KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Dienstag, 28. Januar 2014, 13:55
(bisher 1.629x aufgerufen)

Ästhetisierung des Schrecklichen

393. Kolumne


Ist die Ästhetisierung des Schrecklichen verlogen? Ich denke an die Bilder von Francis Bacon, der mir sehr nah ist, an die Deformierungen Arps und Moores – alles Beispiele, wie Gewalt und Wunden ästhetisiert werden können und doppelt wirken: Die Ästhetisierung ist der Versuch einer Bewältigung, Überwindung, Verdrängung, Heilung - andererseits bleibt das Grauen, das dahinter steckt, sichtbar, spürbar, erkennbar. Das ist manchmal ein Balanceakt. Aber so war es immer. Wie schön sieht das Sterben Jesu in vielen alten Bildern aus! Das Grauen ist ästhetisiert, überhöht - das wird wegen einer Theologie, die auf Erlösung hinweist, akzeptiert. In meinen Sprachbildern gibt es keine solche Theologie, keine Erlösung von oben, nichts Rettendes außerhalb des Bildes, in dem wir real gefangen sind.

UB

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (21.02.14)
Mit einer vermutlich ähnlichen Sozialisierung wie du aufgewachsen, antworte ich auf deine Eingangsfrage: Die Ästhetisierung des Schrecklichen ist keineswegs verlogen, sie entspringt einem verständlichen Schutzbedürfnis.
Deine Glosse zeigt jedoch, dass man sich von seiner Sozialisierung erfolgreich entfernen kann.

 toltec-head (21.02.14)
Balanceakt ist hässliches Politikerdeutsch. Von Ästhetisierung des Schrecklichen kann nur sprechen, wer sich im Museum eine Kreuzigung oder einen Bacon anschaut und dann erst Mal Cappuccino trinken geht. Im Christentum ging es gerade umgekehrt um eine Verschrecklichung des bloß Ästhetischen. Und ich denke bei Bacon auch. Bella figura bei Balanceakten überlasse man - Sigmar Gabriel.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram