Agnostischer Abendgesang

Gebet zum Thema Abendstimmung

von  loslosch

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Dass schwindet aller Wille
In Sphärenwelten fern.
Des Mondes Sichel bleichet;
Das Hell dem Dunkel weichet.
In Morpheus´ Armen ruhet gern.

Im Traum den Mond ihr sehet.
Am hohen Himmel stehet
Die schmale Sichel rund.
Der Traumgott euch betöret,
Kein Tageslicht ihn störet.
Ein Atem geht von Mund zu Mund.

Dem trauten Paar hienieden
Die Zukunft sei beschieden;
Im Schlaf es selig träumt.
Was wird aus Erdenkindern,
Wenn keine Macht kann lindern,
Was karge Vorsicht hat versäumt?

Dem Globus droh´n Gefahren;
Solch große niemals waren:
Ressourcen endlich sind.
Lasst uns bescheiden werden,
Zu leben lang auf Erden.
Das Glück, es ist wie flücht´ger Wind.

Wollst endlich ohne Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen,
Du güt´ger Erdengeist!
Und wenn Du uns genommen,
Lass neues Leben kommen.
Also Vergehen Werden heißt.

So leget euch denn, Brüder,
In Gäas Namen nieder!
Kühl ist der Abendhauch.
Bereit uns keinen Kummer,
Und schenk uns sanften Schlummer -
Und allen Menschenkindern auch.




Originalfassung Matthias Claudius (1771)

Abendlied 

Der Mond ist aufgegangen,                       
Die goldnen Sternlein prangen                   
Am Himmel hell und klar;                         
Der Wald steht schwarz und schweiget,   
Und aus den Wiesen steiget                               
Der weiße Nebel wunderbar.                      .

Wie ist die Welt so stille                           
Und in der Dämmrung Hülle                     
So traulich und so hold!                             
Als eine stille Kammer,                             
Wo ihr des Tages Jammer                         
Verschlafen und vergessen sollt.               

Seht ihr den Mond dort stehen?               
Er ist nur halb zu sehen                             
Und ist doch rund und schön!                   
So sind wohl manche Sachen,                 
Die wir getrost belachen,                         
Weil unsre Augen sie nicht sehn.           

Wir stolze Menschenkinder                       
Sind eitel arme Sünder                               
Und wissen gar nicht viel;                         
Wir spinnen Luftgespinste                       
Und suchen viele Künste                         
Und kommen weiter von dem Ziel.         

Gott, lass uns dein Heil schauen,             
Auf nichts Vergänglich trauen,                 
Nicht Eitelkeit uns freun!                         
Lass uns einfältig werden                         
Und vor dir hier auf Erden                       
Wie Kinder fromm und fröhlich sein.       

Wollst endlich sonder Grämen                                   
Aus dieser Welt uns nehmen,
Durch einen sanften Tod!                     
Und wenn du uns genommen,               
Lass uns in Himmel kommen,               
Du, unser Herr und unser Gott.             

So legt euch denn, ihr Brüder,               
In Gottes Namen nieder!                       
Kalt ist der Abendhauch.                       
Verschon uns, Gott, mit Strafen,                           
Und lass uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch.


Anmerkung von loslosch:

Die erste Strophe des agnostischen Gesangs stimmt überein mit dem Original, das hier große Kraft in einfacher Sprache entfaltet. V. 6, "...Der weiße Nebel wunderbar", wurde von Axel Hacke parodistisch ersetzt durch : "... Der weiße Neger Wumbaba" (kindlicher Hörfehler). Hier unpassend. Keine Parodie, sondern ein "Gebetsvergleich".

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Kommentare zu diesem Text

Klopfstock (60)
(25.06.09)
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 loslosch meinte dazu am 25.06.09:
Nach meiner Zählung ist das jetzt die sechste Variante. Zum Schimpfen besser als meine. Zum Beten aber ungeeignet! Aus Deinen 450 Beiträgen hier?

Erst mal danke ich Dir für den Link.
Lothar
Klopfstock (60) antwortete darauf am 25.06.09:
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 loslosch schrieb daraufhin am 26.06.09:
Auf zur Nr. 451. Bitte posten. Lo

 loslosch äußerte darauf am 26.06.09:
Ja, da hast Du dran gefeilt. Zu viel der Ehre! Du kannst es auch selbst posten. Ob Dus dann hier löschen müsstest, weiß ich nicht. Wär auch nicht so tragisch. Jedenfalls enthält Deine Parodie genug Substanz.

In Strophe 4 ist "wurde" zu streichen, iwo auch ein Komma. Aber das geht beim eigenen Posten noch.
Lothar

 loslosch ergänzte dazu am 26.06.09:
Jetzt wird Dein Beitrag immer sprachmächtiger, so als hätt ich morgen Geburtstag. Hab ich aber nicht! Lo
LudwigJanssen (54)
(28.06.09)
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 loslosch meinte dazu am 29.06.09:
Glaubst Du an die Erdgöttin? Liesma, was James Lovelook, der Begründer der Gaia-Hypothese, dazu bemerkt hat. Der Mann ist viel zu wenig bekannt: Die Erde, ein partiell sich selbst steuerndes System.

Lothar
(Antwort korrigiert am 29.06.2009)
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