Nett, frech und süß.

Märchen zum Thema Frauen/ Männer

von  Dieter_Rotmund

Einst schrieb ein junges Fräulein aus Köln nett und frech ins Internet, sie sei süß und suche einen Mann. Gar viele bewarben sich und schrieben ihr, denn sie war lieblich anzuschauen und nicht auf den Kopf gefallen. Nachdem sie ein Jahr lang die 1000 Briefe, die sie bekam, gelesen hatte, wählte sie unter alle ihren Verehrern drei aus. Drei war deren Zahl. Nicht zwei, nicht vier, nein, drei Männer waren es, die zu ihr vorgelassen wurden. Diese drei Männer wurden von dem jungen Fräulein genau geprüft: Der erste war vom Fußball als Sportart so fasziniert, dass er stundenlang vor dem Fernseher saß und anderen beim Fußballspielen zusah. Darüber wurde er innerhalb kürzester Zeit so fett, dass das hübsche Fräulein einen Kran mieten musste, der ihn aus ihrer Wohnung hob und das Fräulein beschloss, das der es nicht gewesen sein konnte, den sie suchte. Der zweite Verehrer war müde und schlief ein. Das war ja nicht weiter schlimm, dachte sich das junge Fräulein und deckte ihn mit einer wollenen Decke zu und wünschte ihm eine gute Nacht. Aber am nächsten Morgen wollte und wollte er einfach nicht aufstehen und war kaum wach zukriegen. Da aber das Fräulein aus Köln Frühaufsteherin war und etwas unternehmen wollte, wurde ihr die Sache zu bunt und so warf sie auch den zweiten Verehrer raus.
Dem dritten Mann stellte sie eine Frage: "Was fällt jemandem, der dich zum ersten Mal trifft, innerhalb der ersten Stunde an dir auf?" sagte sie zu ihm. Und der Mann sagte: "Jedem wird sofort auffallen, dass ich total verknallt bin in ein liebliches Mädchen aus Köln und dazu braucht derjenige sicher keine ganze Stunde und wenn sie mich nicht nimmt bin ich verloren für immerdar". Das gefiel dem schönen Fräulein so gut, dass sie sich ein schickes, weißes Shirt anzog und eine Sonnenbrille aufsetze und mit ihm auf ihrem Motorrad in die Berge fuhr, die ganz zufällig gerade direkt hinter ihr standen.
Das schöne Mädchen aus Köln und ihr Verehrer fuhren also mit dem Motorrad in das bergische Land. Der Verehrer fragte das Mädchen, ob sie einen Kinderwunsch habe, darauf entgegnete sie, das sage sie später. Auch was ihr Beruf sei, wollte sie nicht preisgeben. Doch wenn er herausfinde, wie ihre echte, originäre Haarfarbe sei, dann würde sie ihn heiraten. Da fing der Verehrer an zu grübeln und als sie Rast machten, um sich vom frischen Wassers eines plätschernden Bächleins im bergischen Land zu laben, sahen sie zwei Bauersleute auf der Weide stehen. Der eine war ein Mohr und spielte auf der Gitarre, der andere war seine Frau. Die Bauersfrau kam an den Wegesrand und sprach den Verehrer an: "Hallo" sagte sie, "Ich bin Heidi. Heidi Klum". Und sprach damit einen Zauber über den Verehrer des hübschen Fräuleins aus und dieser musste von nun an auf dem Hof von Heidi Klum schwer schuften, damit sich Heidi Klum ein gar grandioses Jet-Set-Leben leisten konnte.
"He, dritter Verehrer, der gesagt hat, er sei in mich verknallt" sagte das Mädchen aus Köln und versuchte einen eigenen Zauber, "Ich bin nett frech und süß!", aber das nutzte gar nichts, der Zauber der Heidi Klum war, durch viele Zeitschriftenveröffentlichungen ihres Abbildes gestärkt, weitaus wirkungsvoller.
Das Mädchen aus Köln war machtlos und konnte die Situation nicht ändern. Traurig stieg sie wieder auf ihr Motorrad und fuhr zurück nach Köln. Dort genoss sie einen ruhigen Abend auf der Couch.
Ende.


Anmerkung von Dieter_Rotmund:

Ein Blind Date Märchen.

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Kommentare zu diesem Text

Kitten (36)
(06.04.09)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.04.09:
Ja, richtig, Märchen sollten eine Moral haben. Sie einzufordern ist rechtens.

Nun gut, ich habe sie nicht nochmal explizit am Ende des Märchens genannt, aber ist sie nicht offensichtlich(?):

Und die Moral von der Geschicht':
Treffe Dich mit Internet-Blind-Dates nicht.
KeinB (29) antwortete darauf am 06.04.09:
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Elvarryn (36)
(06.04.09)
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 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 07.04.09:
"Ritter der Kokosnuss": Richtig. Wobei ich den Satz "Die Fünf scheidet völlig aus" noch vor Hierhineinstellen rausgenommen habe.

Es gibt auch eine kleine, vielleicht nette, Geschichte, wie das Märchen entstanden ist, aber damit möchte ich hier niemand belästigen.
Elvarryn (36) äußerte darauf am 07.04.09:
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 Dieter Wal (04.01.10)
Hallo Kollege,

ausgestiegen bin ich bei "Drei war deren Zahl. Nicht zwei, nicht vier, nein, drei Männer waren es, die zu ihr vorgelassen wurden." Rate, warum. Das Märchen hat einen dringenden Kürzungsbedarf. Auf Grimmsche Märchen-Eröffnungen und -Ausklänge solltest du keinesfalls verzichten. Die Erzählung hat teilweise Stärken, aber verfranst sich öfter in Nebenschauplätzen. Bist du freier oder fester?

Gruß
Araki

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 04.01.10:
Hallo Araki,

habe meine Text gerade eben nocheinmal durchgelesen; Du hast recht, Kürzungsbedarf, vor allem am Anfang, besteht. Die Nebenschauplätze würde ich aber nicht weglassen wollen - wenn ich das täte, bliebe nur eine Grimm-Nachahmung bestehen, ohne aktuelle Bezüge.
Graeculus (69) meinte dazu am 12.08.17:
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.08.17:
Ja, das ist eine Hommage an eine bekannte Szene aus Monty Python and the Holy Grail von 1975, die wiederum auf der redundante Geplapper in der Bibel anspielt.
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