Der Sohn und die Freier

Text

von  ManMan

Athene war unterwegs nach Ithaka, der kleinen ionischen Insel, auf der jener Königspalast stand, in dem Penelope seit vielen Jahren darauf wartete, dass ihr Gemahl Odysseus endlich vom Beutezug nach Troja siegreich zurückkehrte. Und sie war nicht die einzige, die wartete. Ihr Sohn Telemachos, bei Vaters Abfahrt nach Troja noch ein Knabe, hatte sich im Laufe der Jahre zu einem stattlichen jungen Mann entwickelt. Seine Erinnerung an den Vater beschränkte sich auf einige Episoden und Vorkommnisse, sein Bild von ihm wurde ergänzt durch das, was er über ihn hörte oder auch das, was er einfach hinzu dachte. So hatte sich bei ihm eine bestimmte Vorstellung von seinem Vater herausgebildet, und wenn andere ihn nach Einzelheiten fragten, gab er immer dann, wenn er meinte, diese Aspekte passten in das Gesamtbild, vor, er erinnere sich genau. Wenn nicht, so bestritt er es einfach. Es liegt allerdings auf der Hand, dass er sich nicht an alle Freunde seines Vaters erinnern konnte. Auch nicht an einen mit dem Namen Mentes, der jetzt am Eingang des Palastes wartete, bis der Sklave, der die Anmeldung überbrachte, zurück war.
Im Palast herrschte ein geschäftiges Treiben,  an diesem und an anderen Tagen. Als die Rückkehr von Odysseus sich verzögerte und es gerüchteweise hieß, er sei ums Leben gekommen, waren die ersten Freier aufgetaucht. Mit Geschenken und großem Gefolge hielten sie um die Hand Penelopes an. Diese musste sie, nach altem Brauch, bis zu einer Antwort im eigenen Palast leben und wohnen lassen. Immer mehr Freier kamen, auch vom Festland und von umliegenden Inseln. Allen eine Absage zu erteilen, getraute sich Penelope nicht. Deshalb zögerte sie eine Antwort hinaus, was ihr nicht schwer fiel, solange es keine Gewissheit über das Schicksal ihres Mannes gab.
Die Freier aber ließen es sich gut gehen. Sie hielten sich im großen Versammlungsraum auf, an langen Tischen zwischen vier Säulen, die eine kunstvoll verzierte Decke abstützten. Viele hockten auf Tierfellen, Überbleibseln von geschlachteten Rindern und Schafen, die in ihren ständig hungrigen Mägen verschwunden waren. Manche vertrieben sich die Zeit mit Würfelspielen, andere sangen Lieder oder erzählten Geschichten von Frauen, und viele beteiligten sich an Wettspielen im Hof des Palastes, besonders im Bogenschießen.
Telemachos, obwohl in einem Alter, in dem solche Herausforderungen überaus reizvoll sein können, beteiligte sich nicht daran, saß abseits von den trinkenden, schwatzenden, essenden Männern und hatte ihnen den Rücken zugekehrt. Seine gerade Körperhaltung drückte Anspannung und Abwehr aus. Er saß allein am Tisch, ohne Becher, die Hände vor dem Bauch gegeneinander gepresst, mit einem finsteren Gesicht, aus dem helle, blaue Augen hervorleuchteten.
Ein Diener meldete den Besucher. Hoffentlich eine erfreuliche Abwechslung, dachte er und musterte ihn mit verhaltener Neugier. Ein Allerweltsgesicht, wahrscheinlich ein Thrakier, schon etwas älter...
„Wie ist Euer Name?“ fragte er. „Ich habe ihn nicht genau verstanden.“
Der Besucher stellte sich noch einmal vor. „Mentes. Ich bin ein alter Geschäftsfreund Eures Vaters.“
„Mentes, Mentes...“ überlegte Telemachos laut, „nein, an den Namen kann ich mich nicht erinnern, ich muss jung gewesen sein...“ Er unterbrach sich. „Aber nehmt Platz, bevor wir weiter reden. Die Sitte verlangt es so.“
Er nahm ihm den Speer ab. Der Besucher hatte etwas an sich, das Vertrauen erweckend war, auch nach kurzer Bekanntschaft, fand Telemachos. Auf einmal drängte es ihn, sich ihm mitzuteilen.
„Ihr müsst wissen“, sagte er und beugte sich vor, „es ist ein großes Unrecht, was diese Leute uns antun!“
Er wartete einen Augenblick, und als er sah, dass Mentes nickte, fuhr er fort:
„Sie vergreifen sich am Vermögen eines Mannes, dessen Gebeine längst irgendwo in der Ferne begraben liegen. Nur deswegen trauen sie sich. Lebte er noch und käme zurück, dann wäre es allen wichtiger, schnelle Füße zu haben!“
Er hielt inne. Der Sänger Phemios war eingetroffen. Wahrscheinlich hatte er sich irgendwo im Palast aufgehalten. Telemachos wusste es nicht genau, denn er hatte längst den Überblick über die ungebetenen Gäste verloren. Der Sänger griff nach der Laute und begann zu singen. Der Lärm bei den Freiern ließ nach.
„Ihr wart also ein Geschäftsfreund meines Vaters?“
Mentes nickte. Er sei der Sohn des taphischen Herrschers Anchialos. Er treibe Handel mit fertigem Eisen, das er nach Temesa bringen wolle. Dort wolle er Erz einkaufen. Sein Schiff ankere im Hafen von Rheĩtron. Ja, er sei ein alter Freund der Familie, auch wenn Telemachos sich nicht an ihn erinnere, damals sei er ja noch so klein gewesen...
„Ich hatte nicht die Ehre, der Gattin Eure Vaters vorgestellt zu werden, was ich bedaure. Euren Großvater, ja, den habe ich kennen gelernt. Laêrtes heißt er, nicht wahr? Die Leute sagen, er käme nicht mehr in die Stadt, sondern müsse auf dem Feld bleiben. Als Hilfe habe er nur eine Alte, die ihm das Essen zubereite. Stimmt das?“
Er wartete auf die Antwort. Aber der Gastgeber nippte lediglich am Weinbecher und schwieg. Nach einer Weile meinte Mentes bedauernd: „Ich hatte gehofft, Euren Vater hier anzutreffen.“
„Wie bitte?“ fragte Telemachos verständnislos. „Wie kamt ihr denn darauf?“
Jetzt wurde der Fremde geheimnisvoll. „Und wenn ich nun behaupten würde, dass ich ein Seher bin?“
„Ein Seher? Ich denke, Ihr seid Geschäftsmann!“
„Es ist gut, dass Ihr nicht alles glaubt, was man Euch erzählt“,  meinte Mentes anerkennend. „Aber in diesem Fall ist es anders. Manchmal hat man eine Gewissheit und kann sie doch nicht erklären. So verhält es sich bei mir. Und ich sage Euch eben, dass Euer Vater noch am Leben ist und bald heimkehren wird.“ Er sah sein Gegenüber eindringlich an. „Glaubt mir ruhig! Auch wenn ich nicht verraten darf, was mir diese Gewissheit gibt.“
Und ob der Sohn ihm glaubte! Nur allzu gerne.
„Warum dürft Ihr mir nichts verraten und macht dennoch solche Andeutungen? Sagt mir, was Ihr wisst. Ihr sollt es nicht bereuen!“
Mentes winkte ab.
„Es würde Euch nicht helfen, wenn ich offen legte, woher ich meine Kenntnis habe. Aber selbst wenn ich Euch keinen präsentieren kann, der bezeugt, dass er noch am Leben ist: glaubt Ihr nicht auch, dass die Meldung von seinem Tod sich schnell verbreiten würde?“
„Kann sein, kann aber auch nicht sein, wer weiß das?“
„Nein, nein! Euer Vater ist nicht irgendwer. Sein Tod wäre bekannt geworden, davon müssen wir ausgehen. Glaubt mir: er lebt noch!“
Er wies auf die Freier. „Feiern die Männer ein besonderes Fest?“
Sofort erlosch der Glanz in Telemachs Augen.
„Es ist immer dasselbe, seit sie sich hier eingefunden haben. Sie behaupten, mein Vater sei tot und werben um meine Mutter.“
Er winkte einen Diener, um die Becher nachfüllen zu lassen. Dann sagte er finster: „Hätten ihn die Götter nur nicht verschwinden lassen! Wäre er doch zurückgekommen wie die anderen auch!“
„Er wird zurückkommen!“ bekräftigte Mentes. „Ich kann Euch nicht alles sagen, aber glaubt es mir einfach!“ Er zögerte und fügte dann hinzu: „Wann er  allerdings kommt, das wissen nur die Götter.“
Die Götter also. Immer die Götter! Sie mussten herhalten für alles, was man sich nicht erklären konnte. Dabei konnte ein Sterblicher nie sagen, wer sich bei den Unsterblichen durchsetzte. Telemachos hielt es vor allem mit Athene, aus einer langen Tradition heraus, die schon bei Vater gegolten hatte. Und jetzt überlegte er, während sie Wein tranken und sinnend dem Sänger und den Freiern zusahen, ob Mentes wirklich eine göttliche Eingebung gehabt hatte, am Ende von ihr...?
Sein Gegenüber riss ihn aus den Gedanken:
„Ihr müsst einen Weg finden, Euch von diesen Männern zu befreien.“
Telemachos verzog den Mund:
„Das ist leicht gesagt! Aber wie?“
„Zum Beispiel so: Ihr ruft eine Ratsversammlung ein, am besten gleich morgen früh. Ihr selber tragt dem Rat der Fürsten von Ithaka den Wunsch vor, dass alle Freier Euer Haus verlassen und in ihre Häuser zurückkehren sollen.“
Telemachos winkte ab:
„Warum sollten sie das tun?“
„Hört nur weiter: Eure Mutter will keinem ihr Jawort geben, weil Euer Vater noch lebt. So tragt Ihr es auf der Versammlung vor. Aber Ihr wollt Gewissheit. Also besorgt Ihr Euch ein Schiff und zwanzig Ruderer und reist nach Pylos zu dem weisen Nestor. Wenn Ihr Euch bei ihm Rat geholt habt, fahrt Ihr weiter nach Sparta zu Menelaos. Diese Männer können Auskunft über den Verbleib Eures Vaters geben. Ihr wisst, dass Menelaos als Letzter heimgekehrt ist?“
Telemachos nickte stumm. Mentes fuhr fort:
„Wenn Ihr die Bestätigung habt, dass Euer Vater am Leben ist, kehrt Ihr zurück und haltet aus, bis er da ist; wenn es sein musst, wartet Ihr ein ganzes Jahr. Aber ich denke nicht, dass es so lange dauert.“
„Und wenn ich das Gegenteil höre?“
„Ihr werdet es nicht hören“, versicherte Mentes. „Sie müssten es Euch beweisen, und dann...“, er zuckte mit den Schultern, „was Ihr dann zu tun habt, wisst Ihr: ein Grabmal errichten und ihm Totengaben bringen, wie es die Sitte verlangt. Und Eure Mutter könnte wieder heiraten.“ Er hielt inne. „Ach was! Ihr werdet nicht erfahren, dass er tot ist!“
Der Lärm bei den Freiern hatte zugenommen. Immer schwieriger wurde es, sich ungestört zu unterhalten. Eine Weile saßen die beiden Männer noch nachdenklich beisammen, dann erhob sich Mentes und reichte dem Sohn des Odysseus die Hand zum Abschied.
„Ihr seid erwachsen, also müsst Ihr Euch auch so verhalten!“
Ein Sklave führte ihn hinaus aus dem Palast. Telemachos aber saß noch lange am Tisch und grübelte.

Oben im Gemach lag, Penelope, rechtmäßige Gattin des Odysseus, und lauschte dem Spiel und dem Gesang von Phemios. Er galt als ein herausragender Sänger gegenüber vielen anderen, die sich in Königspalästen und an Fürstenhöfen um die Möglichkeit bemühten, ein Lied vorzutragen, immer auswendig und ohne schriftliche Vorlage, immer in der Hoffnung, die meist adligen Zuhörer durch den Vortrag zu rühren und dafür entsprechend belohnt zu werden. Viele zogen von Ort zu Ort und standen dabei nicht selten vor verschlossenen Toren. Phemios ging es besser. Er hatte eine dauerhafte Bleibe am Hof gefunden und wurde ehrfürchtig und zuvorkommend behandelt, wozu Penelope ihren Teil beitrug.
Heute rissen seine Lieder bei ihr tiefe Wunden auf. Jedes Abenteuer, von dem er sang, brachte ihr nahe, wie einsam und wie schutzlos sie war. Sie fühlte sich zermürbt von den langen Jahren des Wartens, und den Belagerungszustand im eigenen Haus ertrug sie kaum noch.
Aber was war das, was er heute gesungen hatte? Ein neues Lied, in dem die Rede war von den Abenteuern der Achäer in Troja, von siegreichem Kampf, von leidvollen Erfahrungen der Männer, zu denen doch auch ihr Gemahl gehörte, auf den sie schon so viele Jahre wartete. Schier unerträglich war das, was Phemios diesen Männern vorsang, unerträglich!
Der Zeitpunkt kam, an dem es ihr zu viel wurde. Sie eilte, begleitet von zwei Sklavinnen mit straff nach hinten gebundenen Haaren und langen, schlichten Gewändern, die deutlich von ihrem eigenen, mit farbenfrohen Stickereien versehenen, abstachen, die Treppe hinab. Als sie auf Telemachos zuging, hörte Phemios auf zu singen und auch die Freier stellten ihre Unterhaltung ein.
„Mein Sohn!“ Penelopes Stimme klang ungewohnt energisch. „Wenn ich schon all diese Männer in diesem Haus dulden muss, möchte ich wenigstens von solchem Gesang verschont werden, der meine Wunden wieder aufreißt!“
Bei den Freiern waren Proteste zu vernehmen. Diese Einmischung! Penelope ging davon aus, dass ihr Sohn sich auf ihre Seite schlagen würde, aber diese Erwartung wurde enttäuscht. Denn Telemachos sagte:
„Mutter, was kann der Sänger dafür, welches Lied er vorträgt! Das wird von Zeus und von den Musen bestimmt, nicht von ihm selbst. Außerdem ist Vater doch nicht der einzige Achäer, dem die baldige Rückkehr versagt blieb. Auch nicht der einzige, der gemeint sein kann, wenn unser Phemios von den Abenteuern der Griechen singt. Oder?“
Er sah seine Mutter mit einer Mischung aus Überschwang und Selbstzweifel an, typisch für einen, der sich stärker als bisher in den Vordergrund schieben will, aber noch nicht genau weiß, was ihn dort erwartet. Die Mutter, die von dem Besuch nichts ahnte, schwieg befremdet.
„Geh nur wieder in dein Gemach“, setzte ihr Sohn hinzu. „Oder weißt du nicht, dass ich jetzt der Mann im Hause bin?“
Sie sah ihn erstaunt an, gehorchte ihm aber und ging mit den Sklavinnen über die Treppe zurück nach oben. Diese Entschiedenheit hatte er von seinem Vater. Sie schickte die Mädchen aus dem Raum, setzte sich jedoch nicht an den Webstuhl, sondern legte sich auf ihr Lager. Sie konnte nicht länger an sich halten und ließ den Tränen freien Lauf.

Unten im Saal zeigte sich, dass Telemachos mit seinem forschen Auftreten Eindruck gemacht hatte. Die Freier bedrängten ihn jetzt. Wenn er schon der Mann im Hause sei, so Antinoos, einer der Wortführer, dann müsse er auch endlich entscheiden, wer Penelope zur Gattin bekomme. Die Zeit dafür sei reif.
Telemachos wollte zunächst abwehren, aber er spürte, dass sich etwas verändert hatte. Wenn er jetzt nicht bei seiner Linie blieb, würden die Männer den Respekt vor ihm verlieren.
„Also gut“, meinte er deshalb nach kurzer Überlegung. „Wenn das Mahl beendet ist, mache ich euch eine wichtige Mitteilung.“
Beifälliges Gemurmel. Dennoch ließen sie sich Zeit, hörten noch ein Lied vom Sänger, aßen, tranken und scherzten, wie gewohnt, weiter.
Telemachos wurde ungeduldig. Draußen dunkelte es bereits. Er trat im Saal an eine der Säulen und hob den Arm. Als Ruhe eingekehrt war, verkündete er mit lauter Stimme:
„Ich lade euch für morgen früh zu einer Versammlung auf dem Marktplatz ein. Kann sich jeder vorstellen, um was es geht?“
Prüfend schaute er in die Gesichter der Männer. Erstaunte Gesichter, aber für den unsicheren Telemachos vor allem Gesichter von vormals übermächtigen Männern, die auf einmal angreifbar schienen. Er schluckte kurz und fuhr dann entschlossen fort:
„Es ist mein Wunsch, dass ihr aus diesem Palast verschwindet. Keiner von euch kann den Beweis erbringen, dass mein Vater tot ist, also habt ihr nicht das Recht, hier als Freier aufzutreten.“
Er zögerte kurz und fügte dann hinzu:
„Wenn ihr dazu nicht bereit seid, soll euch Zeus' Strafe treffen. Dann werdet ihr in diesem Hause untergehen!“
Er holte tief Luft und schwieg. War das richtig gewesen? Oder hatte er den Mund zu voll genommen? Da war sie wieder, die Unsicherheit, die er immer dann verspürte, wenn er sich geben wollte wie sein Vater, jedenfalls so, wie er sich dessen Auftreten vorstellte, denn richtig erinnern konnte er sich nicht mehr. Aber seine Worte hatten Eindruck gemacht. Die meisten schwiegen, es war nicht ausgeschlossen, dass einige in Erwägung zogen, den Palast zu verlassen, ehe es zu einer blutigen Tragödie kam. Andere fühlten sich herausgefordert. Zu ihnen gehörte Antinoos, der Sohn des Eupeithes, den Telemachs Drohungen keineswegs beeindruckten. Das zeigte sich, als er nun das Wort ergriff. Mit spöttisch hoch gezogenem Kinn wollte er wissen, wer Telemachos so reden gelehrt habe.
„Ihr wollt Eurem Vater nachfolgen? Vielleicht selber König von Ithaka werden?“
Verächtlich sah er ihn an und machte dabei eine provozierend obszöne Geste, wie sie bei den Männern auf dem Markt üblich war, wenn sie einander herausforderten.
„Da fehlen einige Voraussetzungen, mein Lieber! Es genügt bei uns nicht, der Sohn eines Königs zu sein, um dessen Nachfolge anzutreten.“
Obwohl der Redner damit die Tradition auf Ithaka abtat, als habe sie keine Bedeutung und obwohl er wissen musste, dass er sich mit solchen Aussagen bei vielen Edlen unbeliebt machte, wählte er diese Herausforderung bewusst. Er wollte provozieren und einen Keil zwischen die Männer treiben. Einige Freier murmelten beifällig, manche riefen sogar laut: Richtig! Aber Eurylochos, der Sohn des Polybos, sagte, es liege im Ermessen der Götter, wer auf Ithaka herrsche.
„Und was Euer Haus betrifft: Wer sollte Euch die Herrschaft darin streitig machen?“
Ach ja? Und die aufdringliche Brautwerbung, die sie hier machen, hat nichts mit meinem Haus zu tun? dachte Telemachos. Doch er gab keine Antwort, weil er sich nicht die Möglichkeit verbauen wollte, unterschiedliche Ansichten bei den Freiern zu seinem Vorteil auszunutzen. Schweigend setzte er sich wieder. Er trank kaum Wein, tanzte nicht und beschränkte sich darauf, das Treiben im Saal zu beobachten. Zuviel war an diesem Tag auf ihn eingestürmt.
Als die alte Amme Eurykleia ihn mit zwei brennenden Fackeln abholte und zum Schlafgemach begleitete, zuckten grelle Blitze über den tiefschwarzen Himmel. Dann donnerte es. Ein Signal von Zeus an die Freier, dachte Telemachos, der bereits in seiner Kammer lag.
Die Reise, die Mentes ihm empfohlen hatte, wollte ihm nicht aus dem Kopf. Noch einmal ging er die Ratschläge, die Mentes ihm erteilt hatte, Punkt für Punkt durch. Guter Rat zweifellos, der Gedanke, dass er von Athene inspiriert war, lag nahe.

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