Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Samstag, 30. April 2011, 19:41
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Freie Meinungsbildung

von  AlmaMarieSchneider


„Wenn ich rauskriege, wer da dran ist, dem stecke ich eine Flagge in den Hintern und schicke ihn in den Iran“. (Deutscher Originalton von Homer Simpson während eines Telefonates)
Schon in frühester Kindheit lernen wir, wer unsere Feinde sind und wen wir für unsere Freunde zu halten haben.
In der Zeit des „kalten Krieges“ waren das selbstverständlich Russen, Chinesen, Kubaner, und die RAF, überhaupt alle sozialistisch angehauchten Typen einschließlich der Verwandtschaft in der DDR. Es war das amerikanische Feindbild und somit auch unser Feindbild. Die andere Seite hatte natürlich ihr eigenes anderes Feindbild, das den Menschen gleichermaßen vermittelt wurde. Die "freien" Medien leisteten dabei ihren maßgeblichen Beitrag.

Mittlerweile ergab eine amerikanische Umfrage (Rasmussen-Untersuchung), dass nur noch 53 % der Befragten glauben, dass der Kapitalismus gegenüber dem Sozialismus das überlegene System sei. Fieberhaft wird diese Realität vom herrschenden Establishment versucht zu unterdrücken. Von mächtigen Wirtschafts- und Finanzinteressen gekaufte Handlanger in Politik und Medien blockieren hartnäckig jedes soziale Gesetz.

Da wäre auch das chinesische Feindbild kurz anzusprechen. In westlichen Medien wurde Tibet jahrelang als ein Shangri-La, in dem Frieden und Zufriedenheit vor der chinesischen Unterdrückung herrschte, geschildert. Es wurde gerne erzählt, dass seine wirkliche, vom tibetanischen Volk gewünschte Regierung, der Dalai Lama im Exil lebt, dabei hat Tibet längst eine eigene Regierung. Das jährliche Wirtschaftswachstum liegt bei 12 % konstant über die letzten vier Jahre. Die Kinder besuchen, was ihnen früher das Feudalsystem verwehrte, Schulen.
Der Dalai Lama wird von Amerika immer noch rückhaltlos unterstützt und finanziert. Ein diplomatisches Mittel um die Chinesen zu ärgern. Mehr wohl nicht.
Die Realität sah im feudalistischen Tibet anders aus. Ein Sklaven und Leibeigenensystem schuf den Lamas unerschöpflichen Reichtum und den größten Palast der Welt. Kinder wurden den Eltern weg genommen und in Klöster gezwungen. Die Sklaven und Leibeigenen hatten Steuern für jedes Kind, für Heirat und für den Tod zu bezahlen. Bildung und medizinische Versorgung wurde ihnen grundsätzlich verwehrt. Bestrafungen waren unmenschlich. Die Mönche führten dagegen ein lustbetontes Leben mit Mätressen und gutem Essen.
Es war im Prinzip nicht anders als im Feudalismus, der jahrhunderte lang in China, Russland und natürlich auch in Europa zu Hause war. Welche herrschende Schicht gibt das freiwillig auf?
Doch das Feinbild verlagert sich. Mit einstigen Feinden möchte man jetzt Geschäfte machen.
Die Steinigung (ich finde das einfach entsetzlich) einer iranischen Frau, die mit ihrem Geliebten ihren Mann ermordet hat, löst überall Empörung und Entsetzen aus. Die Medien überschlagen sich in der Verachtung eines solchen grausamen Regimes. Gleiches geschieht jeden Freitag bei unseren Freunden den Saudis hinter den Moscheen und kein Hahn kräht danach.
Den Palästinensern nimmt man ihr Land, siedelt dort und jagt sie in Flüchtlingslager. Alles Terroristen, geschieht ihnen recht?

Dem Irak liefert man Giftgas, damit er den Iran bekämpfen kann. Später sucht man es dort wieder um das Land besetzen zu können. Nach dem Krieg blieb dem irakischen Volk nichts mehr von seinem einstigen Ölreichtum. Saudi Arabien und Amerika teilen es sich. Reparationen nennt man diesen Diebstahl.
Der derzeitige Erzfeind aber ist der Iran und sein Präsident. Ich glaube nicht, dass Mahmud Ahmadindschad so dumm ist und Atombomben wirft, das tat bisher nur ein Land. Er provoziert gerne und wehrt sich, doch einen Krieg, in dem er auch sein Öl verliert, kann er sich nicht leisten. Leider sind unter den Terroristen kaum Iraner zu finden. Das Öl könnten wir schon gut gebrauchen. Hat Homer Simpson da bereits eine Idee?

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 EkkehartMittelberg (02.02.11)
Selten habe ich eine so gute Kolumne gelesen. Sie stellt der immer wieder beklagten Unterdrückung der Meinungsfreiheit in sozialistischen Staaten die angeblich freie Meinungsbildung in kapitalistischen gegenüber und zeigt auf, dass und wie in letzteren Kapitalinteressen als Motor politischen Handelns durch den angeblich freien Meinungsaustausch verschleiert werden.
Ekkehart Mittelberg

 Dieter_Rotmund (03.02.11)
Homer Simpson als Leitfigur deutscher Meinungsbildung finde ich etwas arg verwegen!

 AlmaMarieSchneider (03.02.11)
Schlimmer noch, Homer Simpson ist das Volk. Die "Leitung" ist bereits angekommen.

 Dieter_Rotmund (07.02.11)
Fürchtet, dass Du recht hast: D.R.
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