fahr'n wir mal mit der geisterbahn
und sehen uns die geister an --
da steht ein unhold schwingt ein beil
und köpft sich selbst fast mit dem teil
ein geist mit sense schwebt am tor
und jault und jammert uns was vor
ein totenschädel glotzt uns an
als ob uns das erschüttern kann
ein zombie frißt sich satt an sich
und keiner find’t das fürchterlich
zum fürchten ist der preis allein:
zehn euro groß fünf euro klein
erwachsene und kinder klar
weil groß und klein ja sonst was war...
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wenn sich mal der melissengeist
bei klosterfrau’n am riemen reißt
und sich auf -brüder kapriziert
weiß gott wohin das letztlich führt...
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im traume sah wer einst synapsen
die tanzten nackt um ihn mit strapsen
und sangen: "du weißt
dank uns hast du geist!"
doch konnten die ihn nicht verklapsen...
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das wär mal was: wenn teilnehmer riskiert
daß TAGung bei ihm zu umNACHTung führt
aufgrund der weisheitsfülle die den geist
quasi aus seinen fundamenten reißt!...
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SELTEN BRAUCHT IM WINZERHÖFCHEN
SICHER WER EIN FRIESEN-STÖVCHEN
DENN DANK WEINGEIST HAT JUCHHE
MAN DORT HÖCHSTENS EIN’ IM TEE...
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die zeit gibt ständig fersengeld und flieht
weil ihr vergehen rache nach sich zieht -
nietzsche hat das einstmals thematisiert
und deshalb wird es hier von mir zitiert:
Der Geist der Rache: meine Freunde, das war bisher der Menschen bestes Nachdenken; und wo Leid war, da sollte immer Strafe sein.
Dies, ja dies allein ist Rache selber: des Willens Widerwille gegen die Zeit und ihr »Es war«.
(Also sprach Zarathustra)
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worauf wir - trotz größter geistesgaben
bisweil'n - wirklich wenig einfluß haben
ist das was sich uns zuschickt und bestimmt
welch ausgang letztlich es mit allem nimmt
zumal das schickende sich selbst verbirgt
obwohl es als geschick fortwährend wirkt
wie auch die umwertung aller werte
wo hin nietzsches will'n zur macht steuerte...
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vor jahr'n erschien zu nächt'ger stunde
gerne der geist von kunigunde
im rittersaal der alten veste,
wo ihr gemahl manch edle gäste
einst wohl empfing und oftmals lang
mit ihnen saß bei speis und trank:
wein mundete aus wölb'gem keller,
ein braten duftete vom teller,
der kürzlich noch samt frischlingsschar
im wald ein frohes wildschwein war.
man hatte spaß, war guter dinge,
doch einer dunklen ahnung schwinge
streifte schon kunigundens herz -
ein winter wich, es wurde märz.
da drang im allerschönsten lenze
des reiches feind über die grenze,
trieb dreist mit einem söldnerheer
dank vorerst schwacher gegenwehr
sein unwesen in landesteilen.
nun mußten zu den waffen eilen
die aufgescheuchten kaisertreuen,
denn wenn dem thron gefahren dräuen
nimmt sie der lehnsherr in die pflicht -
auch kunibert der zögert' nicht
und zog mit einem dutzend mannen
nach kunigundens schwur von dannen,
ihm treu zu sein bis in den tod -
ihr schwante bang, wie bald der droht.
es kam zum kampf und kunibert
hieb eines gegners schwert vom pferd -
er starb noch vor des kaisers sieg
in diesem nicht verbürgten krieg.
als kunigunde das erfuhr,
machte sie wahr den treueschwur:
legte das kleid der hochzeit an
in tiefster trauer um den mann
und stürzte sich ganz ohne scheu
die burg hinab von der bastei.
hernach, meist wenn besucher kamen,
schwebt' nachts sie aus dem bilderrahmen
im rittersaal als bleicher schemen
und ließ ihr klagewort vernehmen
"ach kunibert, mein kunibert,
der nie mehr zu mir wiederkehrt!"...
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der kellermeister steht am faß
und wundert sich : sein fuß wird naß -
die kellergeister sind entfleucht
des meisters fuß wird deshalb feucht
er fängt die beisters wieder ein
denn auch der wein soll trocken sein...
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wer sich ein' auf die lampe gießt
braucht dafür weingeist und der fließt
in strömen oft - strom braucht er nicht
denn selten geht's dabei um licht...
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in der echokammer und im spiegelsaal
selbstentzückter egomanen
ist rumtrommelei ja völlig normal
denn alle sind 'geistestitanen'
worüber natürlich von draußen wer lacht
der sich nicht ums 'ICHICH' gedanken bloß macht
weil ihn ja geltungssucht auch nicht zerfrißt
die erst bewirkt daß sich wer so vermißt...
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lichtung von welt geschieht
wenn geist da raum bezieht
wo wesen gibt ihm statt
das sodann sprache hat
und denkend zu ihr bringt
was in sein off'nes dringt...
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der ritter rums von wolkenstein
saß einst im rittersaal
und wollt’ für sich alleine sein
doch da mit einem mal
schwebt durch die wand vom rittersaal
ein geist ja schau nur schau
mit einem antlitz blau und fahl
nicht frisch wie morgentau
und kreiste um den rittersmann
den ließ das völlig kalt
weil 'n ritter nichts erschüttern kann
weder im feld noch wald
das fand der geist nun sonderbar
und fing laut an zu stöhn’ -
da ritter rums nicht schreckhaft war
tat er sich dran gewöhn’
nach einer stunde stöhnerei
ward es dem geist zu bunt
schwand durch die wand und streckt’ dabei
die zunge aus dem mund
da lachte ritter rums so laut
daß sich der geist erschreckt’
hat sich die zunge abgekaut
und nimmer rausgestreckt...