dem jungen aus dem böhmerwald

Gedicht

von  Perry

risse im asphalt, wie lange ist hier schon keiner mehr
lang gefahren. das leben begann woanders neu,
die vögel bauten ihre nester in friedlicheren bäumen.
wer wollte es ihnen verdenken, bei all den salven.

die zeit ritzte ihre zeichen in den belag, auf dem er
einst nach westen flüchtete, vertrieben mit nichts
als kleidung auf der haut, dem nötigsten im koffer.
bei eisenstein riss ihm der wind die kappe vom kopf.

steht er heute am stadtbrunnen von winterberg,
starrt ihm immer noch totes wasser entgegen.
die namen auf dem türschild seines geburtshauses
haben einen fremden klang - er flieht noch einmal.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (02.08.10)
Die Erinnerungen sind plastisch geschildert, Manfred. Dass er am Ende noch einmal flieht, nachdem in dem Ort, der längst nicht mehr Winterberg heißt, die Namensschilder nicht vertraut klingen, klingt für mich als Außenstehenden relativ krass.
LG, Dirk

 Perry meinte dazu am 03.08.10:
Hallo Dirk,
genau um dieses als "Fremde" Erleben der alten Heimat geht es in dem Text. Wenn man nach sovielen Jahren zurückkehrt, dann erhofft man sich zumindest ein tröstendes Wiedererkennen.
Danke fürs Hineinspüren und LG
Manfred
PS: Der Text ist übrigens nicht autobiografisch sondern familiär geprägt.
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