Der Blues in Zürich II

Text

von  atala

Ich kam hierher um der Stille der Mitternachtsstrassen zu entfliehen. Sie hat sich kalt um meine Ohren gelegt, meine Hände waren blau von ihr. Ich wollte noch viel mehr abstreifen, als meine Jacke, die ich einer Frau am Eingang gab. Drinnen riecht es wie es immer riecht an Orten wie diesen: nach kahlen Wänden, Rauch und Asche.
Du stehst umringt von Menschen, die an den Enden der Fingerkuppen glühen, sie ziehen an den Brennpunkten. Du steuerst auf mich zu und lächelst. Ich mag dich, du hast diese verstrubelten Haare und die angedeuteten Augenringe, so als ob du müde wärst, weil du Wichtiges zu erledigen hast.
Du brülltst zwischen den schnellen dumpfen Schlägen. Was willst du hören von einem Mädchen, das das Gefühl hat, alles schon mal erlebt zu haben? Alles schon gehört, gesehen, gefühlt. Von einem Mädchen, das betäubt ist vom Leben. Was soll ich zu dir sagen, was antworten auf deine leeren Sätze, deine Worte ohne Inhalt, ohne Bedeutung.
Sag mir nicht, dass du mich schön findest. Ich werde keine Lust haben dir zu antworten, ich werde umdrehen und den Raum verlassen. Ohne Jacke, ohne mich zu verabschieden. Unter den Brücken laufen, unter den Lichtern. Ich werde den Umweg machen und am Fluss entlang gehen. Die aufgehende Sonne wird bleich hinter dem Nebel scheinen und das Wasser wird grau sein und der Himmel weiss. Die Strassen wieder befahren sein, doch genauso ohrenbetäubend still.


Anmerkung von atala:

2. Version

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