Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 12. April 2010, 12:19
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Das Geschäft mit der Katastrophe

von  AlmaMarieSchneider


Man sollte glauben, eine Katastrophe wie ein Erdbeben, Großfeuer, Seuche oder ein Vulkanausbruch wäre für jeden Menschen eine schreckliche Sache. Doch laufen erst einmal die Spenden an, sind Millionen von Dollars, Euros usw. im Spiel und es beginnt ein regelrechtes Männleinlaufen um diesen großen Kuchen.
Es formiert sich um dieses, für die Betroffenen schreckliche Ereignis, ein riesiges Wirtschaftsunternehmen, in dem weder Mitgefühl noch Großmut das Sagen haben. Das Zugpferd ist das zu verteilende Geld, das Gier, Macht und auch Verbrechen freisetzt.
Bei den Betroffenen selbst kommt Geld in Form von Barem so gut wie nie an. Wo aber bleibt es?

Bestechliche Hände öffnen sich, Bundeswehrdepots werden aufgelöst, ganze Medikamentenlager finden Abnehmer, Butterberge und Milchpulverlager, deren Haltbarkeit abzulaufen droht kommen wieder aus den Hamsterstatus.
Natürlich müssen Hilfsorganisationen diese Güter bezahlen. Hier wird hart verhandelt, geht es doch um Millionen.
Den Opfern wird geholfen und viele Menschen sind selbstlos und unter Einsatz des eigenen Lebens und oft bis zur völligen Erschöpfung dabei. Sie verdienen an der Katastrophe mit Sicherheit nichts. Es sind vielmehr die „Unsichtbaren“, die Geldlenker, die geschickt die Medien nutzen. Es ist damit sogar möglich mangels fehlender Katastrophen, Katastrophen zu erzeugen oder in Aussicht zu stellen. Die Schweinegrippe, sozusagen ein Geniestreich, wäre da als Beispiel besonders hervorzuheben. Geschickt werden Kassen und Staat geplündert, im Endeffekt also wieder der kleine Steuerzahler und Krankenkassenbeitragszahler. Neue Zuzahlungen an die Kassen wurden ja bereits angekündigt.

Wer auf ein Kriegsende in Afghanistan hofft wird schon aufgrund wirtschaftlicher Interessen auf taube Ohren stoßen. Deutschland zählt zu den größten Waffenlieferanten und ein paar Tote sind bei diesen Gewinnen wohl akzeptabel. Es sind ja nicht die Kinder der Minister oder der Kriegsgewinnler. Idealisten wird man kaum dort antreffen.
Was aber geschieht mit den Räubern im Hintergrund? Nun nichts. Durch ihre Lobbyisten haben sie sich bereits weitestgehenden gesetzlichen Schutz erkauft.
Kriegsgewinnler konnten und durften ihre Gewinne aus dem Geschäft mit dem Tod behalten und ein Leben als hoch angesehene Bürger führen, auch den für die Wirtschaftskrise verantwortlichen Bankenmanagern wird nicht allzu viel passieren. Konnte doch die marode Autoindustrie einen der höchsten Umsätze der letzten Jahre verbuchen, ihre riesigen Halden leeren und Zeit für längst fällige neue Konzepte gewinnen.
Arbeitsplätze werden und wurden nicht gesichert. Es ist für kapitalistische Systeme paradox Arbeitsplätze zu sichern, deren Bestand weder höheren Gewinn noch mehr Anlegerkapital versprechen. Dieser Augenwischerei verfallen immer wieder Gewerkschaften, die sich auf Arbeitsplatzgarantien gegen niedrigere Löhne einlassen. Kein Unternehmen wird Fachwissen aufgeben auf das es angewiesen ist. So liegen die garantierten Arbeitsplätze immer im Rahmen der sowieso notwendigen Arbeitsplätze. Verhandelt wird nur die Angst vor der persönlichen Katastrophe der Mitarbeiter, der Verlust der Existenz. Die lässt sich der Arbeitgeber mit Niedriglohn bezahlen, hat jedoch nichts zu bieten.

Immer öfter hinterlässt unsere Regierung den Eindruck, nur noch darüber nachzudenken wie sie aus den ausgequetschten Bürgern noch etwas mehr herauspressen kann. Die Umverteilung von unten nach oben wird wohl selbst in einer Katastrophe enden. Die Geschichte liefert genügend Beispiele, doch sie zeigt auch auf, dass das wieder ein Heidengeschäft für viele wird. Man muss nur dran bleiben.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag

wortverdreher (36)
(13.04.10)
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 AlmaMarieSchneider (13.04.10)
Alles nicht, nur das Spiel mit der Angst und den Gewinn den man damit machen kann. Das dieses Spiel kein "Nasenspitzendenkergesicht" hat sondern etwas vernetztes Denken erfordert sollte klar sein.
Natürlich könnte man jetzt speziell ein Erdbeben bearbeiten oder die Gewinnmöglichkeiten aus der Schweinegrippe-Panikmache auflisten. Doch mir geht es um das allgemeine Geschäft mit der Katastrophe ob sie nun klein, persönlich oder ein ganzes Land oder die Welt betrifft.
Wenn ich an die Nuklearwaffen auf dieser Welt denke, reicht das mir völlig als umfassend aus. Nur wer denkt da schon einmal darüber nach? Und nichts anderes als ein bißchen Nachdenken möchte ich erreichen.

 Matthias_B (14.04.10)

Bonjour,

die Not/Angst- nutzen- und Not/Angst-schüren-Thematik ist schon erkennbar und innerhalb jener werden kompakt und direkt einige Beispiele genannt (bzw. ein verbaler Kinnhaken nach dem anderen ausgeteilt (Geschäftemacherei mit Katastrophen, Schweinegrippe (habt ihr damals auch Söder gesehen? ("epidemische Herausforderung")), Rüstungsindustrieinteressen, Abwrackprämie (sei das eigentlich nicht schon halb "sozialistisch- planwirtschaftlich" vom Staat?), Finanzkrise, Lohndumping, Umverteilung von unten nach oben (indirekt: Lobbyismus?))). Manche mutmaßen, dass dafür, dass es manchen richtig gut gehe, viele andere daran glauben müssten.
(und medial wahr könnte sein, was der Betrachter medial sehen wollen solle)

Viele Grüße
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