Überall lagen beschriftete Papierfetzen und -schnipsel herum, mit ganz kleinen, zittrigen Buchstaben bedeckt oder in riesengroßen schreienden Lettern: „Mein Herz verglüht!“ stand da und „Es brennt uns aus!“ und „Lass sie nicht ausbrechen!“. Langsam tastete sich Michael von Raum zu Raum, es war stockfinster, nur hier und da brannten lächerlich klischeehafte Grablichter. Zerbrochenes Geschirr knirschte unter seinen Füßen, vielmehr, er hoffte, dass es Porzellan war oder Glas, und Tapetenstücke schienen von der Wand zu klaffen. Es roch verbrannt und modrig zugleich und die Klospülung schien länger nicht betätigt worden zu sein. Alle Fensterläden waren fest verschlossen, es drang kein Schimmer von der Welt da draußen an diesen Ort. Er hielt sich an einem Türrahmen fest, der aus der Wand gebrochen worden war und versuchte sich zu orientieren. Es war kein weitläufiges Haus, eher klein und verhuscht am Ende einer in die Jahre gekommenen Wohnsiedlung, deren Bürgersteige bröckelten und wo der Wind das Laub die Straße hinunter fegte.
Michael hatte alle Räume durchsucht, es blieb nur der letzte am Ende des mit zerfranstem Linoleum gedeckten engen Flures. In diesem letzten Zimmer war er dann. Er lag, als würde er sich ausruhen, breitbeinig an die Wand gelehnt da, ein blakendes Licht stand neben ihm wie gerade zur Fürbitte entzündet. Seine Augen waren weit aufgerissen und die Brust, aus der abertausende kleine schwarze Spinnen strömten, war wie von innen aufgerissen. Um seinen Hals hing mit einer groben Kordel ein weißer Pappkarton, auf dem stand mit empörter und doch filigraner Schrift: „Ich will so sein wie alle!“. Michael drückte ihm die Augen zu und verscheuchte die Spinnen, die zerrannen wie die Zeit verfliegt, mit einer unbestimmten Handbewegung. Er blickte noch einmal in alle Räume, ob er auch nichts vergessen habe, schloss dann leise und zaudernd die Tür hinter sich und verließ diesen Ort auf lautlosen Schwingen.
