Protest

Short Story

von  tastifix

Protest

Ja, wir waren es leid wie dicke Tinte. Es dauerte einfach viel zu lange. Treppauf, treppab. Dann durch lange Hallen. Alle paar Minuten hatten wir uns ordentlich nebeneinander zu stellen und meistens dann längere Zeit auf ein- und demselben Flecken zu verharren. Puuh, war das anstrengend.
Es war pure Glücksache, fanden wir doch wirklich eine für uns passende Lücke. In die quetschten wir uns dann schleunigst unter manchmal erheblichen Schwierigkeiten hinein. Hatten wir uns dann per vehementem Drängeln tatsächlich jenen  jämmerlich schmalen Platz erobert, wurde unter Garantie von beiden Seiten oder auch von hinten(wenigstens nicht so oft von vorne!) gestoßen oder sogar dreist getreten. Im aller schlimmsten Falle dann trippelte einer dieser verrückt-modernen Damenschuhe heran. Wenn, dann aber mit garantiert extra hohem Absatz und entsprechend wackelig hin- und herschaukelnd, da das zugehörige weibliche Wesen beträchtliche Schwierigkeiten hatte, auf diesen Dingern die Balance zu halten.
Diese Mordinstrumente näherten sich in beängstigendem Tempo. Und schon passierte es: Der mindestens 7cm hohe Pfennigabsatz bohrte sich in einen der Füße unseres Herrn und Meisters, der dann darüber nicht ganz so begeistert laut los jaulte. Kavalier zu bleiben und sich da den Schmerzensschrei zu verkneifen, war leider nicht drin.

Dem war im Gegensatz zu uns die Möglichkeit gegeben, seinen spontanen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Aber wir, was konnten wir tun, um mit dem, was uns da gehörig zu schaffen machte, überhaupt fertig zu werden? Wir konnten nicht los brüllen, als ob wir am Spieße steckten. Das Einzige, was uns blieb, war ein regelrechter Indianertanz, um uns des Schmerzes, der gleich eines Stricknadelstiches dann blitzartig durch uns hindurch schoss, zu erwehren. Gottlob verebbte diese grauenhafte Gefühl recht schnell, und wir fühlten uns wieder wohler.
Doch die Hoffnung, nach diesem tragischen Schicksalsschlag würde uns Schonung zuteil, hatten wir direkt wieder fahren zu lassen. dann würde uns Schonung zuteil. Denn da stand ja nicht nur eine einzige solche Halle, sondern stattdessen mindestens sieben oder acht dieser ach so „winzigen“ Gebäude. So wie wir unseren Herrn und Meister einschätzten, würde der sich deren Besuch mit Sicherheit nicht entgehen lassen. Hatte er denn kein Erbarmen mit uns? Spürte er denn nicht, dass unsere Kraft eigentlich, im Grunde genommen schon längst aufgebraucht war, wir uns nur noch der Notwendigkeit gehorchend weiter schleppten?
Die Quälerei nahm und nahm einfach kein Ende. Dabei zählte unser Meister keineswegs zu den 20Jährigen. Nein, er war doch tatsächlich schon ein bisschen älter. Sie wundern sich jetzt bestimmt umso mehr, nicht?
Tja, aber zu unserem Pech hatte er eine Kondition wie ein Twen. Und das wiederum bedeutete: Keinerlei Gnade für uns. Stattdessen hatten wir tapfer durchzuhalten!

Ja, unsere Energie war am Ende. Unsere Muskelstränge protestierten schon eine ganze Weile. Erst nur ganz schüchtern, dann immer nachdrücklicher. Letztendlich entschlossen wir uns zu einem gehässigen Rachefeldzug. Denn: Einträchtig in zunehmendem Maße hin und her zu wackeln, hatte unseren Besitzer ja nicht von seinem Vorhaben abbringen können.. Stattdessen blieb er hartnäckig...

Dieses extremes Fitnesstraining war absolut unüblich, sprengte den gewohnten Rahmen. Eine solche Überbeanspruchung bliebe nicht ungestraft.
Verzweifelt rafften wir uns auf und griffen nach dem letztmöglichen Rettungsanker. Wir beriefen den Krisenstab ein.

Die Beteiligten an dieser Runde trafen rasch eine Entscheidung. Die Zeit drängte.
Zwei Oberschenkel, zwei Knie, zwei Unterschenkel mit ihren inzwischen geschwollenen Waden und zwei geschundene Füße mit unübersehbaren Blasen beschlossen einstimmig:
Hier half nur noch ein Muskelkater! Da war ein ausgewachsener Kater der Größe eines Tigers  vonnöten. Der müsste infolge unserem Meister soo zusetzen, dass dieser unser Chef ans Nachdenken käme.

Irgendwie amüsierte uns diese Vorstellung.

Denn:
Vor lauter Muskelschmerzen bliebe dem dann nichts anderes mehr als:
DENKEN!

Und wir, seinen armen gequälten Beine, hätten endlich unsere wohlverdiente Ruhe!!

                                                                                                                                                      16. 1.04

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