Wellen

Text

von  Cathleen

Wellen

Abschied hast du nie genommen,
dafür blieb dir keine Zeit.
Ich bin manchmal noch beklommen,
als wär’s völlig neues Leid.
Hatten wir uns nicht versprochen,
Hand in Hand ins Licht zu gehn?
Hast den Eid nicht mal gebrochen,
deine Uhr blieb einfach stehn.
Dass sich Zeiger nie mehr drehn,
war ja nicht vorherzusehn.

Dennoch liegt in diesem Fehlen
irgendwie ein Hauch Betrug.
Warum musste er dich stehlen,
jener, der die Sense trug?
Mit der Tatsache zu hadern,
dass du dran warst lang vor mir,
pulst so schmerzlich durch die Adern
bis ich meinen Halt verlier
und das Bleibendürfen hier
nur als Trennung seh von dir.

Sende mir ein kleines Zeichen,
einen Stern, der leise blinkt,
oder Laub von alten Eichen,
das mir auf den Mantel sinkt,
oder Flockenfall, der innig
meine heiße Stirne kühlt,
damit nicht so widersinnig
sich das Weitergehn anfühlt;
bis ich merk, was in mir wühlt,
haben Wellen fortgespült.



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