Liebesbrief IV

Text zum Thema Liebe und Traurigkeit

von  Feuervogel

Mein lieber Freund,

nicht ein einziges Wort. Nicht einen einzigen persönlichen Gruß, auch der Anruf, den ich doch immer noch erwarte, bleibt aus.
Ich bin schwach und traurig. Meine Worte, unbeholfen hier hineingehämmert, sind mir Trost und Verbindung.
Ich bin dir nichts. Doch das will ich nicht glauben. Kannst du nicht ein wenig über deinen Schatten springen? Oder sind die Schatten der Vergangenheit so übermächtig, dass du mir nicht ein bisschen Einblick in dein Herz schenken kannst?
Ich lebe von Bett zu Sofa, vom Sofa zum Computer. Lange kann ich nicht sitzen, die Schmerzen kosten unglaublich viel Kraft. Dabei hätte ich dir so viel zu sagen, so viel zu erzählen. Aber das interessiert dich ja nicht. Du bist woanders. Vielleicht trinkst du gerade Kaffee. Schaust verträumt den Frauen nach. Hast mich längst vergessen.
Ich bin ja auch nicht wahr, nicht Wirklichkeit. Ich bin ein Bild. Ich bin eine Stimme. Ich bin manchmal ein Gedicht. Mehr bin ich nicht. Ich bin noch nicht gefühlte Haut. Ich bin noch nicht gelebtes Leben und Lieben. Das muss ich doch erst noch werden. Wann aber, wenn nicht jetzt? Wann willst du fühlen, wenn nicht heute?
Bist du feige, frag ich mich? Ein Feigling. Versteckst du dich hinter alten Geschichten, damit nur keine neuen entstehen?
Ich sollte dich lassen. Du tust mir nicht gut.
Aber so ist das mit mir, ich rede mich um Kopf und Kragen. Denn eigentlich habe ich schon lange nichts mehr zu verlieren. Oder doch? Dich sicher nicht, dich hatte ich noch nicht. Vielleicht habe ich dich auch nie. Na ja, vielleicht verliere ich mich ja. Ich hoffe, wenn dem so sei, dann nur an die Poesie.
Ich sage dir, etwas in  mir liebt dich. Das fällt mir schwer. Ich schäme mich. Diese Scham treibt mir die Tränen hinter die Lider. Diese Scheiß Krankheit macht mich so weich. Ich fließe. Abwärts.
Am Liebsten möchte ich dir an den Kragen. Dich schütteln. Ich könnte dich ja auch anrufen. Aber genau das kann ich nicht. Ich wage es nicht. Der Part ist an dir. Denn du musst erwachsen werden und erwachen.
Merkst du denn nicht, ich mache mich öffentlich. Siehst du denn nicht, ich mache mich nackt.
Was macht es dir nur so schwer, der Verwirrung nachzugeben. Willst du weiterhin sterbend in den Mond schauen, während Altes neben dir schlummert?
Mit geschlossenen Augen ergreife ich deine Hand. Ich werde dich küssen und du wirst es spüren. Das werden die wahren Lippenbekenntnisse sein.

Dein Versprechen

Ela

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