Über das Küssen (21.03.2024)

Aphorismus

von  Hamlet

So wie ich nach dem Sprung in einen sauberen, kühlen See nach wenigen Sekunden einen erfrischenden, angenehmen Flow fühle; so sind es beim Küssen auch nur diese Sekunden, welche zu überwinden sind, um sich aufeinander abgestimmt zu erregen. Wer aber diese Sekunden nicht aushält, springt entweder nicht in den See, küsst also nicht; oder noch schlimmer, er springt rein und zieht durchnässt und zitternd zurück, hat also vor der harmonischen Übereinstimmung den Kuss schon abgebrochen. Etwas ganz oder gar nicht zu tun, ist wohl das Prinzip für alles, was gelingen soll.

Dagegen gibt es nichts Schlimmeres als dieses unbestimmte Dazwischen, weil sich alles, was man könnte, blockiert – kurz: So entstünden schlechte Küsse, die ich meistens aus dieser Unentschlossenheit heraus gemieden habe, sodass ich gar nicht oder nur mit einem ordentlichen Maß Alkohol geküsst habe.

Problematisch bleibt die Erzeugung des heißen Willens, die in den kühlen See drängt. Und so meint er immer noch, dass ihn ohne Dionysos’ Hilfe (den Gott des Weines) nur die Schönheit motivieren könne – welche ihn wiederum hemmt, falls sie ihn zu stark überstrahlt.




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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (21.03.24, 13:11)
Dein Aphorismus ist aber in Wahrheit eine Metapher. Der See als Abkühlung ist für den Mann das Kleinod, das die Frau besitzt.

 Hamlet meinte dazu am 21.03.24 um 13:57:
Danke, gute Idee mit dem Besitz der Frau ;)

Tatsächlich bin ich mir mit dem Schreibformat Aphorismus nicht immer sicher, obwohl ich nochmal gegoogelt habe. Ich finde aber keine vorgegebene Kategorie, die für manche meiner Textchen besser zu passen scheint. Und Nietzsches Aphorismen schwanken ja auch von einem Satz bis über zwei Seiten. Vielleicht ist es wegen des Vergleichs (Metapher) ein lyrischer Aphorismus. Wie dem auch sei. :)
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