Steinheiligendamm

Politisches Gedicht zum Thema Aktuelles

von  Hoehlenkind

Immer wieder
Steine sind keine Argumente
dabei fliegen Argumente
immer wieder
ins schwarze Loch
der Un-Themen

Und ihr glaubt immer noch
daß ohne Sünde sei
wer keinen Stein werfe
daß nicht falsch sein kann
was alle tun

Ihr glaubt immer noch
an das was gesehen wird
nicht an das was ihr seht

Immer wieder
Steinreichtum
ver-dammt und eingezäunt
doch verbunden
mit Tod und Armut
durch harte Währung
und Gewehre

Und ihr empört euch
immer wieder
über Regelverstöße

Ihr glaubt immer noch
an das Spiel

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Kommentare zu diesem Text

clownfrancesco† (59)
(15.08.07)
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 Isaban (15.08.07)
Ich finde dein Gedicht sehr gut, lieber Jobst.
Die Bilder, die du zeigst sind klar und engagiert, du lockst Protest und Emotionen hervor mit deinen Zeilen, transportierst die Botschaft gut.

Insgesamt sind für meinen Geschmack noch zu viele Wiederholungen im Text, das beginnt schon bei den "Argumenten", zu viel "immer", zu oft "wieder", jede Menge "das" und "noch".

Natürlich betonen diese Wiederholungen auch den Inhalt, aber mir ist es insgesamt zu viel, man könnte das Gleiche mit weniger Worten ausdrücken, muss bei Aufzählungen nicht immer wieder "immer wieder" oder "immer noch" schreiben, kann einfach anders gliedern, ohne dass die Bilder ihre Farbe verlieren.

Liebe Grüße,
Sabine

 Hoehlenkind meinte dazu am 16.08.07:
Es freut mich, liebe Sabine, daß auch dieses Gedicht noch etwas Beachtung findet.

Ich versteh nicht ganz, was an Wiederholungen so schlecht sein soll. Für mich sind Wiederholungen ein Stilmittel, um etwas auszudrücken, was auf andere Weise nicht so deutlich wird. Sie geben Struktur und verbinden Textteile, die sonst nur wenig miteinander zu tun haben. In Liedern zum Beispiel sind Wiederholungen Standard. Der Refrain ist oft das Wesentliche eines Liedes.

Die Phrasen "immer wieder" und "immer noch" geben mehr als alle anderen Worte im Gedicht mein Gefühl wieder, aus dem heraus ich es geschrieben habe. Mein Genervtsein von den ewigen ausweglosen Ritualen, von dem alten "Spiel" und von all denen, die es "immer noch" mitspielen.

Und die "Argumente" am Anfang mußte ich einfach wiederholen, weil sonst unklar wäre, ob ich sie meine oder die Steine, die ja im Allgemeinen viel leichter mit "fliegen" in Verbindung gebracht werden.

Liebe Grüße, Jobst

 Isaban antwortete darauf am 16.08.07:
Lieber Jobst,
wie ich ja oben schon schrieb, Wiederholungen sind ein gutes Stilmittel, wenn es darum geht, etwas bestimmtes zu wiederholen. Allerdings sollten sie, wie alle Stilmittel, maßvoll, eher sparsam also eingesetzt werden, um volle Wirkung zu entfalten. Sie wirken auf den Leser, indem sie ihn erstaunen. (Ausnahmen sind zum Beispiel die alten, strengen Gedichtformen wie z.B. Villanelle, die in ihrer vorgegebenen Sprachmelodie wie ein Lied auf diese Wiederholungen aufbauen) Das klappt sehr gut bei der zweiten Wiederholung, bei der dritten sind dann die meisten Leser schon gelangweilt. Man sollte diesbezüglich Lieder nicht unbedingt mit freien Gedichten vergleichen, Song-Texte haben ihre eigenen Gesetze.
Hier passen sich die Wiederholungen, um es mal verallgemeinernd auszudrücken, ganz besonders der Refrain, der ja ein eigenes Stilmittel ist, in die Melodie ein, wirkt beim Hören vertraut und "wie schon gewusst". Beim Lesen allerdings stört er den Leser und das immer wieder vorkommen einzelner Worte wirkt eher langweilig, wenn es zu oft geschieht, so, als würde jemand etwas - und zwar immer das Gleiche - herunterleiern. Man könnte also z.B. ruhig die "Argumente" wiederholen, um sie besonders hervorzuheben (was aber nicht notwendig ist, da der denkende Leser den Zusammenhang auch so erkennt), sollte sich dann aber der ständigen anderen Wiederholungen enthalten. Zu dick aufgetragen wirkt jedes Stilmittel platt und die guten und stimmigen Bilder, die du in deinem Text vermittelst haben diese Überbetonung eigentlich nicht nötig.

Liebe Grüße,
Sabine

 Hoehlenkind schrieb daraufhin am 20.08.07:
Liebe Sabine,
ich glaube, da werden wir uns nicht einig. Ich kenne hervorragende Gedichte, bei denen jede Zeile eine Wiederholung enthält, ohne das irgendetwas langweilend wäre. Und beim Stilmittel des Reimens sagt ja auch keineR, es sollte sparsam angewendet werden, zwei bis drei Reime seien genug. Dabei sind Reime ja auch eine Art von Wiederholung, zwar nicht von Worten, aber von Silben oder Buchstabenfolgen.

Vielleicht lese ich auch auf eine andere Art als du. (Wie die meisten Leser lesen, wage ich nicht zu beurteilen.) Melodisches, also inneres Hören spielt bei meinem Lesen immer eine Rolle, nicht nur bei Songs. Langweilig kommt mir ein Gedicht vor, wenn es bei mir keine Resonanz hervorruft. Also entweder, wenn ich es einfach nicht verstehe, weil es mir zu fremd ist, oder wenn es mir nur Altbekanntes sagt. Dabei geht es aber um den Gesamteindruck. An einzelnen Worten oder Phrasen halte ich mich nicht lange genug auf, daß sie mich langweilen könnten.

Wenn ich in diesem Gedicht die "immer wieder" und "immer noch" wegließe, würde ich meine Gefühle raushalten. Übrig blieben ein paar intellektuelle Reste, die ich aber ohne diese Gefühle nicht aufgeschrieben hätte, weil ich von gefühllosen politischen Erkenntnissen genug habe.

Liebe Grüße, Jobst
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