordnung, dass es ohne Leid als Wirkung auch keine Schuld / Sünde gebe. Gott gibt Hiob schließlich recht in seiner Klage.

Die Welt ist nach biblischer Sicht zerrissen von der Sünde. Daneben steht die antike Tradition, nach der die Welt geordnet, also transparent sein soll. Im Zusammenwirken dieser beiden Anschauungen könnte davon ausgegangen werden, dass „alles leidvolle Geschehen, wenn es schon nicht einem höheren Guten dient, einen Schuldigen haben muss, der die Ordnung verletzt“ (AGUS e.V. / Schoberth). Dies allerdings widerspräche der Sicht der biblischen Texte.

Wie bereits angesprochen gab es bis ins 20. Jahrhunderts hinein die Verweigerung eines christlichen Begräbnisses bei Suizid. Verändert hat sich dies wegen der Verschiebung der Frage nach der Beurteilung der Beendung des Lebens hin zur Frage nach der Zukunft der Hinterbliebenen. Ein weiterer Grund: Suizid wurde ab dem 20. Jahrhundert zum Forschungsgegenstand. „Eine biblische Verurteilung des Suizids in einem unmittelbaren Sinne gibt es nicht“.

In vielen privaten Texten oder den angesprochenen Kommentaren findet sich jedoch immer wieder der Begriff der „Sünde“ als Steigerung der Schuldfrage wieder, wenn es um die Beurteilung des Ablebens durch Suizid geht. Erst dann - so entnehme ich es der Broschüre von AGUS e.V. - könne von Schuld gesprochen werden, wenn dieser Gnade vorausgehe. Die Komplexität menschlicher Beziehungen wird auch in der Bibel zur Sprache gebracht: „Keiner weiß, wie oft er irregeht“ (Psalm 19). Ergo weiß niemand, was letztlich zur Problemlösung bei jedem Individuum beitragen kann. Es bedarf zwar der Überlegung, was richtig ist, jedoch steht dies nicht unmittelbar mit dem Erfolg in Zusammenhang.

Ich freue mich darüber, dass der Begriff, den ich persönlich / intuitiv als entscheidend erachte, wenn es sowohl um die Begehung des Suizids (insbesondere im Kontext  des Bilanzsuizids) als auch um den Umgang (etwa der Hinterbliebenen) damit geht, in der Broschüre ebenfalls Erwähnung findet:

„Aus der Einsicht in die Macht der Sünde folgt, dass wir die Illusion aufgeben, wir könnten sündlos sein. Dann können wir auch damit aufhören, unsere Vergangenheit umschreiben zu wollen oder auch uns verbissen zu fixieren auf das, was wir getan haben“.      

Kurzum muss hingenommen werden, was geschieht, denn einen anderen Weg gibt es nicht.

Gott allein ist es, der richten kann und er wird annehmen, die ihn suchen. Ergo ist ausschließlich Gott es, dem das Urteil vorbehalten ist. Und Gottes Gnade macht auch „an der Grenze des Todes“ keinen Halt.

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Psalm 90,12). Folglich ist eine oberflächliche Betrachtung des eigenen Lebens ausgeschlossen. Und nur Gottvertrauen hilft uns dabei, Ruhe in der Unruhe zu finden. Gott verlässt uns nie - wie schwer unser Leben auch sein mag: „You’ll never walk alone“ - ein hoffnungsvolles Lied, das in vielen Fußballstadien gespielt wird und direkt an den Fußballspieler Robert Enke denken lässt, der ebenfalls sein Leben durch Suizid beendet hat.    

Die Schriftenreihe von AGUS e.V. führt abschließend noch ein Zitat auf, das auch ich als Abschluss meines vierten Teiles dieser Textreihe betrachten möchte:

„Wer will nun eigentlich wissen, dass Gott ein Leben, das ja ihm gehört, nicht auch einmal in dieser Form aus den Händen des Menschen zurückverlangen könnte“ (Karl Barth / Kirchendogmatiker)? 

   





Anmerkung von theatralisch:

Wie angekündigt die Verlinkung zu den ersten drei Teilen dieser Textreihe:
 Teil 1
 Teil 2
 Teil 3

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (18.12.23, 12:04)
Man möchte ja nicht verneinen, dass genügend Sonnenstrahlen außerhalb eines Heimes scheinen, entscheidend ist es, ob jeweils die Fenster und Vorhänge geöffnet sind, die die Zimmer mit Licht durchfluten. 

Der Suizid ist an diesem Bilde orientiert, der Drang nach Sonne, ohne den Zwischenschritt, die Fenster und Vorhänge vorher zu öffnen. 
In dieser Finsternis vollziehen sich Prozesse, die sich wohl auch an einer Pflanze im ewigen Dunkeln vollziehen. Sie verwelkt, sowie die Depression eine Sorte des seelischen Verwelken ist.

 theatralisch meinte dazu am 19.12.23 um 09:56:
Eine ganze Gesellschaft, im Grunde  jeder einzelne Mensch, müsste geöffnet / offen dafür sein, die Zimmer mit Licht durchfluten zu lassen / hinzusehen / sich nicht zu versperren.
Ich sehe in dieser Gesellschaft fast nur weirde Sachen. Sehe ich Filme zu seelischer Gesundheit, die etwas zurückliegen zum Beispiel, fallen oft Sätze wie "Aber du bist doch nicht verrückt oder!?" Und heute sagen die Menschen Dinge der Art: "Inzwischen ist doch jeder depressiv etc."
Volkskrankheit Depression - Nicht etwa die Häufigkeit der Erkrankung habe zugenommen, sondern das Bewusstsein dafür. Sie werde häufiger diagnostiziert. 
DAK 2022: Auch die zunehmenden Krisen, gesellschaftlichen Umbrüche würden für die steigende Zahl keine Rolle spielen. Äußere Faktoren seien für das erstmalige Auftreten der Depression weniger relevant als viele dies annehmen würden. Stattdessen ist es die Veranlagung, die entscheidend ist. 
Warum Arbeitgeber betroffen sein sollten? Nicht etwa deshalb: "Dennoch liegt die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit immer noch bei knapp 37 Tagen. Im Vergleich zum Jahr 2010 hat sich die Erkrankungsdauer im Schnitt damit um fast zehn Tage verlängert."
Ebenso wenig wegen der vorzeitigen Berentung bzw. des dauerhaften Arbeitsausfalls. 
Sondern weil wir 1. fast alle offenbar dazu neigen, im Laufe unseres Lebens eine depressive Erkrankung zu entwickeln. Und 2. weil wir nicht umhin können, in einer Gesellschaft das Prinzip der Nächstenliebe zu leben oder daran zu partizipieren. Wie auch sonst sollte eine ganze betroffene Gesellschaft mit so einer lebensbedrohlichen Problematik umgehen!?
Also: Fenster und Vorhänge auf! Nur so kann das Licht kommen.

Antwort geändert am 19.12.2023 um 09:58 Uhr

 Augustus antwortete darauf am 19.12.23 um 14:56:
Hier könnte der hedonistische Kapitalismus dafür sorgen, dass eine Art „künstliches Licht“ erzeugt wird, und das auch nur von einer Seite leuchtet, sodass auf der anderen Seite die Fenster und Vorhänge verschlossen bleiben. Sobald das künstliche Licht ausgeschaltet wird, kommen die Sorgen und Depressionen. Das künstliche Licht bedarf des Stroms. Ein Hedonist bedarf demnach hohe finanzielle Einnahmen, um das künstliche Licht aufrechtzuerhalten. Hohe finanzielle Einnahmen bedeutet regelmäßig Mehrarbeit. Dazwischen wird der Mensch aufgerieben, wie ein Parmesankäse auf auf einer Reibe. Die käsesplitter landen als „der Nutzen“ für die Gesellschaft. 
Daher ist der Spruch nicht vollständig verstanden, wenn jemand ihn im guten Willen sagt; jeder Einzelne muss einen Nutzen für die Gesellschaft bringen. Übersieht aber den sogenannten „Käsesplitter“, der den Käse durch das Reiben schmälert. Ein aufgeriebener Käse ist am Ende ein Nichts - seelisches Wrack, suizidgefährdet. Ein Käse aber, der keine kösesplitter oder Käsekörner hingerlässt, ist für die Gesellschaft nicht von Nutzen. Dieser sieht aber seinen Vorteil dadurch nicht. 

All die aufgeriebenen Käsesorten schimpfen nun gegen den ganzen Käse, und machen ihm schlechtes Gewissen. Endergebnis; alle sind irgendwie „weird“, sowohl die, die gerieben werden, als auch die, die nicht gerieben werden. Der Kapitalismus sind die spaghetis in Tomatensauce , der Geschmack des Der Spaghettis ist die Lust des Hedonismus; hedonistischer Kapitalismus bedarf um zu schmecken des Parmesans: wir alle sind der Parmesan, oder eine andere Käsesorte. Selbst der, der grundsätzlich spaghetis, um im diesem Bilde zu bleiben, essen möchte, muss dafür anderen Käse auf seine spaghetis reiben. 
Hier kommen „Karl Marx“, „Mark Fisher“ usw. ins Spiel, die eben das Reiben als auch die Reibe als auch die Sucht des fressens des Kapitalismus kritisieren. 

Nächstenliebe im hedonistischen Kapitalismus ist der Verkauf teuren Gutes auf kostenloser Basis. Der Wert wird durch den kostenlosen Charakter übersehen und damit nicht wertgeschätzt. Im Kapitalismus hat aber alles einen Wert, und wertlose Dinge sind wertlos. So ist die Nächstenliebe zwar ein schönes Geschenk, aber kostenfrei, demnach für viele in einem solchen System wertlos. 

Denn fast jeder würde statt der Nächstenliebe lieber 100 Euro mehr im Geldbeutel haben, gleichwohl die Nächstenliebe eigentlich ein unbezahlbares Geschenk der Güte und Milde ist. 

Daher sage ich ja, durch das „künstlich erzeugte Licht“ des Kapitalismus werden auf der anderen Seite des Hauses die Fenster und Vorhänge verschlossen, sodass auf dieser Hausseite das Verständnis für Güte und Milde „verwelken“. 
Güte und Milde oder Nächstenliebe sind dem hedonistischen Kapitalismus fremd.

 theatralisch schrieb daraufhin am 20.12.23 um 10:40:
Ja, das sind zwar Bilder, aber eben auch die Realität. 
Mh, es ist schwierig, deshalb klinge ich auch desillusioniert (bzw. wer wäre dies nicht), da zum Beispiel ich gerne weiterhin, wie schon mal gesagt, in der Forschung geblieben und wichtige gesellschaftliche Themen vorangetrieben hätte. Einer ließ mich halt nicht. OK, ich widerspreche dem Kapitalismus, also rette ich mich nun nur noch selbst. Diesen Entschluss habe ich gefasst vor ein paar Tagen und endlich kehrt auch etwas Ruhe ein. Das war wichtig.

Davon abgesehen: So ziemlich unter jeden Beitrag, den ich im Kontext augenscheinlich "neuer Themen" so lese, könnte ich schreiben: "Leben ad absurdum geführt." Ist halt so, auch wenn ich das permanent wiederhole. Etwas anderes lässt sich davon kaum mehr ableiten. Diese angeblich komplexe Welt, in der sich "plötzlich" niemand mehr zurechtzufinden vermag, gibt es in Wirklichkeit gar nicht. Das ist ja wie mit jedem einzelnen Menschen: Im Leben geht es grundlegend und erst einmal nur um Nächstenliebe und in diesem Kontext um lebensnotwendige Themen wie Bindung. Das ist im Menschen angelegt. Wer sich daran hält bzw. nicht damit anfängt, künstlich etwas zu erzeugen / denken / sagen, wovon er ausgeht, es könnte aus ihm einen allwissenden Erzähler machen so to say, um sich in einer erdachten komplexen Welt zurechtzufinden, macht alles richtig. Ja, es gibt ein "richtig" - im Sinne von: Niemand kommt zu Schaden, wird unnötig gequält, weil andere Menschen etwa "evozieren" sagen und einer selbst nur "hervorrufen". 
Ja, um beim "Bild" zu bleiben, denn auch ich mag Bilder: Im Grunde können wir es im Leben wie die Juristen handhaben - Wir müssen die Welt und alles mit ihr Zusammenhängende nicht auswendig lernen, sondern "nur" wissen, wo es nachzulesen ist / steht. "Nur" deshalb in Anführungszeichen, da es eben tatsächlich nicht "nur" ist, sondern eine ganz große Hürde für die meisten Menschen - sich nicht permanent hervorzutun oder zu denken, sie brechen sich einen Zacken aus der Krone, wenn sie einfach mal unverblümt nett zueinander sind usw. 
Keiner auf dieser Welt hat etwas davon, wenn Nischenprobleme statt Volksprobleme in den den Fokus gerückt werden. Wir könnten also ruhig endlich einmal wieder damit beginnen, unsere normalen Leben, in denen es vordergründig um das Postulat der Nächstenliebe geht, weiterzuleben. 

Ein wenig Trauer darüber, dies nicht jedem Menschen (vor allem denen, die mir unter dem Deckmantel dieser woken, aber komplexen und deshalb wie gesagt erdachten Welt etwas bedeutet haben) begreiflich machen zu können, empfinde ich schon. Aber ich weiß, weiß bestimmt, dass ich jetzt endlich zur Ruhe kommen will und deshalb die richtigen Entscheidungen getroffen habe. 

Ich danke dir abermals für deine geistreichen Kommentare und deine Treue. Zukünftig werde ich mich auch mehr durch deine Texte lesen.

Antwort geändert am 20.12.2023 um 10:51 Uhr
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