1.2023 – 3.2023

Kalendergeschichte zum Thema Magie

von  Terminator

Alles Negative aus dieser Zeit ist ausgelöscht. Das Herz knüpft nahtlos an die Liebe vom September 1999 an. Und wieder einmal hat Julius Evola recht: wäre es das metaphysische Ziel der Liebe, dass Fortpflanzung stattfindet, wie beim Nihilisten Schopenhauer, hätte ironischerweise gerade die Liebe gerade eben meine Nachkunft ausgelöscht. Ich liebe ein Mädchen, das es längst nicht mehr gibt. Ich liebe immer noch ein Mädchen, das in einer höheren Welt auf mich wartet, meine apollinische Frau. Und ich liebe wieder meine klassische Elfe.


Ich sah sie im Schuljahr 1999/2000, sprach aber nie mit ihr: erstens hatte ich andere Sorgen und zweitens hatte ich nichts Pragmatisches mit ihr vor. Sollte sie meine Freundin geworden sein, was hätte ich mit ihr machen wollen? Die Nähe hätte nur die Liebe entzaubert. Ich habe ihr einmal diskret mitgeteilt, was ich für sie empfand, und nun wieder empfinde. Nach der 36/37-jährigen Frau zu suchen, die sie geworden ist, wenn sie noch lebt, wäre albern. Für die Frau empfinde ich nichts.


Es fühlt sich wie eine Zeitreise an. Die Stadt, in der meine Schulzeit stattfand, die dunkelste Zeit meines Lebens, löst keinen Widerwillen mehr aus: ich will dorthin zurück. Ich will die alten Wege fahrradabfahren, die alten Straßenzüge und Kreuzungen sehen. Das ganze 21. Jahrhundert scheint mir nun nicht unumkehrbar stattgefunden zu haben, sondern lediglich eine mögliche Zukunft, die ich zwar erlebte, die mich aber nicht bindet. Es war wie ein langer Traum, ein Alptraum zwar, aber nun vorbei. Das Schlechte ist vergessen, wie ausgelöscht. Das Gute habe ich mir anverwandelt. Ich habe mich in dieser Zeit, die nun eine alternative Zeitlinie geworden ist, als apollinischer Mann verwirklicht.


So lebt es sich wohl in der fünften Dimension. Es gibt keine Bindung an die Zeit. Nur der Körper ist seiner eigenen Zeitlinie unterworfen. Und ich bin immer noch zum Glück! sterblich. 1999-2022: alles Geleistete und Ertragene ist in verspielter, purer Liebe aufgegangen, das sprichwörtliche Ewige Leben hat bereits angefangen. Vom apollinischen Mann zum Vollkommenen wird es keine Quest mehr sein, sondern ein zeitindifferenter Triumphzug, ein spielerischer Dahingang, wo ich doch längst am Ziel bin. Die Vollkommenheit ist nicht zu erreichen, sie ist nur noch zu entfalten. Und das ist keine Aufgabe mehr, sondern gottgegebene Gegebenheit.



Meine größte Angst wird dem wissenschaftlichen Weltbild nach mit unendlich nah an 100% grenzender Wahrscheinlichkeit Realität werden: dass ich bestimmte Mädchen und Miezen, denen ich im Traum (und komplizierter) begegnet bin, nach meinem Tod nicht wiedersehen werde, und zwar in einer bestimmten Welt, die ich mir sehr klar vorstelle (selbstverständlich so real wie diese Welt, nicht wie ein nebulöser Paradies-/Halbnirwana-Zustand).


Solange ich weiter lebe, werde ich immer daran denken müssen. Wenn das wissenschaftliche Weltbild wahr ist, und ich irgendwann tot sein werde, dann wird alles vorbei sein. Aber dann wird auch die Angst, diesen Mädchen nicht zu begegnen, vorbei sein. Wenn ich die absolute Sicherheit hätte, dass nach diesem Leben nichts mehr kommt, und mein Lebensweg (Leiden, Wachstum, Welten-Aufstieg) ins Nichts führt, hätte ich keinen Grund, weiterzuleben.


Ich erfreue mich derzeit bester Gesundheit und habe viel Lebensfreude. Aber der Sinn meines Lebens hängt letztlich von der Erfüllung meiner Liebe zu meinem Miezenarium/Mädcheneum ab (das ich mir nicht als einen Harem, sondern als eine in absoluter Reinheit lebende Engelsgemeinschaft vorstelle), die in dieser Welt nur eine Vorfreude sein kann. Ein sinnloses Leben würde ich nicht weiterleben. Deshalb (weil ich ja gern lebe) setze ich auf eine Wahrscheinlichkeit von Null Komma Periode Null Eins Prozent, oder darauf, dass das wissenschaftliche Weltbild falsch ist.


Das eschatologisch Wahrscheinlichste ist, nach der Logik (nicht nach Gefühl oder Intuition), das Nichts. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem Tod für das einzelne, individuelle Ich-Subjekt (kann noch idiotensicherer ausgedrückt werden, für wen es gilt?) einfach gar nichts kommt, auf 99,999%. Das Zweitwahrscheinlichste ist, dass die Dharma-Lehre recht hat (für mich derzeit zu 0,000999% wahrscheinlich). Danach kommen, weit abgeschlagen, all die theistischen, monotheistischen, schizophrenen und paranoiden Wahnvorstellungen (alle anderen Welt- und Privatreligionen).


Gegenüber dem Nichts kann ich mich aber nicht verhalten: angesichts des Nichts ist nichts richtig oder falsch. Ich passe nur auf, im Diesseits nicht verarscht zu werden, nicht ausgenutzt für Zwecke, die nicht meine sind (für die ich als bloßes Mittel existiere: ein solcher Zweck wäre die Gründung einer Familie, denn ich bin nicht meine Gene, ich bin bloß das denkende, fühlende, empfindende Subjekt, wenn man so will, nur ein Epiphänomen biologischer Prozesse, die dann aber Pech gehabt haben, denn solange ich mein Leben lebe, erlebe und erleide, entscheide ich, was ich damit mache).


Als einzige Religion nehme ich die Dharma-Religion ernst. Und hier ist die Frage: wenn ich etwas nicht glaube, sondern für durchaus plausibel und geringfügig wahrscheinlich halte (wahrscheinlicher als alle kontingenten Jenseitsvorstellungen), macht es überhaupt für mich Sinn, bin ich überhaupt in der Lage, für mich ein besseres Karma zu erzeugen?



Alleinsein, ohne Gesellschaft anderer Menschen, wird von den meisten als Sehnsucht nach einem Gesprächs- oder Geschlechtspartner erlebt. Ich kenne im Alleinsein keine Einsamkeit, nur Langeweile (wobei ich in Gesellschaft öfter gelangweilt bin als allein). Relative Langeweile kommt vor, wenn die zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbaren Energiereserven nicht für anspruchsvolle Beschäftigung hinreichen, und anspruchslose Beschäftigungen gleich uninteressant sind, so dass Buridans Esel keine Kraft hat, zu den Trauben auf dem Dach zu springen, und sich zwischen zwei gleich faden Heuhaufen am Boden nicht entscheiden kann. Die absolute Langeweile ist der Überdruss, und dieser ist wohl die Weigerung des Willens, ohne Aussicht auf die Auflösung der Einsamkeit weiterzumachen.


Die absolute Langeweile schlägt bei mir die Brücke zur Einsamkeit. Dieser Zustand totalen Überdrusses ist keine Sehnsucht nach beliebiger Gesellschaft, sondern verlangt stets nach der geliebten Person, der, so eine Interpretationsmöglichkeit, äußerlich verkörperten Anima nach Jung. Dieses Mädchen ist, nur existiert es nicht. Es ist nicht frei erfunden, hat aber auch nie auf dieser Welt gelebt. Sie hat einen Namen, eine Persönlichkeit, Interessen, Charaktereigenschaften, Launen. Sie ist vom Archetyp Jungfrau/Elfe, vom Persönlichkeitstyp INFP-T. Wenn ich einsam bin, dann weil sie mir fehlt; Einsamkeit ist für mich, ohne sie zu leben. Wenn ich keine Einsamkeit verspüre, dann fühle ich unterbewusst ihre unmittelbare, nicht sinnlich vermittelte, Anwesenheit.



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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (31.01.23, 13:16)
„Die Nähe hätte nur die Liebe entzaubert.„

Vielleicht hätte die Nähe die Liebe verstärkt? Nicht nur die unmögliche Liebe ist mit Zauber umwunden. Diese Einstellung ist den rittern aus dem Mittelalter ähnlich, die die hohe Minne anstrebten, und oftmals schon verheiratete Frauen aus adelshäusern als Subjekt ihrer stillleidenden Liebe auserkoren - eben einer unmöglichen Liebe, da es immer ein Hindernis gab, das nicht überwunden werden konnte. 

In deinem Fall die Zeit, und das separate Universum, als Hindernisse. 

Die unmögliche Liebe wurde gerne von minnensängern auch aus der Renaissance aufgegriffen. 

 Terminator meinte dazu am 31.01.23 um 21:39:
Ich bin im Nachhinein froh, dass es damals nicht zur entzaubernden Nähe kam. Ich war ja zu der Zeit auf mehrererlei Arten unpässlich.

 harzgebirgler (02.02.23, 11:45)
'Der Welt erkennen will, muß sie zuvor zimmern' (Kant)

du bist wie kant ein zimmermann
weil welt nur der erkennen kann
wer sie sich volles rohr
wie er sagt zimmert zuvor. :)
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