18. September: Die erste Blase kommt bestimmt ...

Tagebuch

von  Raggiodisole

18. September  Trinidad de Arre – Pamplona – Uterga

Der Regen kam gestern … und er blieb uns auch heute Morgen erhalten. Aber was soll’s, es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Ausrüstung. Und wir waren ja bestens ausgerüstet. Also rein in die Regenklamotten und los geht’s. Nur waren wir nach 5oo m schon pitschnass und als wir zufällig bei einer Bushaltestelle vorbeigekommen sind, haben wir nicht lang gefackelt und sind mit dem Bus nach Pamplona reingefahren.

Nein, werter Leser, ich schäme mich jetzt nicht. Blieb uns ja dadurch auch mehr Zeit für Pamplonas Sehenswürdigkeiten und das, was ich noch alles in der „Großstadt“ erledigen wollte.
Ich musste ja wieder mal meine Speicherkarte überprüfen lassen und wollte mir im Corte Ingles einen Hüttenschlafsack kaufen.

Irgendwie kam ich mit meinem nicht wirklich zurecht. Das heißt, eigentlich kam ich mit dem „Rucksack packen“ nicht zurecht … noch nicht. Jedenfalls nervte es mich gewaltig, dass ich den Schlafsack jeden Morgen in den untersten Tiefen meines Rucksacks verstaute um am Abend dann wieder alles ausräumen zu müssen, um an ihn ranzukommen. Irgendwie hatte ich den richtigen Dreh noch nicht heraus, was ich wo und wie in meinen Rucksack stopfen sollte. Der Schlafsack nahm relativ viel Platz ein, also musste er weg.

Im Corte Ingles wurde ich schnell fündig und als auch die Speicherkarte überprüft war stand einem tollen Frühstück in einer tollen Bar nichts mehr im Wege.
Zum Glück hörte auch der Regen auf und wir konnten uns auch Pamplona noch ein wenig anschaun, bevor wir uns wieder auf dem Weg machten. Raus aus Pamplona begegneten wir wieder Annelies und Gerlinde und gingen ein Stück gemeinsam.
Aber wir sind langsamer, gehen bald allein weiter und werden immer wieder überholt, vor allem „Opa“ ( ein Franzose , der den Camino zum 2. Mal geht) nötigt mir großen Respekt ab, so wie der mit seinen 67 Jahren an uns vorbeiwieselt.

Aber auch wir kommen vorwärts, schaffen den Aufstieg auf den Alto do Perdon  … und wen treffen wir da? Opa, der gerade aus einem Auto mit spanischem Kennzeichen steigt. Wütend erzählt er uns, dass er nicht auf die Zeichen geachtet hätte und die Straße entlang gelaufen sei und somit 3 km Umweg gemacht hatte.Ein netter Spanier hätte ihn dann wieder hierher zurück gebracht. Hola y buen camino … und weg war er.
Wie es uns beim Abstieg von der Passhöhe ergangen ist, brauche ich  hier nicht extra beschreiben, oder?

Jedenfalls haben wir es bis Uterga geschafft und bekommen auch noch zwei Betten in der Herberge, aber nur mehr oben.
Hab ich eigentlich schon gesagt, dass ich irgendwie panische Angst davor hatte oben auf dem Stockbett schlafen zu müssen. Also nicht, weil ich Höhenangst hab , sondern weil ich nicht sehr gelenkig bin und mir vor dem Hoch- und Runterkletternmüssen graute.

Sei es wie es sei, ich muss jedenfalls ein sehr verzweifeltes Gesicht gemacht haben, als ich erkannte, dass es nur mehr Betten in der ersten Etagen gab. Denn ein freundlich grinsender Spanier nahm seine Sachen von einem der unteren Betten und erklärte, er würde mit mir tauschen. Ich weiß nicht mehr wie viele „muchos gracias“ ich dem Mann entgegengestammelt habe.
Natürlich waren auch die beiden OÖ-Mädls schon da und gemeinsam mit Margred aus D und einer Schweizerin ließen wir uns das Pilgermenü am Abend schmecken.

Bevor ich heute  meine müden Glieder ausstrecken konnte, musste ich allerdings noch eine Blase an der linken Zehe behandeln. Dank der Hilfe eines anderen Caminoengels sollte es die einzige auf dem Weg bleiben.
Anneliese, ich danke dir … dein Zehenspreizer hat mir gute Dienste geleistet und bis Santiago sehr geholfen.

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Kommentare zu diesem Text

fairtrader (63)
(01.11.07)
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 Raggiodisole meinte dazu am 01.11.07:
Halo Anni!
Freut mich, wenn dir mein Bericht die Möglichkeit gibt, den camino wenigstens im Geist mitzugehen.
Es war wirklich ein einmaliges und einzigartiges Erlebnis ... das heißt einmalig wird es nicht bleiben ... mich hat der Camino- Virus voll gepackt und ich möchte gern im Mai oder Juni 2008 nochmal ein Stück des Weges gehen, vielleicht dann den Küstenweg ...
wünsch dir einen schönen Sonntag nachmittag
Regina
(Antwort korrigiert am 01.11.2007)
(Antwort korrigiert am 01.11.2007)
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