Bei denen piept`s wohl ... ?

Tagebuch zum Thema Spaß

von  tastifix

In meinem Garten zwitschert es in sämtlichen Tonlagen, dass es eine wahre Lust ist, zuzuhören. Die erste Stimme vertreten die ganz Kleinen wie Rotkehlchen, Zaunkönig und Meisen. Der zweiten widmen sich Spatzen und Amseln, ab und an unterstützt von einem Eichelhäher und damit es auch ein eindrucksvoller Chor wird, beteiligen sich auch noch Herr und Frau Elster und stellen die dritte Stimme.

Sie singen nach ihren eigenen Regeln, notfalls auch gegeneinander und kennen auch keinerlei Hemmungen, mitten während des harmonischen Vieletts mal eben schnell einem aufdringlichen Nachbarn die Meinung zu geigen. Dass sie das kreative Schaffen sämtlicher Artgenossen total durcheinander bringen, stört sie nicht die Bohne. Schließlich hat doch glatt der blöde Herr Spatz versucht, ausgerechnet den Lieblingsast des Kollegen aus dessen Nest zu klauen. So etwas kann man denn wahrlich nicht ungesühnt lassen.

Da ist es nur gut, dass am Nachbarteich vier Meter weiter ein quicklebendiger Kröterich sein Revier hat. Das es seines ist, verkündet er zu jeder Tages- und Nachtzeit, so dass wir uns schon seinetwegen Sorgen machen:
"Kriegt unser Froschkönig überhaupt noch genug Schlaf?"
Dass wir mittlerweile wegen seines durchdringenden Konzertes auf dem Schlauch stehen, ist da natürlich zweitrangig. Wir sind ja närrische Tierliebhaber. Hauptsache, Fröschlein fühlt sich wohl.

Mit seiner kräftigen Stimme ruft er denn ab und zu, wenn das Gezeter der gefiederten Nachbarn einfach zu wild wird, die ganze Vogelschar mit einem scharfen ´Quaak` zur Ruhe. Das klappt wunderbar, denn gegen diese Stimme, dieses kaputte Motorengeräusch kommen die Vögel nicht an. Da sie klug sind, versuchen sie es auch erst gar nicht.

Meine Tochter und ich genießen den Piepzoo in meinem Garten und möchten es auch gar nicht anders haben. Es macht einfach vielzuviel Freude, die Federbälle zu beobachten. Und da es eben soviel Spaß macht, bringt uns das auf eine tatsächlich verrückte Idee.

Normale, "vernünftige " Menschen tippen sich an die Stirn und meinen:
"Bei denen piept`s!!"
Wenn die wüssten, dass uns diese Bemerkung nicht etwa beledigt, sondern runter geht wie Butter, setzten sie bestimmt noch eins obendrauf:
"Die haben ´ne Meise unterm Pony!"
Kameraden, da müssen wir etwas richtig stellen:
"Doch nicht nur eine. Nein - einen ganzen Meisenschwarm!!"

Eines Morgens im Frühjahr nehmen wir uns zwei Puddingschalen. Die eine füllen wir mit Graubrotkrümeln, die andere mit frischem Leitungswasser. Beide stellen wir auf unsere Terrasse, denn schließlich möchten wir unsere Kleinen beobachten. Ja, sicherlich ist es Frühjahr und demnach überhaupt nicht die Zeit für solche Aktionen. Auch ist es uns klar, dass unsere Piepmätze derzeit wirklich keine Unterstützung brauchen, da wegen der starken Regenfälle überall extra leckere Regenwürmer aus dem Boden gucken. Sie glauben ja gar nicht, wie piepegal uns das ist!!

Wir beziehen unseren Beobachtungsposten hinter dem Küchenfenster und warten. Allzuviel Geduld braucht es nicht. Die lieben Kleinen sind ja recht pfiffig und kriegen schnell spitz, dass Hotel Meisenschwarm-unterm-Pony anscheinend einen Spezialitäten-Tag begeht. Und diese ersteht man dann sogar mit nur einem einzigen ´Piep`.

"Nichts wie ran an die Bouletten!", sagt sich Mama Elster.
Zu hause wartet erstens ´ne lautstarke Kinderschar, außerdem ist sie hier im Revier zusammen mit ihrem Herrn Gemahl die größte, dementsprechend selbstbewusst und gönnt sich deshalb den Vortritt. Seelenruhig und kein bisschen scheu stolziert sie um die beiden Schalen herum, um sich erst einmal einen Überblick über das Angebot zu verschaffen.

Kopf prüfend nach rechts gelegt, dann nochmals nach links und wieder zurück. Dann reichts, der Leckerbissen hat den Test mit Bravour bestanden. Zufrieden tut Mama Elster schräpend ihre Entscheidung kund und begibt sich dann flugs ans Werk.

Sie ist ja eine Dame der Gesellschaft. Entsprechend elegant setzt sie Krallle vor Kralle, als sie dann eifrigst zwischen den Schalen hin- und her trippelt. Hier ein paar Krümelchen, dann, damit es besser rutscht, ein paar Schlückchen des köstlichen Nass. Es sieht aus, als ob sie anmerken wollte:
"Leute, es geht doch nichts über frisches Leitungswasser. ist doch etwas ganz anderes als die Brühe da vorne im Teich!"
So dürfte sie sich ohne Bedenken äußern, denn der Frosch nebenan versteht kein Elsterisch.

Wir amüsieren uns königlich, es ist ein zu niedliches Bild. Es schmeckt ihr vortrefflich. Sie ist mindestens fünf Minuten zugange, dann ist sie endlich satt und flattert mit einem fröhlichen Jubelton zurück zur Kinderschar.

Die Herrin über unsere Wiese, Gänseblumen und vor allem die besagten zwei Schalen hat sich verzogen. Die Spatzen tauschen Blicke und aufgeregtes Schilpen. Jetzt sind sie und die übrige Vogelschar an der Reihe.
"Es ist genug für alle da!", zwitschern sie.
´Alle`nehmen sie wörtlich. Mindestens zwanzig Vögel auf einmal stürzen sich auf den begehrten Superschmaus und futtern sich die Bäuche voll, bis sie erschreckende Ähnlichkeit mit Tennisbällen haben.

Doch wie auf Kommando beenden sie die Futterorgie. Einer der Altvogel sitzt im Gras und zwitschert auffallend energisch. Der Frosch von neben an kann kein Spätzisch, aber meine Tochter und ich haben im Laufe der Jahre die Vogelsprache gelernt.
Papa Spatz macht gerade darauf aufmerksam:
"Nun ist`s genug! Sonst klappts mit dem Hochflattern nicht mehr und ihr klebt am Boden fest!"

Das bringt die Schar doch sehr ans Grübeln und sie beschließt, die letzten drei Minikrümel dort in der Schale doch besser Krümel sein zu lassen. Außerdem, so stellen sie fest, sind sie ja alle schon piepsatt. Nach dem Festmahl super gutgelaunt, schwingen sie sich in unsere Weidenkatze. Einige entschließen sich zum kurzen Dösen, andere wiederum sehen ´Mittagspause`gar nicht ein und jagen sich spielerisch kreuz und quer durch den Garten, immer haarscharf an unserer offenen Terrassentür vorbei.

"Gleich landet noch einer bei uns in der Küche!", sage ich lachend zu meiner Tochter.
Sie grinst.
"Nicht schlimm - ich weiß, wie man sie fängt!"
"???"
"Mit ´nem Tuch!", entgegne ich.
Ich kann es nicht lassen und setze fort: "Ja, natürlich mit einem leichten, nicht etwa einer Bettdecke. Das hätten sie bestimmt nicht so gerne!"
"Mamaa!!"
Ich grinse noch mehr.

Gleich unseren gefiederten Freunden da draußen sitzen übrigens auch wir am Mittagstisch. Es gibt ein tolles Menü: ´Makkaroni mit Soße`. Da fällt uns etwas ein. Auch Vögel mögen Nudeln. Ich ernnere mich meines Kanarienvogels, der da absolut nicht abgeneigt war - es sei denn, es winkte ´ne Minifliege, die dann ich für ihn gefangen hatte.

Kurz entschlossen picke ich mir ein kleines Makkarönchen vom Teller und befördere es mit einem kühnen Aufschlagschwung wie beim Tennis zielsicher nach draussen auf die Terrasse.
Zumindest dachte ich noch so, da wäre es gelandet. Aber ich hatte ja schon seehr lange nicht mehr Tennis gespielt ...

Die Richtung zur Terrassentür hielt die Nudel ja noch ein. Anscheinend war sie ein sehr neugieriges Exemplar, das dem langweiligen Liegeplatz auf dem Terrassenboden eindeutig einen Logenplatz im ersten Stock vorzog. Vor unseren staunenden Augen flog also meine Makkaronispende nicht etwa nach draußen, sondern setzte sich auf den Innenrahmen der Türe und pappte dort in eineinhalb Metern Höhe keck fest. Ungläüubig und mit angehaltenem Atem beobachteten wir dieses emanzipierte Ergebnis unserer Kochkunst.
"Fällt es oder fällt es nicht ... !"

Die Makkaroni, diese veredelte Regenwurm-Schluckerei, war eindeutig ziemlich pampig geraten, pappte fest und dachte gar nicht daran, ihren Aussichtsplatz zu verlassen. Es war ein Bild für die Götter. Helle Nudel auf fast schwarzen Grund - hätte auch von Beuys stammen können. Doch unwillkürlich dachte ich an Loriots Sketch mit der Nudel.
"Dessen Nudel hing ja bloß im Gesicht!", stellte ich überheblich fest. "Meine dagegen ...

Wir fingen laut an zu lachen.

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