Einblicke in die Blutmückenforschung

Essay zum Thema Forschung

von  Jorge

Vor Jahren gewann ich in einem Preisausschreiben den dritten Preis.
Zunächst wollte gar keine Freude bei mir aufkommen.
Ich konnte einen kompletten Tag im weltberühmten Free Senius-Institut zubringen.
Einer der Geschäftsführer holte mich persönlich vom Flughafen ab und plauderte sofort los. „ Hi, Johnny, du kannst Jackie zu mir sagen“.  An seinem Namensschild stand sein wirklicher Name „leading Manager: Prof. Jack Ult „
Bis zum Institut plauderten wir kurzweilig. Er zeigte mir Bilder seiner Familie und seiner Hunde und hatte keine Mühe, den großen Volvo unter Kontrolle zu halten.

Im gesamten Institut lief  beruhigende elektronische Musik  - vergleichbar mit der Michel  Jarre`s.
Der Professor rief einen jungen Briten zu uns.  Er stellt sich vor „Dan One“  und lachte  ein gewinnendes Lächeln.  „Manche sagen hier auch Dr. Danny zu mir. Aber das sind wenige. Selbst meine Frau  und meine 15 jährige Tochter  rufen mich Moskitodad.
Ich bin verrückt nach Moskitos“. 
Er nahm mich bei der Schulter und schob mich  in den großen Gang hinaus.
„ Wir gehen jetzt ins Schlaflabor. Es dauert nicht lange.“
Ich wurde nicht gefragt. Ich wurde nur freundlich geschoben.
Schon im Flur waren spannende Abbildungen von Insekten  zu sehen.
Er plauderte mit mir, wie mit einem alten Bekannten.
„Alle Welt schimpft auf die Mücken, Schnaken, Moskitos. Ein ganzes Arsenal chemischer Keulen wird Tag für Tag gegen sie abgefeuert. Mich ärgert der Unsinn, den Wissenschaftler über die Mücken verbreiten. Ernstzunehmende Forschungsergebnisse sind sehr rar. Keiner kann Ihnen heute sagen, wie oft eine Mücke stechen kann.
Keiner weiß, warum sie Blut saugt, was sie damit vorhat. Selbst über die Fortpflanzung der Mücken gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. So da wären wir“

Er bat mich auf ein sehr modernes Wasserbett und schob einen großen Kranarm über meinen Kopf. Das Teil hatte große Ähnlichkeit mit  dem Behandlungsgerät meines Zahnarztes. Dann sagte er etwas von neuartiger visueller Hypnokose. Ich würde in 10 Sekunden in einen entspannenden Schlafzustand versetzt.
Die ersten Bilder wurden mir vorgegeben – sie zogen mich förmlich in einen eigenen Traumzustand. 
Ich sah  einen Wald aus der Vogelperspektive  und tauchte fast in einen Tümpel ein.
Es wurde angenehm warm und duftete nach Heu. Ich saß auf einem bequemen  Baumstamm und beobachtete  die Tiere.
Ein lautes Summen machte mich auf  Moskitos aufmerksam.
Sie flogen an mir vorbei und waren offensichtlich an Käfern interessiert.
Eine dieser robusten Mücken landete mit Getöse auf einem dicken schwarzen Käfer.
Ich dachte so bei mir, was will sie dem gepanzerten Käfer wohl antun. Sie krabbelte  in sein Käfergesicht und stach mit ihrem Stachel  in das rechte Käferauge.
Augenblicklich veränderte sich die Farbe des Käfers und auch seine Größe nahm schlagartig zu. Dann platzte diese bunte Kugel und Dr.  Dan One  legte seine Hand auf meine  Stirn. Er reichte mir ein Voicerecorder  und sagte zu mir „ erzählen sie alles genau, was Sie  gerade gesehen haben“.

Er sagte anschließend zu mir: „Sehen Sie, das hat uns gerade die Zeit einer Zigarettenlänge gekostet. Rauchen Sie?“  Als ich verneinte, steckte er höflich seine Dunhill  wieder in den Laborkittel.
„Sie werden sich fragen, warum machen die hier solch einen Riesenaufwand mit kleinen Mücken?“
„Ich habe einen Jahresetat von 2, 3 Milliarden Dollar. Dafür könnte ich den Mücken
Walzer tanzen beibringen. Uns interessiert die Umwandlung des gesaugten Blutes  im Mückenkörper. Unter  Laborbedingungen gelang uns  im Jahr 2009 das  Moskosang,
so nennen wir international das umgewandelte Blut, zu selektieren und als pharmazeutisch verwertbares Subkultivat  zu kondensieren.
Aber ich will sie nicht mit theoretischen Abhandlungen langweilen, schließlich sind Sie heute unser Ehrengast. Der Professor hat uns beide zum Mittagessen eingeladen. Ich hoffe Sie geben uns keinen Korb.“

In der Cafeteria wartete Prof. Jack  Ult  an einem WOK Büffet auf uns und sagte bedeutungsvoll zu mir „Bitte bedienen Sie sich“.
Die Köstlichkeiten auf Eiswürfeln sahen alle äußerst lecker aus und ich hatte die Qual der Wahl. Ich verzögerte extra etwas und nahm auf den großen Teller nur drei Stücken Schweinelende. Der Professor reichte seinen Teller dem Chefkoch und sagte wie nebenbei „ finishen Sie etwas mit unseren Moskosangpellets“.
Kaum dass dieser  das chilliähnliche  Granulat  drüberstreute, sah ich die gleichen Farben wie vorher im Schlaflabor.
Es war wie ein Tischfeuerwerk beim Kapitänsdinner auf meiner letzten Kreuzfahrt.

Ich wischte mir mit der Stoffserviette sorgfältig die Mundwinkel ab und erschrak über die Farbspuren auf der Serviette.

Nach einem anstrengenden Besichtigungsprogramm am Nachmittag berührten beide Wissenschaftler meine Schultern und  sagten wie einstudiert:
„Grüßen Sie Ihre Autorenkollegen von KeinVerlag und lassen Sie mal wieder etwas von sich hören“

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(21.02.10)
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 Jorge meinte dazu am 21.02.10:
Das wäre doch eine schöne Perspektive. Von Münchi spricht man noch heut von Münte bald nicht mehr.

 princess (21.02.10)
Lieber Jorge,

als Deine bewährte Forschungskollegin möchte ich kurz ergänzend auf Folgendes hinweisen: Neueste Studien aus Boston belegen, dass die moskosanguinische Qualität erheblich variiert in Abhängigkeit von olfaktorischen Reizparametern bei der Wirtsfindung im Kontext des Paarungsverhaltens iberoblutsaugender Insekten. Man vermutet hier reziprok proportionale Zusammenhänge.

Nun muss ich aber flott zurück ins Labor.

Forschende Grüße zurück an die Jungs. Und natürlich an Dich. Ira

 Jorge antwortete darauf am 21.02.10:
Liebe Ira, es ist immer wieder erfrischend für mich, wie ich mich auf dein naturwissenschaftlich determiniertes Teamwork verlassen kann. Ohne daß du mich danach fragen mußt, habe ich das Konvulat "coloriertes Mundtuch" für dich selektiv temporär deponiert. See you under the docs, Jorge

 AZU20 (21.02.10)
Da habe ich aber eine Menge dazugelernt. Danke für die Aufklärung über Blutmückenträume. Toll erzählt, Glückwunsch!LG

 Jorge schrieb daraufhin am 21.02.10:
Dir danke ich ganz besonders für den ehrenden Doppelklick.
LG , Jorge
elvis1951 (59)
(04.03.10)
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 Jorge äußerte darauf am 04.03.10:
Danke Klaus - das war doch spannend und auch sicher etwas für dich.
LG Jorge
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