Mauern

Gedanke zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  tueichler

Wie ein Lauffeuer verbreiten sich im Dorf diverse Arten von Mauern. Betonzäune mit dem Charme von Wertstoffhöfen, Ziegelmauern, die implizieren, dass das dahinterliegende Grundstück ein Gaswerk sein könnte, Mauern aus Betonfertigsteinen in Rot und Grau, Bruchsteinmauern, die zeigen, dass die Besitzer nicht kleckern sondern klotzen, selbst Palisaden aus Eisenbahnschwellen oder mauerartige Zäune aus Aluminiumsegmenten sind anzutreffen. Eines haben alle diese Grundstücksbegrenzungen gemeinsam. Weder kann jemand hinein, noch jemand hinausschauen. Irgendwann ist dann Sommer und alle Häuslerer sitzen in ihren Gärten vor den eigenen Mauern, geschützt vor der bösen Welt, die Welt natürlich auch geschützt vor den ach so bösen Nachbarn, und träumen sich die Gegenwart hinter den Mauern schön. Bis zu einem gewissen Punkt mag das auch funktionieren. Wenn jedoch der Selbstbetrug nicht mehr zur Kompensation des Weltverlusts herhalten kann, dann wird es kompliziert. Einzig die virtuelle Realität kann dann noch helfen. Da kommt schnell eine VR-Brille her, die schönsten Strand aus dem Eifon zu zaubern vermag – mit herrlich klarem und tiefblauen Wasser und allem was dazu gehört. Kaltes Bier steht tatsächlich in der Kühltasche neben dem Liegestuhl im 11x11 Meter Realitätsgeviert, in welchem sich, dank VR, die Malediven komplett befinden. Irgendwann, so stelle ich mir vor, reift der Wunsch, sich einfach mit einem Sprung ins erfrischende Meer zu stürzen. Spätestens dann, wenn der VR-Sprung ins Meer an der Bruchsteinwand schmerzhaft endet, werden einige der Häuslerer feststellen, wie hart die Realität sein kann.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (21.01.17)
Gut beobachtet, leider allzu häufig. LG
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram