Menschenhaus

Gedicht

von  niemand

Drei Wesen machen sich das Sein
in einem Haus recht schwer.
Herr Trieb läuft ständig aus und ein -
er haust im Tief-Parterr'. 
 
In der Mansarde lebt Herr Hirn -
die Nase wolkenwärts,
ziern Denkerfalten seine Stirn.
Und mittig wohnt Frau Herz. 
 
Herr Trieb ist bodenständig, roh,
mit Hummeln im Gedärm.
Er säuft und frisst, ist chronisch froh
und feiert mit viel Lärm. 
 
Herr Hirn ist hager, speist nicht viel,
genießt gern Wein  und denkt.
Er fühlt von Triebens Lebensstil
sich permanent gekränkt. 
 
Frau Herz, die stets dazwischen weilt
und mehr als beiden lieb
sich sorgt und manchmal auch zerteilt,
erhält gar manchen Hieb, 
 
von ihnen, wenn sie warm und weich
sich müht den langen Tag
zu ordnen dieser Herren Reich,
was keiner der zwei mag. 
 
Oft gehen beide auf sie los -
der eine schimpft sie dumm,
der andre meint, ganz rigoros
nähm sie ihm Freude krumm. 
 
Drei Wesen wird, bei Tag und Nacht,
das Sein enorm erschwert -
drei Wesen, von ner fernen Macht
in dieses Haus gesperrt.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (27.01.15)
Das Herz-Haupt-Hände-Thema ist zwar nicht neu, aber du hast es hier sehr treffend verdichtet. Doppelstern.

 niemand meinte dazu am 27.01.15:
Neu ist es nicht, das stimmt, aber es gibt garnicht so viel Neues im menschlichen Erdendasein, außer in der Technik,
die ändert sich täglich ))) Mit herzlichen Grüßen, Irene

 Irma (27.01.15)
Das Leben in einer WG führt wohl zwangsläufig zu Problemen, liebe Irene. Erst recht, wenn es sich um das bekannte "Freud(en)haus" handelt, das doch ein wahres Tollhaus ist. ) LG Irma

 niemand antwortete darauf am 27.01.15:
*Hihihihi* Freud[en]haus )) ist gut und Tollhaus stimmt,
liebes Irmchen. Mit schmunzelnden Grüßen, Irene

 Didi.Costaire (27.01.15)
Kein einfaches Miteinander...
Aus dem Leben gegriffen und originell geschildert!
Liebe Grüße, Dirk

 niemand schrieb daraufhin am 27.01.15:
Ja, da kommt man schon mit drei Spezies nicht klar im Leben und dann will die Allgemeinheit noch, dass wir uns mit allen anderen Mitmenschen auch noch vertragen ))) Mit herzlichen Grüßen, Irene
Sätzer (77)
(27.01.15)
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 niemand äußerte darauf am 27.01.15:
Hmmm ... Du meinst also, dass nur Alte so sind?
Und die Jungen nix als Bummsfidel? Das würde ja die Jugend zu einseitig charakterisieren, obwohl natürlich
bei ihr Parterre die beliebtere Wohnung ist und das obwohl sie schneller nach oben hüpfen könnten (kräftemäßig) als die Gruftis Mit schmunzelnden Grüßen, Irene
Graeculus (69)
(27.01.15)
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 niemand ergänzte dazu am 27.01.15:
Also, die Einteilung in Trieb/Gefühl/Denken ist meiner Meinung immer noch unveränderlich, oder willst Du in der Tat puren Sex mit einer liebenden Empfindung gleichstellen?
Oder Fressen/Saufen/Bummsen auf eine hehre Ebene stellen? Ich sehe da schon einzelnde Abteilungen, mögen sie auch alle im Kopf sitzen, sie sind verschieden. Das mit dem Klischee ist nicht falsch, zumal sich inzwischen auch Männer zu ihren sanften Seiten bekennen und Frauen ganz schön triebhaft sein können. Dennoch sind die Frauen im Gro sozialer tätig und Männer im Gro aggressiver und zumindest in puncto Trieb auch brutaler. Alles in allem wird es wohl mehr Mischtypen geben. Natürlich hätte ich auch Herrn Herz nehmen können, dann hätte man vom Weichei gesprochen und Frau Trieb bei der man dann an nymphoman denken würde, wahrscheinlich etc. damit könnte ich dann in das Horn der Zeit tuten, aber ich fand das alte und "verbrauchte" Bild einfach schöner, daher ist mein Gedicht auch nicht mehr als dies und eignet sich nicht zum endlos diskutieren ob und ob nicht, sondern nur
als Gedicht zu Menschens "Drei-Faltigkeit" und der Schwierigkeit damit im Alltag zurecht zu kommen.
Mit herzlichen Grüßen, Irene

 plotzn (28.01.15)
Der Architekt des Menschenhauses war gar nicht so blöd, liebe Irene. Die drei liegen zwar ständig im Clinch, aber nur, wenn sie sich gegenseitig bremsen, bleibt der Gesamtzustand einigermaßen ausgewogen.
Ich möchte jedenfalls nicht in einem Haus wohnen, in dem einer der Dreien die anderen beiden rausgeschmissen hat

Liebe Grüße, Stefan

 niemand meinte dazu am 28.01.15:
Da hast Du recht, lieber Stefan. Der Mensch muss sich reiben können, sonst ist er nicht zufrieden und wenn es nur eine Abreibung ist ))) die er bekommt oder anderen verpasst. Mit herzlichen Grüßen zurück, Irene
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