Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 15. Oktober 2012, 22:00
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Weiterhin

von  Matthias_B


Heute wohnte ich einer Deutschstunde bei, in welcher der arg strapazierte Begriff "Glück" thematisiert wurde. Die SchülerInnen der zehnten Klasse sollten an der Tafel für den Moment verewigen, was sie unter dieser Vokabel verstünden. Ein Schüler nannte eine folgende "Ausbildung", einer meinte, dass die eigene "Gesundheit" dazu beitragen würde, eine sah die "Familie" - wie jemand anders "Freunde" - als bedeutend an, eine räumte dem potenziellen "Partner fürs Leben" einen gewichtigen Platz ein etc. Man möchte es ihnen wünschen, dass sie diesen Zielvorstellungen nahekommen, denn durch dieses Streben nach dem persönlichen Glück (wie es auch in der japanischen Verfassung fixiert ist) erwächst - im Idealfall - ebengleich das Bewusstsein, auch anderen glückliche Momente bereiten zu können und dies ebenfalls zu wollen - man mag das als simpel und abgedroschen belächeln.
Nur wenige Poeten finden tiefsinnige wie wohlklingende Worte, die die gelehrte Zeit scheinbar überdauern können; ebenso gibt es einige mehr oder minder zufriedene Leute, die in den "gewöhnlichen Sphären" mit uneigennützigem Blick auf die Gemeinschaft wandeln und durch Achtsamkeit und Hilfsbereitschaft in der sterblichen, aber glücklichen Erinnerung Einzelner fortleben - und die generationenübergreifende Hoffnung auf ein echtes Miteinander speisen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (16.10.12)
Die genannten Begriffe der Schüler klingen wie aus einem Image-Prospekt; fehlt nur noch, dass einer "Wohlfühlatmosphäre" oder "Echtholz-Haptik" auf die Tafel geschrieben hätte...

 Matthias_B (16.10.12)
"Zufriedenheit" lautete ein weiterer Aspekt.

(Aber bitte nur knorkes politisch korrektes Nicht-Regenwaldholz.)

 Dieter_Rotmund (16.10.12)
Festzustellen bleibt, das Schüler der 10. Klasse mit dieser Frage schlichtweg überfordert sind (ich war es in der 10. Klasse sicherlich auch) und ihnen nicht besseres einfällt, als das nachzuplappern, was sie in Werbung gehört haben...

 AlmaMarieSchneider (16.10.12)
Nach einem Haushaltsunfall kam ich ziemlich blaugelbgrünlich zum Orthopäden, der dann meinte: "Na, da hamse aber Glück gehabt.
Ab diesem Tag bin ich überzeugt, daß Glück auch fürchterlich schmerzhaft sein kann.

 Matthias_B (16.10.12)
und ihnen nicht[ B]esseres einfällt, als das nachzuplappern, was sie in [der] Werbung gehört haben
Vielleicht, aber als anthropologischer wie pädagogischer (Halb)optimist war ich erfreut, dass keine Antworten à la "Geld", "die Ellbogen einsetzen" oder "das coolste Handy zu besitzen" usw. zu vernehmen waren.
"Schmerzhaft[es]" Glück, ja, das blieb in der Kolumne unberücksichtigt.

Nachtrag: Hm, das Ganze hätte auch noch inhaltlich mit diesem Song verknüpft werden können, sodass daraus eine weitere Liedtextkolumne hätte werden können:
The pleasure fair - Nursery rhyme (1967)
http://www.youtube.com/watch?v=KwgH0fzWXhY
wupperzeit (58)
(16.10.12)
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 Dieter_Rotmund (17.10.12)
Jaja, der Wunsch nach Weltfrieden, das Credo jedes Gutmenschen...
wupperzeit (58)
(17.10.12)
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 Dieter_Rotmund (18.10.12)
Ich kann der Argumentation dieses nicht sehr guten SZ-Artikels nicht folgen, will sagen, ich bin nicht damit einverstanden, besser gesagt eine richtige "Beweiskette" von Reinhard Met zu Thilo Sarazzin (Sarrazin?) gibt es m.E. nicht.
Die Schüler sollten lieber ihr Textverständnis verbessern. Darin liegt nämlich im Moment der Hund begraben.

 Dieter_Rotmund (18.10.12)
Mey heißt er.
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