Mann am Meer

Glosse zum Thema Alleinsein

von  Horst

Seine blauen Augen waren hell wie das raue Meer, nur sein Mund lächelte hin und wieder schüchtern und unsicher. Sein Haupt schaute dabei betrübt zu Boden, so als gäbe es bisher nur Trauriges in seinem noch jungem Leben zu berichten.
Manchmal, da lachte er verzweifelt, wenn er am Strand dieses Meeres entlang spazieren ging und ein heftiger Windstoß ihn plötzlich erfasste, so als wollte er ihn, im ersten Augenblick sachte streicheln, doch es war natürlich kein streicheln, sondern eher nach der Holzhammermethode.
Diese rauen Naturereignisse, ja, die mochte er nicht besonders, besonders jetzt hier an diesem Meer, mit diesen eisigen Sturmböen, die gar nicht aufhören wollten, so als würden sie nie ein Ende nehmen. Doch dann schaute er, den Kopf in den Nacken gestellt, zum blauen Himmel hinauf, der wolkenlos klar, seine abstrakte Schönheit offenbarte.
Hier am Meer ging er aber dennoch am Strand spazieren, nahe den Wellen, gegen den von ihm verhassten stürmischen Wind an, so als kämpfe er gegen seine momentane Traurigkeit, die ihm doch jetzt sehr zu schaffen machte, weil er sie nicht wie ein Regal, was arglos im Wege steht, einfach zur Seite schieben konnte. Dann eben, gegen den Wind am Meer, spazieren gehen, sprach er sich ein wenig Mut zu und Schritt für Schritt, dabei mit leicht gesenktem Kopf umherlaufend, damit die feinen Sandkörner, die durch den Sturm aufgewirbelt werden, ihn nicht in die Augen fliegen und sich womöglich entzünden könnten.
Der Kampf gegen seine Traurigkeit bzw. Depressionen, waren für ihn manchmal jedoch ein Kampf gegen Windmühlen.  Nur hier am Meer, mit seinen wiederkehrenden Stürmen, boten ihm ein Übungsfeld diesbezüglich, welches ihm von Nutzen sein konnte. Denn sollte er seinen Frust einmal hinaus schreien dürfen, so würde der Sturm, einmal bildlich gesprochen, ihn regelrecht verschlucken, so als hätte es die Schreiattacken nicht gegeben. In der Stadt jedoch, wo er wohnte, würden seine Schreiattacken, den Nachbarn sicher unangenehm in den Ohren klingen. Am Meer jedoch, da konnte er schreien wie er wollte: Niemanden wäre dies aufgefallen! Und dies ist auch gut so, denn wer bitteschön, würde es gerne haben, wenn in seiner nächsten Nachbarschaft ständig laut geschrien würde? Wohl niemand so recht, denn das Meer wäre hier doch der geeignete Ort und nicht die nächste Nachbarschaft, in irgendeiner beliebigen Stadt.


Anmerkung von Horst:

Mann am Meer??

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (30.05.15)
Ich bin das Meer dein Gott. Du kannst gerne andere Meere haben neben mir. Das Meer ist wie in Solaris allwissend, weise, universell, die Tiefe des Meeres entspricht der Tiefe des Selbst. Warum nicht sich dem Meer wie Gott anvertrauen? PS: Zeichensetzung optimierbar. Am Text kann ich nicht meckern.
(Kommentar korrigiert am 30.05.2015)
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