DIE ZEIT UND EPOCHE

Lyrischer Prosatext zum Thema Assoziation

von  Sarahjane

Was mich plagt?
Nie konnte ich es früher erkennen,
ich vermutete, dass es meine eigene Schwäche ist.
Es stimmt nicht.
Mich schmerzt und quält diese Zeit.
Ich kann aus ihr nicht fortlaufen. Ich muss in ihr leben.
Ich muss sie aber irgendwie überwinden, sonst zermalmt sie mich.
Sie hat mich angegriffen, wie ein Freibeuter, gelähmt und betäubt.
Ich will gesättigt und getränkt sein
unbedingt mit etwas anderem, als sie mir gibt.
Durch irgendein großes Tor aus ihr passieren.
Ich spüre, um mich herum ihren Untergang.
Was hat heute noch einen Dauerwert?
Was haben wir errichtet außer Gesetzen, die wir gebrochen haben?
Es existiert keine Moral, keine Tugend, Nächstenliebe.
Die Zeit.
Was haben wir mit der Menge der Zeit getan,
die uns anvertraut worden ist?
Ich kann ihr nicht entkommen, ich muss sie bewältigen
auch wenn ich den höchsten Preis bezahlen muss!
Oder mich in ihr leben und sterben lassen.
Es muss jedoch irgendeine Erneuerung kommen!
Wer sich retten will, muss alles überwinden!
Die Epoche.
Auch in den anderen Jahrhunderten haben Menschen mit ihr gekämpft.
Was hat sie uns gegeben? Was sind wir in ihr?
Wir Menschen des Geistes. Wir alle sind Verbannten in dieser Zeit,
die damit prahlt, den Geist befreit zu haben.
Wir sind jedoch die Bediensteten der Machtvollen!
Genau so, wie wir es schon die ganzen Jahrhunderte waren.
Wir leben von Gnade der Herrscher!
Gierig auf Gewinn, haben sie aus allem ein Geschäft gemacht!
Jeder rennt fieberhaft und rücksichtslos weiter und will
in den wenigen Jahren der Mächtigste, der Beste, der am …
Und die Zeit läuft unbarmherzig weiter.
Die Zeit anhalten zu können!
Den großen gestirnten Urzeiger zum stehen bringen!
Sich gegen den rollenden, betäubenden Steinen der Stunden zu stemmen!
Denn jede fällt wie ein Felsblock, ein Stück des Lebens hinwegreisend.
Sie nimmt die Blumensträuche des Glücks mit. 
Doch, manchmal schleicht sie sich
wie eine Schlange, langsam, trügerisch.
Und nur ein Echo der Sehnsucht, ein unendliches Echo der Sehnsucht
kehrt zurück über dem Fallen dieser Steine.
Ich finde Entkommen aus dieser Zeit.
Ich widersetze mich dieser unerbittlicher Ordnung,
zerschelle damit die frostige, eisige Pyramide der Zeit.
Ich lebe nur kleine, verborgene Augenblicke.
Ich habe gelernt, die Schönheit jeder Sekunde zu schätzen.
Ich kann die Natur verstehen und spüre ihr samtweiches Streicheln.
Spüre, das unendliche Wohlbehagen des kleinen Mädchens,
das nie Mutters zartes streicheln ihrer Haare vergessen kann.
Ich weiß die Schönheit und das Lächeln
dieser flüchtigen Augenblicke zu schätzen.
Den Zauber und die Geheimnisse der Natur.
Das Geheimnis des Einzigen, aus dem alles hervor kommt
und zu dem alles zurückkehrt.
Das Leben und Tod, ist in einer einzigen Hand.
Reichtum und Elend – Wonne und Schmerz – alles fließt zusammen –
Gutes und Böses, so wie in dem Traum aus meiner Kindheit,
welcher mit Qualm und Rauchwolken verhüllt ist.
Jedoch, wenn sich der Rauch auflöst,
sehe ich herrliche Farben und Formen,
nur durch die Atmosphäre, Licht und Dämmerung geschaffen.
Niemals gemaltes, niemals verewigtes –  Geheimnis
Zauber – Berge von unvollendeten Werken.
In der Natur empfinde ich nie die Einsamkeit. Sie ist meine Muse.
Dort ist vieles, mit dem ich sprechen,
und schöpferisch tätig sein kann.
Bloß unter Menschen fühle ich mich manchmal einsam.
Absolut und völlig verlassen.

Irrend ist die irdische Wanderung des Menschen,
dessen Herz hunderten von Flammen brennt,
immer wieder durch neue Unruhe geschürt.
Und hört von Wolken herab, das Rauschen der Vögelflügel,
das Fallen des Kieselsteins unter seinem Fuß,
das Rauschen der Bäume und Gräser.
Er sehnt sich nach den Wipfeln und fällt in die Tiefe.
In beidem findet er die Einsamkeit.
Es sei Einsamkeit der Abgründe wie auch der Berge.
Beides ist auch im Menschen, er kann dem nicht entkommen.
Die Tiefen brennen durch ein andersartiges Feuer,
als die Gipfel der Berge in der untergehenden Sonne.
Das Menschenherz brennt zwischen den Schatten der Dämmerung,
verirrt sich auf den Pfaden der marmornen Bergen und entflieht,
atmet und saugt die tiefe, große Stille ein,
über dem steinernen Licht der Berge
und träumt von Giganten, die selbst von dem Meer sichtbar sind.
Es schafft unvergessliche Kunstwerke.
Werden die Abgründe nicht bewältigt, stürzt alles in sie hinein.
Abgrund verschlingt den Berg und sein Werk.

Die höchste Form des Lebens ist die Kunst,
weil das die größte und die höchste Liebe zum Leben ist.
Nur Hiebe geben den Dingen und dem Leben die Form,
und Form ist die Wahrheit des Lebens und der Elemente.
Nichts kann ohne Form leben.
Am schlimmsten ist es, sich vor Dem zu fürchten, Was keine Form hat.
Nur die Kunst und Wissenschaft können, neben dem Glauben an Gott,
dem Schöpfer des Schönen, die Werte sein,
auf denen der Mensch sein Leben aufbauen kann.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (44)
(13.03.13)
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 Sarahjane meinte dazu am 18.03.13:
Na ja, vielleicht ist dies nur ein Prosatext, obwohl Lyrik ein formaler Sammelbegriff für Gedichte ist und hatte sich von ihrem Ursprung im Laufe der Jahren ein bisschen umwandelt. Jedenfalls danke ich für Deinen Kommentar. Was den Inhalt betrifft, kann ich es verstehen, dass er Dich nicht anspricht und dass Du mich nicht verstehst. Mir geht es genauso, nachdem ich Deine Texte gelesen habe. Wir sind in unterschiedlichen Zeiten geboren und unsere Geschmäcke sind sehr divergent. Es ist aber gut so, jeder kann schreiben wie und was er will, nur so kann die Literatur und die Menschheit davon profitieren. Und Literatur ist ein großer Begrif und die Menschen noch größerer.
Also, viel Spaß beim Schreiben und Lesen. Sarahjane
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